Mittwoch, 30. September 2015

An dem Early-Excellence Prinzip, nach dem in den 39 städtischen Kitas die Kinder ihren Tag selbst gestalten können, wird Kritik von Eltern und Erziehern laut

Kinderärztin Bärbel Kröner-Beglau ist überzeugt: „Kinder brauchen feste Strukturen, Regeln und emotionale Sicherheit, um sich gut entwickeln zu können“, sagt sie. In den städtischen Kitas gehen die Erzieher einen anderen Weg. Die Kinder gestalten ihren Kita-Alltag relativ selbstbestimmt, so wie es das Konzept von Early-Excellence vorsieht. 2007 wurde es in den ersten Mülheimer Kitas eingeführt, heute in allen 39 angewandt. Jetzt wird Kritik an dem System laut.

Bärbel Kröner-Beglau äußert sie öffentlich. Weitere Eltern, Erzieherinnen und Kinderärzte wollen namentlich nicht erwähnt werden. Ihre Meinung ist drastisch: „Early Excellence kann man nicht reformieren, sondern nur abschaffen, weil es an Körperverletzung grenzt.“ Die Eltern berichten von überdrehten, schlaflosen, unkonzentrierten und aggressiven Kindern, die Probleme haben, Regeln einzuhalten, Kontakte zu knüpfen und sich in Gruppen zu integrieren. „In der Kita darf ich auch machen, was ich will, hören wir“, erzählen sie. Die Kinder würden sich auch im Vorschulalter schwer tun, Stifte richtig zu benutzen und zu malen. Auch von Kinderärzten oder Grundschullehrern würden sie die Rückmeldung bekommen, ihre Kinder hätten soziale und motorische Entwicklungsdefizite.

„Wir haben unser Kind aus der städtischen Kita genommen und in einer konfessionellen Kita angemeldet, wo die Probleme schon nach wenigen Wochen kein Thema mehr waren. Aber das ist ja keine Option für alle Eltern“, sagt ein Vater. Verärgert sind Eltern und Erzieherinnen darüber, dass ihre Kritik von Kita-Leitungen und Jugendamt abgeblockt worden sei. „Das müssen wir jetzt so machen. Das liegt an ihrem Kind. Das sind Einzelfälle und Anlaufschwierigkeiten“, hörten sie immer wieder.

Bildungsdezernent Ulrich Ernst will „nicht ausschließen, dass es an der einen oder anderen Stelle schon mal haken kann, aber die globale Kritik an dem Konzept, in das wir bisher rund 4 Millionen Euro investiert haben, muss ich zurückweisen“, sagt er. Die bei der Stadt für Early Excellence zuständige Koordinatorin Karin Bode-Brock weist auf eine dreijährige Versuchsphase hin, die der flächendeckenden Einführung von Early Excellence vorausgegangen sei. Erst aufgrund der positiven Resonanz bei Erzieherinnen, Kindern und Eltern habe man 2011 stadtweit mit der Umstellung begonnen und auch danach überwiegend positive Reaktionen bekommen.

Auch wenn Ernst und Bode-Brock einräumen, dass sich einzelne Erzieherinnen mit Early Excellence schwertun, bleiben sie dabei „Early Excellence hat bisher segensreich gewirkt.“ Bode-Brock, die früher selbst eine städtische Kita geleitet hat, lädt die Early-Excellence-Kritiker zum Dialog ein und weist auf Beratungs- und Weiterbildungsangebote hin.

Die Kritik ist auch in der Politik angekommen. Johannes Terkatz (SPD), Heiko Hendricks (CDU) und Franziska Krummwiede (Grüne) bekennen sich zur Early-Excellence-Pädagogik, fordern aber die Verwaltung auf, die Rahmenbedingungen zu überprüfen und die Eltern mit einzubeziehen. Meike Ostermann (FDP) wird deutlich: „Ich höre die Kritik am Early Excellence Konzept von befreundeten Eltern immer wieder. Ich halte es für falsch, wenn das Jugendamt die Kritik abblockt. Damit schafft man kein Vertrauen. Oberste Priorität muss haben, alle Kinder gemäß ihren Begabungen optimal zu fördern. Das gelingt mit diesem Konzept offensichtlich nicht.“ SPD und Grüne wollen über Early Excellence in der nächsten Jugendhilfeausschuss-Sitzung sprechen.

Was bedeutet Early Excellence?


Das Konzept von Early Excellence (frühe Vortrefflichkeit) kommt aus England. 2007/2008 in drei städtischen Kindertagesstätten erprobt, arbeiten heute alle 39 städtische Kitas nach diesem Prinzip, das auf die Stärken der Kinder setzt. Durch Bezugserzieherinnen und mit Hilfe verschiedener Lern- und Themenräume werden Kinder dazu motiviert, ihre Stärken zu entdecken und auszubauen.

Statt der herkömmlichen Kindergartengruppen gibt es täglich 1-2 Gemeinschaftszeiten und regelmäßige gemeinsame Aktionen. Early Excellence setzt aber darauf, dass Kinder selbstbestimmt und selbstständig ihren Kita-Tag planen und nach ihren Vorlieben experimentieren, basteln, sich bewegen, Theaterspielen oder malen. Sie entscheiden, wann sie in welchen Lern- und Themenraum
gehen oder frühstücken und zu Mittag essen wollen. Im Dialog mit den Elten sollen Erzieherinnen die Entwicklungsschritte der Kinder dokumentieren und diskutieren.

Dieser Text erschien am 25. September 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

Dienstag, 29. September 2015

Ein Mittagsrundgang durch das grüne, hügelige, aber auch "trockene" Holthausen

Rainer Fiddecke in der ausgeräumten Kapelle an der Walkmühlenstraße

Wer mit Rainer Fiddeke und Jan Vogelsang durch Holthausen geht, merkt es schnell. In diesem gut-bürgerlichen Stadtteil ist es grün und hügelig. Und das genau mögen die beiden Holthauser an ihrem Stadtteil, in dem sie bisher ihr ganzes Leben verbracht haben. Der pensionierte Lehrer Fiddecke wurde vor 68 Jahren und der Oberstufenschüler Vogelsang vor 19 Jahren hier geboren. Beide sind in der SPD aktiv. Fiddecke hat eine lange Rats-Vergangenheit hinter sich. Vogelsang hat als als jüngster Stadtverordneter erst seine politische Zukunft erst vor sich.

Der Branchenmix ist hier ganz ordentlich. Man bekommt alles, was man braucht“, sagt Fiddecke mit Blick auf den Oppspring. „Aber an der oberen Zeppelinstraße gibt es so gut, wie keine Nahversorgung. Das ist vor allem für die älteren Anwohner schlecht“, ergänzt Vogelsang.

Beide bedauern, dass es in Holthausen inzwischen keine Gaststätte mehr gibt, in denen man sich gemütlich mit Nachbarn auf ein Bier und eine Frikadelle treffen könne. Die letzten drei Gaststätten haben in den letzten Jahren dicht gemacht.
Für den Oppspring wünschen sich Fiddecke und Vogelsang mehr Parkplätze und einen Kreisverkehr, um die zum Teil chaotische und gefährliche Verkerssituation zu entspannen.

Außerdem wissen sie, dass sich viele Holthauser darüber ärgern, dass die Anschlüsse zwischen der Straßenbahnlinie 104, die zum Hauptfriedhof fährt und der neuen Buslinie, die bis zum Flughafen und dann zum Rhein-Ruhr-Zentrum fährt, oft nicht funktionieren und die Fahrgäste im Regen stehen.



Weil man in Holthausen im Grünen wohnen kann, ziehen auch viele Familien in den Stadtteil. Das tut der Bevölkerungsstruktur gut, führt aber auch zu Neubaumaßnahmen, wie an der Tilsiter oder der Mendener Straße, die nicht von allen Alteingesessenen gerne gesehen werden.

