Donnerstag, 24. September 2015

Der Kommunikator: Stadtsprecher Volker Wiebels

Volker Wiebels



„Guten Tag, Herr Wiebels. Wie geht es Ihnen?“ So wird der Pressesprecher der Stadt, Volker Wiebels, oft von Menschen gefragt, die ihn kennen, ohne dass er sie kennen würde.

„Die Leute kennen mich nicht nur aus der Lokalpresse, sondern auch aus der Lokalzeit des WDR-Fernsehens“, erklärt Wiebels das Phänomen. Der 59-jährige Familienvater bekommt auch schon mal zu hören: „Waren Sie krank? Ich habe Sie so lange nicht mehr im Fernsehen gesehen.“

Wer sich mit Wiebels unterhält, erlebt einen eher sachlichen und bodenständigen Menschen. Trotz seiner berufsbedingten Medienpräsenz, die ihm seit 37 Jahren vertraut ist, fühlt sich der Stadtsprecher nicht als Medienstar, sondern als Dienstleister. „Ich bin der Pressesprecher des Unternehmens Stadt und nicht etwa Sprecher der wechselnden Oberbürgermeister“, sagt er und ergänzt: „Es macht mir Freude, diese Stadt nach innen wie nach außen darzustellen und Informationen aus und über diese Stadt zu kommunizieren.“ Auch wenn der in Mülheim geborene und aufgewachsene Wiebels, der Liebe wegen, seit vielen Jahren im Süden der Nachbarstadt Essen wohnt, lässt er keinen Zweifel daran, „dass Mülheim meine Stadt ist, in der ich fast jeden Winkel kenne und die ich liebe.“ Wie so mancher seiner Mit-Mülheimer schätzt Wiebels die „Überschaubarkeit der grünen Stadt, in der irgendwie jeder jeden kennt“.

Wie wird man eigentlich Pressesprecher der Stadt? „Ich hatte schon als Schüler am Gymnasium Broich immer Freude an Sprache und Kommunikation. Ich habe nie Probleme damit gehabt, vor vielen Menschen, in ein Radio-Mikrofon oder vor einer Fernsehkamera zu sprechen“, erzählt Wiebels. Als Schüler liebäugelte er mit einem pädagogischen Studium. Doch sein Vater, der als Beamter unter anderem beim Grünflächenamt der Stadt arbeitete, sagte zu ihm: „Sei vernünftig. Lerne was anständiges und komm zur Stadt.“ Der Sohn folgte der Empfehlung des Vaters und hat es nie bereut. „Ich bin heute glücklich mit dem, was ich mache“, sagt Wiebels.

Der Weg zum Glück, den richtigen Beruf fürs Leben gefunden zu haben, begann 1974 als Anwärter für den gehobenen Dienst. Bis 1977 studierte er berufsbegleitend an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und trat dann als Diplom-Verwaltungswirt in das Büro des damaligen Oberbürgermeisters Dieter aus dem Siepen ein.

Für ihn schrieb er Reden und Ansprachen. Hier lernte er zum ersten Mal, die für ihn bis heute entscheidende Fähigkeit, sich in Menschen und ihre Mentalität hineinzuversetzen, um für sie und ihr Anliegen die richtigen, verständlichen und somit öffentlichkeitswirksamen Worte zu finden.

1978 wechselte Wiebels dann ins Presseamt der Stadt und fand mit Karl Wilhelm (Charly) Tempelhoff einen Chef, der zu seinem Mentor wurde. „Ohne ihn wäre ich nie der geworden, der ich heute bin“, sagt Wiebels. Was er an Tempelhoff schätzte, war seine uneitele, väterliche und menschenfreundliche Art. „Er hat mir viel zugetraut und mich immer wieder ermutigt: Mach mal!“, erinnert sich Wiebels an den Mann, dessen Nachfolge er im Jahr 2000 antrat.

Schon als Tempelhoffs Stellvertreter lernte der 59-Jährige schnell, dass die Aufgabe eines Pressesprechers nicht mit einer Stechuhr im Kopf zu leisten ist. „Man muss das, was man macht schon lieben, um es wirklich gut machen zu können“, weiß Wiebels. Auch wenn er nicht in seinem Rathausbüro an der Schollenstraße ist, ist Wiebels immer erreichbar. Deshalb sieht man ihn auch in der Stadt oft mit dem Handy am Ohr.

Wiebels muss schmunzeln, wenn er daran denkt, wie sich seine Arbeit in der Pressestelle der Stadt in den letzten vier Jahrzehnten verändert hat. „Wir hatten nur ein Fax- und ein Kopiergerät im Rathaus. Wir tippten unsere Pressemitteilung auf der Schreibmaschine und ließen sie von Boten in die Redaktionen bringen. Von Regionalfernsehen, Lokalfunk, E-Paper, Smartphone und Internet war damals noch keine Rede“, erzählt der Pressesprecher und schaut auf seine E-Paper-Ausgabe der NRZ. Wenn Wiebels heute die Lokalpresse studiert, tut er dies nur noch am Computer-Bildschirm oder auf seinem I-Pad. Eine schwarz-weiß bedruckte Zeitung aus Papier sucht man heute in seinem Büro vergebens.

Auch wenn sich die technischen Rahmenbedingungen seiner Arbeit verändert haben, ist die Grundregel seiner Arbeit gleich geblieben: „Als Pressesprecher einer Stadtverwaltung mit mehr als 3000 Mitarbeitern muss man fast alles wissen, aber nicht alles sagen. Nur eines darf man auf gar keinen Fall: Lügen!“

Sein wichtigstes Kapital, daran lässt der städtische Kommunikator keinen Zweifel, ist Vertrauen. Journalisten müssen dem Pressesprecher vertrauen können, dass sie von ihm gut und ehrlich informiert werden. Oberbürgermeister, Dezernenten und Amtsleiter müssen dem Sprecher der Stadt vertrauen, dass er ihre Fachinformationen unmissverständlich in der Öffentlichkeit kommuniziert.

Keine Frage: Als Pressesprecher kann man was erleben. Besonders gerne erinnert sich Wiebels an die Landesgartenschau Müga (1992). „Das war einfach nur schön“, schwärmt er, obwohl sein Telefon damals nicht stillstand. Das war auch 2010 der Fall, als an der Kleiststraße eine Monokel-Kobra entlaufen war. „Damals bekamen wir Anfragen aus der ganzen Welt. Danach konnte ich das Wort Monokel-Kobra nicht mehr hören“, erinnert sich der passionierte Pressesprecher und lacht.

Es gibt Menschen, die kennt man, weil man sie regelmäßig im öffentlichen Raum wahrnimmt, ohne dass man sie als Person genauer kennen würde. In ihrer Portrait-Reihe „Den kenne ich doch“ stellt die NRZ solche Menschen vor. Heute den Pressesprecher der Stadt Mülheim, Volker Wiebels, der immer dann in Funk, Fernsehen und Presse auftritt, wenn die Stadt Informationen kommunizieren will.



Dieser Text erschien am 19. September 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

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