Mittwoch, 24. Juni 2020

Pflegefall Mülheim

„Ich dachte ich sei systemrelevant“, klagt mir ein Mülheimer Krankenpfleger sein Leid als Parksünder. Weil er sein Auto länger als die Polizei, pardon das Ordnungsamt erlaubt, auf dem Parkplatz an der Stadthalle abgestellt hatte, muss er jetzt ein Bußgeld von 20€ bezahlen. Trotz seiner in diesen Coronatagen viel und zu Recht gelobten systemrelevanten Arbeit, gab ihm die ihm in diesem Fall alles andere als sympathische Stadt an der Ruhr keinen Bonus auf sein Bußgeld. Denn weil die an vielen Stellen kränkelnde der Stadt am Fluss finanziell am Stock geht und deshalb viel zu viel den Bach runtergeht, müssen auch systemrelevante Stützen der Stadtgesellschaft ganz systemrelevanter als ihnen lieb ist, nicht nur mit ihrer Arbeitstugenden sondern auch als Parksünder gebührenpflichtig die leeren Kassen Stadt pflegen und auffüllen. Man sieht: Die pflegebedürftige Stadt lebt nicht nur von den Tugenden , sondern auch von den kleinen und großen Lastern ihrer Bürger. Die würden den ein oder anderen Park- und Steuergroschen vielleicht eher verschmerzen und dem von amts wegen einnehmenden Stadtkämmerer verzeihen, wenn sie immer sicher sein könnten, dass ihr hart verdientes Geld nicht nur die Finanz- sondern auch die Straßenlöcher der Stadt am Fluss stopfen würde.

Dieser Text erschien am 22. Juni 2020 in der NRZ

Montag, 8. Juni 2020

Spielend gelernt

Als ich jetzt die aussagekräftige Themenseite über den Mülheimer Kaufhof las, erinnerte ich mich an meinen Großvater. Er kaufte seinem kleinen Enkel im Kaufhof der siebziger Jahre ein schickes Kettcar mit Gangschaltung. Was mich als Junge beeindruckte, war das Selbstbewusstsein, mit dem mein Großvater gegenüber den Verkäufern in der üppigen Spielzeugabteilung auftrat, in der für mich viele unbezahlbare und deshalb unerreichbare Kinderträume lockten. „Machen Sie mal den Weg frei, damit mein Enkel mal eine Proberunde fahren kann, ehe wir das Kettcar kaufen“, ließ mein Großvater die etwas indignierten und unwilligen Verkäufer wissen. Auch wenn sich mein Großvater bei den Kaufhof-Mitarbeitern mit seinem forschen Appell nicht beliebt machte, konnten sie sich angesichts ihrer Umsatzaussichten, eben diesem doch nicht entziehen. So kamen die Dinge in Bewegung und der Weg für die Erfüllung meines Kindertraums auf vier Rädern wurde frei gemacht. Damals wurde mir klar, dass man im Leben nur mit Mut, mit deutlichen Worten und mit mitmenschlicher Rückendeckung und Schubkraft seinen Weg findet und sein Ziel erreicht. 

Dieser Text erschien am 4. Juni 2020 in der NRZ

Junge Schule

 Schülerinnen und Schüler machen Schule. Das nahm die Schülervertretung an der Willy-Brandt-Schule in Styrum an einem von ihr organisierten ...