Dieser Text erschien am 22. September in der Neuen Ruhr Zeitung

Montag, 28. September 2015

"Ich habe mich immer für Menschen interessiert": Margret Zerres arbeitet seit 25 Jahren für die Caritas


Margret Zerres
 
25 Jahre bei der Caritas. Das konnte jetzt Margret Zerres feiern. „Eigentlich habe ich mich immer für Menschen interessiert“, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin der Caritas. Deshalb engagierte sich die Tochter eines Bergmanns und einer Schneiderin in der katholischen Jugendarbeit und studierte nach der Schule Sozialarbeit. In 25 Jahren Caritas in fast allen Bereichen gearbeitet, die der katholische Sozialverband zu bieten hat, Familien- und Jugendhilfe, der allgemeine soziale Dienst, Arbeit mit psychisch kranken Menschen, Sucht- und Integrationsberatung. „Diese breite Erfahrung hilft mir heute, die Arbeit meiner Kollegen wertzuschätzen“, sagt Zerres. Mit einem berufsbegleitenden Studium Sozialmanagement hat sich die Sozialarbeiterin 2002/2003 das geistige Rüstzeug für ihre heutige Position geholt. Denn als stellvertretende Caritas-Geschäftsführerin wird Margret Zerres seit 2006 nicht nur mit sozialen, sondern auch mit Personal- und Wirtschaftsfragen konfrontiert. Obwohl die Aufgaben, etwa in der Familien- und Jugendhilfe, in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen oder mit Flüchtlingen weiter zunehmen und die Finanzierung der sozialen Arbeit über Bund, Land und Bistum schwieriger wird, hat sich Zerres die Freude an ihrer Arbeit bewahrt. „Denn ich schaue immer zuerst auf die Potenziale und Stärken der Menschen, die zu uns kommen, weil ich weiß, dass es sehr schwierig wird Menschen zu helfen, wenn sie nicht selbst bereit sind, ihr Problem anzupacken.“ Gerne erinnert sie sich an eine mehrfache Mutter, die durch ihre motivierende Begleitung den Mut fand, sich von ihrem gewalttätigen Ehemann zu trennen und den Start in ein neues, privat und beruflich, selbstbestimmtes Leben zu wagen. Und jetzt sieht sie bei vielen Flüchtlingen, um die sich die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Caritas kümmern, ein großes Potenzial an Bildung, Wissen und Motivation, das unserer Gesellschaft gut tun könnte. Und Eltern wünscht die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen: „den Mut, Kindern im Alltag Grenzen zu setzen und sie mehr als eine Freude als eine Belastung zu sehen.“
 
Dieser Text erschien am 19. September 2015 im Neuen Ruhrwort

Sonntag, 27. September 2015

Warum sich das Lesen der Bibel auch heute noch lohnt: Ein Gespräch mit dem Organisator der Mülheimer Bibeltage Oskar Dierbach


Oskar Dierbach
 
In einer Welt voller Grausamkeiten können viele Menschen nicht mehr an einen gnädigen Gott glauben. Die christlichen Kirchen verzeichnen mehr Aus,- als Eintritte. Gleichzeitig ziehen die Bibeltage, die am 19. Und 20. September im Altenhof an der Kaiserstraße über die Bühne gehen immer wieder bis zu 400 interessierte Christen aus allen Konfessionen an, die gemeinsam in der Bibel lesen und über die Bibel sprechen, in dem sie sich durch Diskussionen und Vorträge inspirieren lassen. Was hat uns die Bibel heute noch zu sagen? Das Neue Ruhrwort fragte den Organisator der Bibeltage, Oskar Dierbach, der als Pflegedienstleiter im Altenheim Haus Ruhrgarten arbeitet.

??? Warum lohnt es sich, in der Bibel zu lesen?

!!! Weil Sie eine konkrete Lebenshilfe darstellt, in dem sie uns tiefe Wahrheiten über das menschliche Zusammenleben vermittelt und uns zeigt, dass unser Leben jenseits der Leistungsmaxime „höher, schneller, weiter“ einen unzerstörbaren und von Gott gegebenen Wert und Sinn hat.

??? Aber warum tun sich heute so viele Menschen schwer damit an einen gnädigen Gott zu glauben und sich in einer Kirche zu engagieren?

!!! Weil ihnen oft die gelebten Vorbilder christlichen Glaubens und christlicher Nächstenliebe fehlen und sie Kirchen oft als einen Ort voller Traditionen und Rituale sehen und erleben, der mit Ihrer Lebenswirklichkeit nichts zu tun hat. Erst wenn man sich auf die Bibellektüre einlässt, kann man zunächst seinen eigenen Standort bestimmen und sich dann mit anderen über seine Glaubenserfahrungen austauschen. Und nur so kann man dann auch erkennen, dass wir uns als Mitmenschen von Gott als Assistenten geschenkt worden sind. Und so, wie wir als Menschen uns gegenseitig geschenkt worden sind, so ist uns auch unser Leben von dem unsichtbaren, aber lebendigen Gott geschenkt worden. Sö können wir erfahren, dass dieser liebende Gott, der sich durch Jesu Worte und Taten offenbart hat, auch und gerade dann mit uns geht, wenn wir an den Grausamkeiten dieser Welt verzweifeln wollen.

??? Was zieht Menschen aller christlichen Konfessionen zu den Bibeltagen?

!!!  Die Erfahrung, dass wir die Frohe Botschaft der Bibel ganz konkret in unseren Alltag übersetzen, so dass jeder erkennt: Das hat etwas mit mir und mit meinem Leben zu tun. Das kann mir helfen, gut zu leben und der zu werden, der oder die ich bin. So werden wir uns bei diesen Bibeltagen zusammen mit dem Mülheimer Sozialdezernenten Ulrich Ernst und Denise Uwimana Reinhardt, die in dem vom Völkermord gezeichneten Ruanda ganzheitliche Hilfs- und Versöhnungsarbeitet leistet, darüber sprechen, was es im familiären und gesellschaftlichen Alltag bedeuten kann, wenn man aus der biblischen Quelle eines christlichen Lebens- und Glaubensverständnisses heraus das Vergeltungs-Prinzip Zahn um Zahn durchbricht und das Zusammenleben der Generationen so organisiert, dass jeder den anderen als Geschenk begreift und erlebt.
Dieser Text erschien am 19. September 2015 im Neuen Ruhrwort

Samstag, 26. September 2015

"Wir hätten nicht die Probleme, die wir haben" - Ein Gespräch mit dem Sozialdemokraten und Bibelfreund Hans Meinolf

Hans Meinolf

Familie weiter denken: Nehmt einander an, so wie Christus euch angenommen hat. Unter dieser Losung beschäftigen sich die von Oskar Dierbach organisierten Bibeltage im Altenhof mit der Frage, wie man heute biblisch inspiriert Versöhnung und das Zusammenleben der Generationen gestalten kann. Als Gesprächspartner haben sich unter anderem Sozialdezernent Ulrich Ernst und die Ruanda-Aktivistin Denise Uwimana Reinhardt, angesagt. Was sagt uns die Bibel heute? Für die NRZ fragte den Sozialdemokraten und Bibel-Sammler Hans Meinolf?

Frage: Warum sammeln Sie Bibeln?

Antwort: Ich bin kein unheimlich frommer oder religiöser Mensch. Seit ich vor etwa 40 Jahren auf die Reproduktion einer alten Gutenberg-Bibel stieß, faszinieren mich auch von Chagall, Dürer, Fuchs oder Hundertwasser kunstvoll gestaltete Bibeln.

Frage: Was sagt Ihnen die Bibel?

Antwort: Ich sehe die Bibel als ein großes Buch der Weltgeschichte, das uns zeigt, dass die Menschheit seit Jahrtausenden immer wieder mit den selben Problemen zu kämpfen hat: Gewalt, Hass, Macht- und Habgier.

Frage: Was sollte die Bibel uns allen sagen?

Antwort: Ich habe immer eine Bibel aufgeschlagen und lese regelmäßig den einen oder anderen Absatz, in dem ich tiefe Wahrheiten finde, die einem im Alltag helfen können. Wenn man zum Beispiel die Bergpredigt Jesu liest, ist dies eine Aufforderung, sich für die Mitmenschen zu öffnen und aktiv an einer Verbesserung des menschlichen Zusammenlebens mitzuarbeiten. Wenn Sie daran denken, dass Jesus die Händler aus dem Tempel gejagt und sie in ihre Schranken verwiesen hat, könnte man auf die Idee kommen, dass Jesus der erste Sozialist war. Sicher ist, würden die Menschen das beherzigen, was in der Bergpredigt steht, hätten wir heute in unserer Welt nicht die Probleme, die wir haben.


Dieser Text erschien am 17. September 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

Freitag, 25. September 2015

Immer mehr schulpflichtige Schüler müssen in Mülheim unterrichtet werden: Ist das eine zweite Chance für alte Schulen?


Auch das Schulleben ist eine Baustelle. Bisher ging die Mülheimer Schulentwicklungsplanung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels von rückläufigen Schülerzahlen aus. Die Statistiker der Stadt prognostizierten, dass die Zahl der schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen bis 2025 um 8,4 Prozent zurückgehen könnte.

Folge: Schulstandorte wurden aufgegeben, fusioniert oder umgewidmet. Doch jetzt könnte es anders kommen. Denn mit den Flüchtlingsfamilien kommen auch immer mehr Kinder und Jugendliche in die Stadt. „Derzeit werden an den 36 Mülheimer Schulstandorten 656 Seiteneinsteiger unterrichtet. Bis Ende des Jahres rechnen wir mit 1000 schulpflichtigen Flüchtlingen“, skizziert die Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums, Martina Kleinewegen, die absehbare Entwicklung. „Bis Ende des Jahres wird der vorhandene Schulraum aber wohl ausreichen“, glaubt Kleinewegen.

Doch weil die Stadt mit weiter steigenden Flüchtlingszahlen rechnet, prüfen Schulamt und Kommunales Integrationszentrum derzeit weitere Raumressourcen. „Wir arbeiten an einer Beschlussvorlage für die nächste Sitzung des Bildungsausschusses, die am 30. November stattfinden wird“, sagt Kleinewegen.

Weder sie noch Schuldezernent Ulrich Ernst wollen die Reaktivierung auslaufender oder stillgelegter Schulstandorte ausschließen. „Dass die Max-Kölges-Schule an der Bruchstraße, wie vom Rat beschlossen, im Sommer 2016 geschlossen wird, ist erst einmal so. Aber es kann sein, dass wir bestehende Schulstandorte weiter für schulische Zwecke nützen müssen. Und dazu könnte dann auch die heutige Max-Kölges-Schule an der Bruchstraße gehören, vielleicht als Außenstelle einer anderen Schule.“, erklärt Schuldezernent Ernst. In welcher Schulform das auch organisatorisch und rechtlich geschehen könnte, wird von der Stadt jetzt geprüft. „Für die Integration der schulpflichtigen Flüchtlinge gilt, was für die Unterbringung der Flüchtlinge auch gilt: Wir müssen alle uns zur Verfügung stehenden Ressourcen und Räume nutzen“, betont die Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums.

Kleinewegen weist darauf hin, dass inzwischen alle Mülheimer Schulstandorte an der Integration der Seiteneinsteiger mitwirken. Sie selbst arbeitet seit fast 30 Jahren in diesem Bereich. „Anders, als bei der Flüchtlingswelle, die uns in den frühen 90er Jahren erreichte, haben wir es heute in fast allen Fällen mit hoch motivierten Schülern zu tun“, weiß Kleinewegen. Neben bereits gut gebildeten Flüchtlingskindern, etwa aus Syrien und Afghanistan, denkt sie dabei auch an einen irakischen Jungen, der in wenigen Monaten alphabetisiert werden konnte und inzwischen sogar am Regelunterricht einer Realschule teilnimmt. „Der Junge wird bestimmt sein Abitur machen“, glaubt Kleinewegen.

Doch weil die Zahl der schulpflichtigen Flüchtlinge, die mit sehr unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen weiter steigt und ein Ende dieser Tendenz nicht absehbar ist, ist man von der sofortigen Integration in den Regelunterricht abgekommen.

Stattdessen sind jetzt internationale Vorbereitungsklassen das Mittel der Wahl. In diesen separaten Klassen können sich Flüchtlingskinder und Jugendliche, angeleitet von speziell qualifizierten Lehrkräften, zunächst ganz auf den Erwerb der deutschen Sprache konzentrieren, bevor sie schrittweise in den Regelunterricht integriert werden.

Weil mit den schulpflichtigen Flüchtlingen die Schülerzahlen steigen, bekommen die Schulen auch mehr Lehrer. Das Schulamt und das kommunale Integrationszentrum beraten die Schulen deshalb nicht nur pädagogisch, sondern auch bei der Antragsstellung an die zuständige Bezirksregierung.

Grundsätzlich gilt: 22 Schüler schaffen das Anrecht auf eine Lehrerstelle und 20 Seiteneinsteiger schaffen das Recht auf eine halbe Lehrerstelle.


Dieser Text erschien am 19. September 2015 in der NRZ

Donnerstag, 24. September 2015

Der Kommunikator: Stadtsprecher Volker Wiebels

Volker Wiebels



„Guten Tag, Herr Wiebels. Wie geht es Ihnen?“ So wird der Pressesprecher der Stadt, Volker Wiebels, oft von Menschen gefragt, die ihn kennen, ohne dass er sie kennen würde.

„Die Leute kennen mich nicht nur aus der Lokalpresse, sondern auch aus der Lokalzeit des WDR-Fernsehens“, erklärt Wiebels das Phänomen. Der 59-jährige Familienvater bekommt auch schon mal zu hören: „Waren Sie krank? Ich habe Sie so lange nicht mehr im Fernsehen gesehen.“

Wer sich mit Wiebels unterhält, erlebt einen eher sachlichen und bodenständigen Menschen. Trotz seiner berufsbedingten Medienpräsenz, die ihm seit 37 Jahren vertraut ist, fühlt sich der Stadtsprecher nicht als Medienstar, sondern als Dienstleister. „Ich bin der Pressesprecher des Unternehmens Stadt und nicht etwa Sprecher der wechselnden Oberbürgermeister“, sagt er und ergänzt: „Es macht mir Freude, diese Stadt nach innen wie nach außen darzustellen und Informationen aus und über diese Stadt zu kommunizieren.“ Auch wenn der in Mülheim geborene und aufgewachsene Wiebels, der Liebe wegen, seit vielen Jahren im Süden der Nachbarstadt Essen wohnt, lässt er keinen Zweifel daran, „dass Mülheim meine Stadt ist, in der ich fast jeden Winkel kenne und die ich liebe.“ Wie so mancher seiner Mit-Mülheimer schätzt Wiebels die „Überschaubarkeit der grünen Stadt, in der irgendwie jeder jeden kennt“.

Wie wird man eigentlich Pressesprecher der Stadt? „Ich hatte schon als Schüler am Gymnasium Broich immer Freude an Sprache und Kommunikation. Ich habe nie Probleme damit gehabt, vor vielen Menschen, in ein Radio-Mikrofon oder vor einer Fernsehkamera zu sprechen“, erzählt Wiebels. Als Schüler liebäugelte er mit einem pädagogischen Studium. Doch sein Vater, der als Beamter unter anderem beim Grünflächenamt der Stadt arbeitete, sagte zu ihm: „Sei vernünftig. Lerne was anständiges und komm zur Stadt.“ Der Sohn folgte der Empfehlung des Vaters und hat es nie bereut. „Ich bin heute glücklich mit dem, was ich mache“, sagt Wiebels.

Der Weg zum Glück, den richtigen Beruf fürs Leben gefunden zu haben, begann 1974 als Anwärter für den gehobenen Dienst. Bis 1977 studierte er berufsbegleitend an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und trat dann als Diplom-Verwaltungswirt in das Büro des damaligen Oberbürgermeisters Dieter aus dem Siepen ein.

Für ihn schrieb er Reden und Ansprachen. Hier lernte er zum ersten Mal, die für ihn bis heute entscheidende Fähigkeit, sich in Menschen und ihre Mentalität hineinzuversetzen, um für sie und ihr Anliegen die richtigen, verständlichen und somit öffentlichkeitswirksamen Worte zu finden.

1978 wechselte Wiebels dann ins Presseamt der Stadt und fand mit Karl Wilhelm (Charly) Tempelhoff einen Chef, der zu seinem Mentor wurde. „Ohne ihn wäre ich nie der geworden, der ich heute bin“, sagt Wiebels. Was er an Tempelhoff schätzte, war seine uneitele, väterliche und menschenfreundliche Art. „Er hat mir viel zugetraut und mich immer wieder ermutigt: Mach mal!“, erinnert sich Wiebels an den Mann, dessen Nachfolge er im Jahr 2000 antrat.

Schon als Tempelhoffs Stellvertreter lernte der 59-Jährige schnell, dass die Aufgabe eines Pressesprechers nicht mit einer Stechuhr im Kopf zu leisten ist. „Man muss das, was man macht schon lieben, um es wirklich gut machen zu können“, weiß Wiebels. Auch wenn er nicht in seinem Rathausbüro an der Schollenstraße ist, ist Wiebels immer erreichbar. Deshalb sieht man ihn auch in der Stadt oft mit dem Handy am Ohr.

Wiebels muss schmunzeln, wenn er daran denkt, wie sich seine Arbeit in der Pressestelle der Stadt in den letzten vier Jahrzehnten verändert hat. „Wir hatten nur ein Fax- und ein Kopiergerät im Rathaus. Wir tippten unsere Pressemitteilung auf der Schreibmaschine und ließen sie von Boten in die Redaktionen bringen. Von Regionalfernsehen, Lokalfunk, E-Paper, Smartphone und Internet war damals noch keine Rede“, erzählt der Pressesprecher und schaut auf seine E-Paper-Ausgabe der NRZ. Wenn Wiebels heute die Lokalpresse studiert, tut er dies nur noch am Computer-Bildschirm oder auf seinem I-Pad. Eine schwarz-weiß bedruckte Zeitung aus Papier sucht man heute in seinem Büro vergebens.

Auch wenn sich die technischen Rahmenbedingungen seiner Arbeit verändert haben, ist die Grundregel seiner Arbeit gleich geblieben: „Als Pressesprecher einer Stadtverwaltung mit mehr als 3000 Mitarbeitern muss man fast alles wissen, aber nicht alles sagen. Nur eines darf man auf gar keinen Fall: Lügen!“

Sein wichtigstes Kapital, daran lässt der städtische Kommunikator keinen Zweifel, ist Vertrauen. Journalisten müssen dem Pressesprecher vertrauen können, dass sie von ihm gut und ehrlich informiert werden. Oberbürgermeister, Dezernenten und Amtsleiter müssen dem Sprecher der Stadt vertrauen, dass er ihre Fachinformationen unmissverständlich in der Öffentlichkeit kommuniziert.

Keine Frage: Als Pressesprecher kann man was erleben. Besonders gerne erinnert sich Wiebels an die Landesgartenschau Müga (1992). „Das war einfach nur schön“, schwärmt er, obwohl sein Telefon damals nicht stillstand. Das war auch 2010 der Fall, als an der Kleiststraße eine Monokel-Kobra entlaufen war. „Damals bekamen wir Anfragen aus der ganzen Welt. Danach konnte ich das Wort Monokel-Kobra nicht mehr hören“, erinnert sich der passionierte Pressesprecher und lacht.

Es gibt Menschen, die kennt man, weil man sie regelmäßig im öffentlichen Raum wahrnimmt, ohne dass man sie als Person genauer kennen würde. In ihrer Portrait-Reihe „Den kenne ich doch“ stellt die NRZ solche Menschen vor. Heute den Pressesprecher der Stadt Mülheim, Volker Wiebels, der immer dann in Funk, Fernsehen und Presse auftritt, wenn die Stadt Informationen kommunizieren will.



Dieser Text erschien am 19. September 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

Mittwoch, 23. September 2015

Humanitäre Hilfe vor der Haustüre Das Rote Kreuz betreut Flüchtlinge an der Lehnerstraße

Martin Meier

„Die Menschen kamen mit dem an, was sie am Leibe trugen. Sie waren sehr erschöpft, sehr still und zurückhaltend. Das macht einen schon nachdenklich, wenn man plötzlich erkennt, wie gut es uns in Deutschland geht.“ So erinnert sich der Kreisbereitschaftsleiter des Deutschen Roten Kreuzes, Martin Meier, an den Nachmittag des 21. Juli. An diesem Nachmittag trafen gegen 16.30 Uhr die ersten 50 Flüchtlinge aus Unna-Massen an der Lehnerstraße ein. Insgesamt 81 Menschen aus 12 Nationen kamen an diesem Tag auf dem Gelände des Saarner Schulzentrums an, darunter 11 Kinder und 4 schwangere Frauen. Dort wurden sie von je 30 Helfern des Roten Kreuzes und der Johanniter Unfallhilfe in Empfang genommen. Keine 24 Stunden  waren vergangen, seitdem DRK und Johanniter Unfallhilfe von der Düsseldorfer Bezirksregierung und der Mülheimer Feuerwehr den Auftrag erhalten hatten, in der Turnhalle des Saarner Schulzentrums eine Flüchtlingsunterkunft einzurichten.
In Windeseile mussten Lebensmittel beschafft, Etagenbetten aufgebaut und WC,- Dusch- und Wasch-Container aufgestellt werden. „Insbesondere die benötigten Waschmaschinen waren so schnell nur über den Großhandel zu bekommen“, erinnert sich Meier. „Das war schon eine tolle Gemeinschaftsleistung. Da haben alle Hand in Hand gearbeitet“, lobt Martin Meier seine Leute vom DRK und die Kollegen von der Johanniter Unfallhilfe. Dieses Lob bekamen die ehrenamtlichen Helfer auch von den Stadt- und Feuerwehr-Spitzen zu hören, die sich am 22. Juli vor Ort ein eigenes von der Lage Bild machten.

„Die Flüchtlinge waren anfangs sehr ängstlich. Man musste ihnen sogar den Becher Wasser in die Hand drücken, damit sie überhaupt etwas tranken“, erinnert sich Meier. Das galt auch für das Marzipan, das als Spende einer Nachbarin an die Kinder verteilt wurde. Vor der ersten Mahlzeit in der Erstaufnahmestelle, verteilten die für die Verpflegung der Flüchtlinge und der Einsatzkräfte verantwortlichen Leute vom DRK an jeden Flüchtling sein eigens Geschirr, das die Flüchtlinge selbst spülen und während ihres Aufenthaltes an der Lehnerstraße bei sich halten müssen.
„Die Flüchtlinge essen viel Weißbrot, aber kein Grau- oder Schwarzbrot. Zum Frühstück und zum Abendessen gibt es neben Weißbrot Kaffee, Tee, Wasser, Käse, Butter und Marmelade. Auch beim Mittagessen setzten wir in Zusammenarbeit mit einem Caterer auf vegetarische Lebensmittel, wie Suppe, Kartoffeln, Kohl und Salat, weil 80 Prozent der Flüchtlinge Muslime sind und deshalb kein Schweinefleisch essen“, gibt der 34-jährige Kreisbereitschaftsleiter des DRKs einen Übersicht der Verpflegungslage.

Aber auch die deutsche Bürokratie fordert ihr Recht. Um alle Flüchtlinge erfassen und ihre jeweilige Ausgangssituation für die Bezirksregierung dokumentieren zu können, haben DRKler und Johanniter in einem Schulbüro eine Einsatzleitstelle eingerichtet, um für jeden Neuankömmling eine Personalakte anlegen zu können. Außerdem musste bei einer ersten Sichtung festgestellt werden, wer welche medizinische Hilfe braucht. Mit einem Mannschaftswagen wurden behandlungsbedürftige Flüchtlinge ins Krankenhaus oder zum Arzt gebracht.
Je nach Möglichkeit verständigen sich Betreuer und Betreute mit Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch oder auch mit Händen und Füßen. „Wir haben Gott sei Dank drei Helfer mit arabischen Wurzeln und entsprechenden Sprachkenntnissen in unseren Reihen“, freut sich Meier.
Zur ehrenamtlichen Betreuung gehört es auch, mit den Kindern der Flüchtlingsfamilien auf dem Schulhof Fußball und Tennis zu spielen oder mit Kreide kleine Gemälde aufs Schulhofpflaster zu zaubern. „Die Kinder und Jugendlichen können ja nicht den ganzen Tag auf ihren Betten in der Turnhalle liegen“, meint Meier.

Als Vorteil empfindet der Kreisbereitschaftsleiter die Tatsache, „dass wir zurzeit Schulferien haben, so dass die Flüchtlinge zumindest für zwei oder drei Wochen in der Turnhalle untergebracht werden können und viele unserer jungen Helfer schulfrei haben.“ Ältere Kollegen, wie der 34-jährige Außendienstmitarbeiter müssen ihren ehrenamtlichen Einsatz vor oder nach der Arbeit leisten oder sich auch Urlaub nehmen.
Meier sieht es pragmatisch: „Wer sich beim Roten Kreuz engagiert, weiß, dass neben den Rettungs- und Sanitätsdiensten, eben auch diese humanitäre Betreuung zu unseren Aufgaben gehört.“ 

Dieser Text erschien im DRK-Magazin vom August 2015

Dienstag, 22. September 2015

Franz Matuszczyk - Ratsherr und Redakteur - Ein politisches Leben

Heute kann man es sich gar nicht mehr vorstellen. Doch Franz Matuszczyk war über mehr als zwei Jahrzehnte als Ratsherr der CDU und als Redaktionsleiter der Ruhrnachrichten Teil der Mülheimer Kommunalpolitik. „Ich habe meine Arbeit in der Redaktion und im Rat immer sorgfältig voneinander getrennt. Auch wenn ich politisch nicht einer Meinung mit ihnen war, hatte ich auch zu einigen Mülheimer Sozialdemokraten gute und zum Teil sogar freundschaftliche Beziehungen. Auf der anderen Seite bekam ich bei CDU-Versammlungen auch schon mal zu hören, dass ich in unserer Zeitung zu oft über den sozialdemokratische Oberbürgermeister Heinrich Thöne berichten würde. Oder die journalistische Konkurrenz argwöhnte, dass ich aufgrund meiner Ratsmitgliedschaft einen Informationsvorteil hätte, was aber in der Praxis gar nicht der Fall war“, erinnert sich Matuszczyk an seine Zeit als Kommunalpolitiker und Journalist in Mülheim.
Franz Matusczyk 2011 bei seiner
Jubilarehrung für 60 Jahre
Mitgliedschaft in der CDU
Foto: Marc Würfel-Ellberg
1927 im westfälischen Hamm geboren, gehört Matuszczyk zur sogenannten Luftwaffenhelfer-Generation, die nach dem Reichsarbeitsdienst im letzten Kriegsjahr 1944/45 noch als Soldat einrücken musste. Er hatte Glück, überlebte das Kriegsende und schlug sich im Sommer 1945 als Landarbeiter durch. Da das Elternhaus in Hamm ausgebombt und der Vater 1943 im Krieg gefallen war, fand er mit Schwester und Mutter Zuflucht im Kreis Soest, wo er 1946 das Abitur machte.


„Weil ich Geld verdienen musste und meiner Mutter nicht auf der Tasche liegen wollte“, entschied sich Matuszczyk nach dem Abitur gegen ein Studium und für ein Volontariat bei der Westfalenpost. Schon nach seinem ersten Volontariatsjahr erhielt er 1948 bei der Westfalenpost eine Anstellung als Redakteur und arbeitet als Lokaljournalist zunächst in Meschede, Neheim-Hüsten und dann in Dortmund.

Als sich die Westfalenpost 1949 aus Dortmund zurückzog, wechselte Matuszczyk zu den damals vom Verleger Lambert Lensing neugegründeten Ruhrnachrichten. Die Zeitung wurde noch von der britischen Militärregierung lizensiert und profiliert sich als CDU-nahe Tageszeitung. Nach einem kurzen Intermezzo in Essen und Oberhausen baute der damals erst 23-jährige Journalist ab Mai 1950 die Mülheimer Lokalredaktion der Ruhrnachrichten auf, die damals zunächst als Mülheimer Tageblatt erschienen. „In der Anfangszeit hatten wir täglich nur eineinhalb Lokalseiten und erschienen aufgrund des akuten Papiermangels nur dreimal pro Woche“, erinnert sich Matuszczyk an den Beginn seiner lokaljournalistischen Tätigkeit in Mülheim. Zunächst war er alleiniger Redakteur und wurde lediglich von einem Pauschalisten, einem Volontär und einigen freien Mitarbeitern unterstützt. Zu seinen ersten Redaktionsvolontären in Mülheim gehörte unter anderem Rudolf Strauch, der später unter anderem Vorsitzender der Bundespressekonferenz und Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung werden sollte.
„In meinen ersten Mülheimer Jahren lebte ich als möblierter Herr in Speldorf. Erst nach meiner Hochzeit 1954 zog ich mit meiner Frau in die Stadtmitte, wo wir zuletzt im Von-der-Linden-Haus an der Leineweberstraße wohnten. Politisch behielt ich meine Heimat aber bei der CDU in Speldorf“, berichtet Matuszczyk.


Der Westfale Matuszczyk kam mit „den gesprächigen Mülheimern, bei denen man schon einen leichten rheinischen Einschlag spürte, schnell ins Gespräch.“ Die Überschaubarkeit der Stadt, das Ruhrtal, der Kirchenhügel, der Wasserbahnhof mit der Weißen Flotte „und eine attraktive Innenstadt, die damals viele Menschen aus den Nachbarstädten anzog“, ließen ihn in Mülheim schnell heimisch werden. Und er merkte schnell, „dass die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt hier sehr ausgeprägt war.“
Dass der junge Journalist 1951 in die Mülheimer CDU eintrat und schon ein Jahr später als Speldorfer Kandidat und Ortsverbandsvorsitzender in den Rat der Stadt einzog, hatte mit dem damaligen CDU-Vorsitzenden und Alt-Oberbürgermeister Wilhelm Diederichs zu tun. „Er war mein politischer Lehrer und hat mich in die Partei geholt. Diederichs war Mülheimer durch und durch. Er kannte die Stadt in- und auswendig. Außerdem beeindruckte er mich mit seinem ausgewogenen politischen Urteil und mit seiner großen Gelassenheit“, erzählt Matuszczyk. Auch an andere Christdemokraten seiner Zeit hat er gute Erinnerungen: „Max Vehar war ein glänzender Redner. Hemann Schmidtke ein fleißiger und kontaktfreudiger Bürgermeister, der Menschen ansprechen und mobilisieren konnte. Und Helga Wex habe ich als eine großartige Persönlichkeit mit politischem Weitblick in Erinnerung“, betont Matuszczyk.


Sein politischer Schwerpunkt im Rat lag in der Kulturpolitik. Während seiner gesamten Zeit im Rat, die 1972 mit der Verleihung des Ehrenringes der Stadt gewürdigt werden sollte, gehörte er dem Kulturausschuss an. Schon während seiner ersten Wahlperiode war Matuszczyk stellvertretender Vorsitzender dieses Ausschusses, den er in seiner letzten Wahlperiode (1969 bis 1975) als Vorsitzender führen sollte. Gerne erinnert sich Matuszczyk an die Glanzlichter seiner journalistischen und politischen Arbeit in Mülheim, die Wiedereröffnung der Stadthalle durch den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss (1957), die in den 60er Jahren realisierte Schaffung eines Gewerbegebietes im Speldorfer Hafen, die ihn bis heute mit Hochachtung an den damaligen Oberstadtdirektor Heinz Heiderhoff zurückdenken lässt, oder an die von ihm politisch begleiteten Bemühungen, um den finanzpolitisch vertretbaren Neubau einer Stadtbücherei am Rathausmarkt, die Einrichtung eines neuen Museums an der Leineweberstraße oder die Planungen für den Neubau einer Volkshochschule.

„Ich habe mich damals dafür eingesetzt, in der neuen Volkshochschule einen Saal mit einer Theaterbühne für experimentelles Theater einzurichten, die über die Stadtgrenzen hinaus ins gesamte Ruhrgebiet ausstrahlen sollte. Diese Idee ist dann später vom damaligen Kulturdezernenten Helmut Meyer in ganz anderer Form realisiert worden, in dem er Roberto Ciulli die Möglichkeit eröffnete, im ehemaligen Kurhaus am Raffelberg das Theater an der Ruhr zu gründen“, berichtet Matuszczyk.

Besonders am Herzen lag ihm auch das Thema Denkmalschutz, Als Vorsitzender des Kulturausschusses setzte er sich in den frühen 70er Jahren mit Nachdruck für den Denkmalschutz ein und sorgte für die Aufstellung der ersten Mülheimer Bau-Denkmal-Liste. „Was sollen wir mit dem alten Zeug? Weg damit!“ beschreibt er die in den späten 60er und frühen 70er Jahren ausgeprägte Tendenz, Altbauten abzureißen und im Sinne von Stadtverdichtung Neubauten, wie etwa die Hochhäuser am Hans-Böckler-Platz zu errichten. Mit Schrecken erinnert er sich daran, dass es in den 60er Jahren ernsthafte Überlegungen gab, das Schloss Broich und auch die alten Kapitänshäuser auf dem Dudel abzureißen und letztere durch moderne Hochbauten zu ersetzen. Auch im Fall der Heißener Bergmannssiedlung Mausegatt-Kreftenscheer gab, mussten Matuszczyk und seine Mitstreiter, die er unter anderem beim Landschaftsverband Rheinland fand, die Einsicht politisch durchsetzen, diese historische Bausubstanz nicht zu vernachlässigen und damit ihrem Niedergang preiszugeben, sondern langfristig zu erhalten.
Nicht erhalten konnte Franz Matuszczyk die Mülheimer Medienvielfalt, zu der bis 1974 auch die Ruhrnachrichten gehörten. „Wir hatten zuletzt eine Auflage von rund 5000 Exemplaren und waren die kleinste Zeitung am Ort“, erinnert sich der Journalist. Schon lange vor dem Internet war das Pressesterben und die Pressekonzentration in der Mitte der 70er Jahre ein Thema. Nachdem die von ihm geleitete Lokalredaktion geschlossen wurde, wechselte Matuszczyk 1974 als Leiter des städtischen Presseamtes nach Münster, wo er bis heute lebt, und nach seiner Pensionierung im Jahr 1993 immer wieder als freier Journalist tätig gewesen ist. Gerne erinnert sich Matuszczyk daran, dass er in der letzten Phase seiner kommunalpolitischen Arbeit im Speldorfer CDU-Ortsverband „einen jungen Polizeibeamten, der mir immer woeder aufgefallen war, zur Kandidatur für den Rat der Stadt, ermutigen konnte.“ Der Mann hieß Hans-Georg Specht und sollte 20 Jahre später Mülheimer Oberbürgermeister werden.
Dieser Text ist im Juli 2015 auf der Internetseite der Mülheimer CDU-Ratsfraktion erschienen


Franz Matuszczyk - Ratsherr und Redakteur - Ein politisches Leben

Franz Muatuszcyk 1961
 Portrait in einer CDU-Wahlbroschüre
Heute kann man es sich gar nicht mehr vorstellen. Doch Franz Matuszczyk (Archivfoto: CDU) war über mehr als zwei Jahrzehnte als Ratsherr der CDU und als Redaktionsleiter der Ruhrnachrichten Teil der Mülheimer Kommunalpolitik. „Ich habe meine Arbeit in der Redaktion und im Rat immer sorgfältig voneinander getrennt. Auch wenn ich politisch nicht einer Meinung mit ihnen war, hatte ich auch zu einigen Mülheimer Sozialdemokraten gute und zum Teil sogar freundschaftliche Beziehungen. Auf der anderen Seite bekam ich bei CDU-Versammlungen auch schon mal zu hören, dass ich in unserer Zeitung zu oft über den sozialdemokratische Oberbürgermeister Heinrich Thöne berichten würde. Oder die journalistische Konkurrenz argwöhnte, dass ich aufgrund meiner Ratsmitgliedschaft einen Informationsvorteil hätte, was aber in der Praxis gar nicht der Fall war“, erinnert sich Matuszczyk an seine Zeit als Kommunalpolitiker und Journalist in Mülheim.
Franz Matusczyk 2011 bei seiner
Jubilarehrung für 60 Jahre
Mitgliedschaft in der CDU
Foto: Marc Würfel-Ellberg
1927 im westfälischen Hamm geboren, gehört Matuszczyk zur sogenannten Luftwaffenhelfer-Generation, die nach dem Reichsarbeitsdienst im letzten Kriegsjahr 1944/45 noch als Soldat einrücken musste. Er hatte Glück, überlebte das Kriegsende und schlug sich im Sommer 1945 als Landarbeiter durch. Da das Elternhaus in Hamm ausgebombt und der Vater 1943 im Krieg gefallen war, fand er mit Schwester und Mutter Zuflucht im Kreis Soest, wo er 1946 das Abitur machte.


„Weil ich Geld verdienen musste und meiner Mutter nicht auf der Tasche liegen wollte“, entschied sich Matuszczyk nach dem Abitur gegen ein Studium und für ein Volontariat bei der Westfalenpost. Schon nach seinem ersten Volontariatsjahr erhielt er 1948 bei der Westfalenpost eine Anstellung als Redakteur und arbeitet als Lokaljournalist zunächst in Meschede, Neheim-Hüsten und dann in Dortmund.

Als sich die Westfalenpost 1949 aus Dortmund zurückzog, wechselte Matuszczyk zu den damals vom Verleger Lambert Lensing neugegründeten Ruhrnachrichten. Die Zeitung wurde noch von der britischen Militärregierung lizensiert und profiliert sich als CDU-nahe Tageszeitung. Nach einem kurzen Intermezzo in Essen und Oberhausen baute der damals erst 23-jährige Journalist ab Mai 1950 die Mülheimer Lokalredaktion der Ruhrnachrichten auf, die damals zunächst als Mülheimer Tageblatt erschienen. „In der Anfangszeit hatten wir täglich nur eineinhalb Lokalseiten und erschienen aufgrund des akuten Papiermangels nur dreimal pro Woche“, erinnert sich Matuszczyk an den Beginn seiner lokaljournalistischen Tätigkeit in Mülheim. Zunächst war er alleiniger Redakteur und wurde lediglich von einem Pauschalisten, einem Volontär und einigen freien Mitarbeitern unterstützt. Zu seinen ersten Redaktionsvolontären in Mülheim gehörte unter anderem Rudolf Strauch, der später unter anderem Vorsitzender der Bundespressekonferenz und Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung werden sollte.
„In meinen ersten Mülheimer Jahren lebte ich als möblierter Herr in Speldorf. Erst nach meiner Hochzeit 1954 zog ich mit meiner Frau in die Stadtmitte, wo wir zuletzt im Von-der-Linden-Haus an der Leineweberstraße wohnten. Politisch behielt ich meine Heimat aber bei der CDU in Speldorf“, berichtet Matuszczyk.


Der Westfale Matuszczyk kam mit „den gesprächigen Mülheimern, bei denen man schon einen leichten rheinischen Einschlag spürte, schnell ins Gespräch.“ Die Überschaubarkeit der Stadt, das Ruhrtal, der Kirchenhügel, der Wasserbahnhof mit der Weißen Flotte „und eine attraktive Innenstadt, die damals viele Menschen aus den Nachbarstädten anzog“, ließen ihn in Mülheim schnell heimisch werden. Und er merkte schnell, „dass die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt hier sehr ausgeprägt war.“
Dass der junge Journalist 1951 in die Mülheimer CDU eintrat und schon ein Jahr später als Speldorfer Kandidat und Ortsverbandsvorsitzender in den Rat der Stadt einzog, hatte mit dem damaligen CDU-Vorsitzenden und Alt-Oberbürgermeister Wilhelm Diederichs zu tun. „Er war mein politischer Lehrer und hat mich in die Partei geholt. Diederichs war Mülheimer durch und durch. Er kannte die Stadt in- und auswendig. Außerdem beeindruckte er mich mit seinem ausgewogenen politischen Urteil und mit seiner großen Gelassenheit“, erzählt Matuszczyk. Auch an andere Christdemokraten seiner Zeit hat er gute Erinnerungen: „Max Vehar war ein glänzender Redner. Hemann Schmidtke ein fleißiger und kontaktfreudiger Bürgermeister, der Menschen ansprechen und mobilisieren konnte. Und Helga Wex habe ich als eine großartige Persönlichkeit mit politischem Weitblick in Erinnerung“, betont Matuszczyk.


Sein politischer Schwerpunkt im Rat lag in der Kulturpolitik. Während seiner gesamten Zeit im Rat, die 1972 mit der Verleihung des Ehrenringes der Stadt gewürdigt werden sollte, gehörte er dem Kulturausschuss an. Schon während seiner ersten Wahlperiode war Matuszczyk stellvertretender Vorsitzender dieses Ausschusses, den er in seiner letzten Wahlperiode (1969 bis 1975) als Vorsitzender führen sollte. Gerne erinnert sich Matuszczyk an die Glanzlichter seiner journalistischen und politischen Arbeit in Mülheim, die Wiedereröffnung der Stadthalle durch den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss (1957), die in den 60er Jahren realisierte Schaffung eines Gewerbegebietes im Speldorfer Hafen, die ihn bis heute mit Hochachtung an den damaligen Oberstadtdirektor Heinz Heiderhoff zurückdenken lässt, oder an die von ihm politisch begleiteten Bemühungen, um den finanzpolitisch vertretbaren Neubau einer Stadtbücherei am Rathausmarkt, die Einrichtung eines neuen Museums an der Leineweberstraße oder die Planungen für den Neubau einer Volkshochschule.

„Ich habe mich damals dafür eingesetzt, in der neuen Volkshochschule einen Saal mit einer Theaterbühne für experimentelles Theater einzurichten, die über die Stadtgrenzen hinaus ins gesamte Ruhrgebiet ausstrahlen sollte. Diese Idee ist dann später vom damaligen Kulturdezernenten Helmut Meyer in ganz anderer Form realisiert worden, in dem er Roberto Ciulli die Möglichkeit eröffnete, im ehemaligen Kurhaus am Raffelberg das Theater an der Ruhr zu gründen“, berichtet Matuszczyk.

Besonders am Herzen lag ihm auch das Thema Denkmalschutz, Als Vorsitzender des Kulturausschusses setzte er sich in den frühen 70er Jahren mit Nachdruck für den Denkmalschutz ein und sorgte für die Aufstellung der ersten Mülheimer Bau-Denkmal-Liste. „Was sollen wir mit dem alten Zeug? Weg damit!“ beschreibt er die in den späten 60er und frühen 70er Jahren ausgeprägte Tendenz, Altbauten abzureißen und im Sinne von Stadtverdichtung Neubauten, wie etwa die Hochhäuser am Hans-Böckler-Platz zu errichten. Mit Schrecken erinnert er sich daran, dass es in den 60er Jahren ernsthafte Überlegungen gab, das Schloss Broich und auch die alten Kapitänshäuser auf dem Dudel abzureißen und letztere durch moderne Hochbauten zu ersetzen. Auch im Fall der Heißener Bergmannssiedlung Mausegatt-Kreftenscheer gab, mussten Matuszczyk und seine Mitstreiter, die er unter anderem beim Landschaftsverband Rheinland fand, die Einsicht politisch durchsetzen, diese historische Bausubstanz nicht zu vernachlässigen und damit ihrem Niedergang preiszugeben, sondern langfristig zu erhalten.
Nicht erhalten konnte Franz Matuszczyk die Mülheimer Medienvielfalt, zu der bis 1974 auch die Ruhrnachrichten gehörten. „Wir hatten zuletzt eine Auflage von rund 5000 Exemplaren und waren die kleinste Zeitung am Ort“, erinnert sich der Journalist. Schon lange vor dem Internet war das Pressesterben und die Pressekonzentration in der Mitte der 70er Jahre ein Thema. Nachdem die von ihm geleitete Lokalredaktion geschlossen wurde, wechselte Matuszczyk 1974 als Leiter des städtischen Presseamtes nach Münster, wo er bis heute lebt, und nach seiner Pensionierung im Jahr 1993 immer wieder als freier Journalist tätig gewesen ist. Gerne erinnert sich Matuszczyk daran, dass er in der letzten Phase seiner kommunalpolitischen Arbeit im Speldorfer CDU-Ortsverband „einen jungen Polizeibeamten, der mir immer woeder aufgefallen war, zur Kandidatur für den Rat der Stadt, ermutigen konnte.“ Der Mann hieß Hans-Georg Specht und sollte 20 Jahre später Mülheimer Oberbürgermeister werden.
Dieser Text ist im Juli 2015 auf der Internetseite der Mülheimer CDU-Ratsfraktion erschienen


Montag, 21. September 2015

Bis zum Ende des Jahres rechnet die Stadt mit 1000 schulpflichtigen Flüchtlingen: Das könnte auch eine zweite Chance für alte Schulstandorte sein

Auch das Schulleben ist eine Baustelle. Bisher ging die Mülheimer Schulentwicklungsplanung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels von rückläufigen Schülerzahlen aus. Die Statistiker der Stadt prognostizierten, dass die Zahl der schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen bis 2025 um 8,4 Prozent zurückgehen könnte.

Folge: Schulstandorte wurden aufgegeben, fusioniert oder umgewidmet. Doch jetzt könnte es anders kommen. Denn mit den Flüchtlingsfamilien kommen auch immer mehr Kinder und Jugendliche in die Stadt. „Derzeit werden an den 36 Mülheimer Schulstandorten 656 Seiteneinsteiger unterrichtet. Bis Ende des Jahres rechnen wir mit 1000 schulpflichtigen Flüchtlingen“, skizziert die Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums, Martina Kleinewegen, die absehbare Entwicklung. „Bis Ende des Jahres wird der vorhandene Schulraum aber wohl ausreichen“, glaubt Kleinewegen.

Doch weil die Stadt mit weiter steigenden Flüchtlingszahlen rechnet, prüfen Schulamt und Kommunales Integrationszentrum derzeit weitere Raumressourcen. „Wir arbeiten an einer Beschlussvorlage für die nächste Sitzung des Bildungsausschusses, die am 30. November stattfinden wird“, sagt Kleinewegen.

Weder sie noch Schuldezernent Ulrich Ernst wollen die Reaktivierung auslaufender oder stillgelegter Schulstandorte ausschließen. „Dass die Max-Kölges-Schule an der Bruchstraße, wie vom Rat beschlossen, im Sommer 2016 geschlossen wird, ist erst einmal so. Aber es kann sein, dass wir bestehende Schulstandorte weiter für schulische Zwecke nützen müssen. Und dazu könnte dann auch die heutige Max-Kölges-Schule an der Bruchstraße gehören, vielleicht als Außenstelle einer anderen Schule.“, erklärt Schuldezernent Ernst. In welcher Schulform das auch organisatorisch und rechtlich geschehen könnte, wird von der Stadt jetzt geprüft. „Für die Integration der schulpflichtigen Flüchtlinge gilt, was für die Unterbringung der Flüchtlinge auch gilt: Wir müssen alle uns zur Verfügung stehenden Ressourcen und Räume nutzen“, betont die Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums.

Kleinewegen weist darauf hin, dass inzwischen alle Mülheimer Schulstandorte an der Integration der Seiteneinsteiger mitwirken. Sie selbst arbeitet seit fast 30 Jahren in diesem Bereich. „Anders, als bei der Flüchtlingswelle, die uns in den frühen 90er Jahren erreichte, haben wir es heute in fast allen Fällen mit hoch motivierten Schülern zu tun“, weiß Kleinewegen. Neben bereits gut gebildeten Flüchtlingskindern, etwa aus Syrien und Afghanistan, denkt sie dabei auch an einen irakischen Jungen, der in wenigen Monaten alphabetisiert werden konnte und inzwischen sogar am Regelunterricht einer Realschule teilnimmt. „Der Junge wird bestimmt sein Abitur machen“, glaubt Kleinewegen.

Doch weil die Zahl der schulpflichtigen Flüchtlinge, die mit sehr unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen weiter steigt und ein Ende dieser Tendenz nicht absehbar ist, ist man von der sofortigen Integration in den Regelunterricht abgekommen.


Dieser Text erschien am 19. September 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

Sonntag, 20. September 2015

Offene Kirche in St. Marien: Ein Beispiel für liturgische Selbsthilfe in der Nachbarstadt Oberhausen


„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Diesem Versprechen Jesu folgten Gemeindemitglieder aus Sankt Marien-Rothebusch auch in den vergangenen drei Jahren. Immer wieder sonntags, lud ein Liturgiekreis, um 11.15 Uhr zur Offenen Kirche in Sankt Marien. Denn nach der Versetzung von Pastor Arnold Jentsch war der gewohnte Sonntagsgottesdienst nicht mehr möglich.

So machten 15 Gemeindemitglieder aus der Not eine Tugend und ließen sich beim Katholischen Bildungswerk zur Wortgottesdienstleitern ausbilden, um den Gemeindemitgliedern, die sich am Sonntag in ihrer Kirche treffen und dort gemeinsam beten wollten, eine Alternative anbieten zu können.
„Auch wenn wir weiterhin einen Samstagabend-Gottesdienst hatten, gab es in der Gemeinde ein starkes Bedürfnis, sich auch am Sonntag in der Kirche versammeln zu können“, erinnert sich Mitinitiatorin Rafaela Schmitz, die schon vor der Offenen Kirche als Kommunionhelferin, Wortgottesdienstleiterin, Chormitglied und Katechetin in ihrer Gemeinde aktiv war. Zwischen 40 und 80 Besucher zeigten, dass die Offene Kirche am Sonntag angenommen wurde. Es begann mit einem offenen Sonntagsgebet in St. Marien, zu dem Gemeindereferent Volker Schlünkes einlud.

Doch was von den engagierten Laien im Sinne eines schon vom II. Vatikanischen Konzil gewollten Priestertums aller Laien gut gemeint war, war beim Bistum unerwünscht. Dort sah man die liturgische Selbsthilfe der Gemeinde vor allem als unerwünschte Konkurrenz zu den regulären Gottesdiensten in den Nachbargemeinden St. Pankratius, St. Franziskus, St. Antonius und St. Josef.

Allen hauptamtlichen Mitarbeitern der Pfarrgemeinde wurde die Teilnahme an der Offenen Kirche verboten und deren Initiatoren so in einen Gewissenskonflikt gestürzt. „Dabei wollten wir alles richtig machen und haben uns bei der Gestaltung der Offenen Kirche immer streng am liturgischen Kalender des Kirchenjahres orientiert“, versichert Rafaela Schmitz. Auch wenn der gottesdienstfreie Sonntag in St. Marien-Rothebusch jetzt der Vergangenheit angehört, weil ab dem kommenden Sonntag, jeweils um 11.30 Uhr, wieder eine von einem Priester zelebrierte Heilige Messe angeboten wird, sagt Schmitz im Rückblick auf die Offene Kirche: „Im Grunde konnte unserer Gemeinde nichts besseres passieren, weil die gemeinsame liturgische und musikalische Gestaltung der Offenen Kirche Gemeindemitglieder aus allen Generationen aktiviert und zusammengebracht hat.“

Und so sprach der Gemeinderatsvorsitzende von St. Marien-Rothebusch, Ralf de Vys wohl vielen Gemeindemitgliedern, aus dem Herzen, als er bei der vorerst letzten Offenen Kirche am vergangenen Sonntag sagte: „Es ist uns daran gelegen, den Liturgiekreis mit seinen Fähigkeiten weiterhin in unserer Gemeinde einzusetzen. Wir bedanken uns für euer Engagement und für die vielen Offenen Kirchen, die wir gemeinsam erleben durften. Wir bedanken uns dafür, dass ihr mitgeholfen habt, unsere Kirche lebendig zu erhalten.“
Dieser Text erschien im August 2015 im Neuen Ruhrwort

Samstag, 19. September 2015

Der demografische Wandel lässt den Bedarf an geriatrischer Versorgung stetig steigen: Drei Fragen an Arina Skorohodva. Sie leitet die vor einem Jahr eröffnete Geriatrische Tagesklink des Evangelischen Krankenhauses


Arina Skorohodova 

Wer sollte warum am 22. September 2015 von 13 bis 16 Uhr zu Ihrem Tag der offenen Tür kommen?
Unser Tag der offenen Tür richtet sich in erster Linie an potenzielle Patienten mit akuten Erkrankungen und Gesundheitsstörungen im hohen Alter, bei denen eine stationäre Behandlung vermieden werden kann, sowie deren Angehörige. Außerdem möchten wir auch Bewohner von Senioreneinrichtungen ansprechen, bei denen sich die Mobilität und Selbsthilfefähigkeit verschlechtert hat.  

Wie fällt Ihre Bilanz nach einem Jahr aus und wie sehen Sie mit Blick in die Zukunft und den demografischen Wandel das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in der geriatrischen Versorgung? Schon heute sind 30 % der Mülheimer über 60!
Unsere Bilanz ist sehr positiv. Wir hatten bisher rund 100 Patienten mit den verschiedensten Erkrankungen: beginnende Demenz, Gebrechlichkeitssyndrom, Gangstörungen, Depressionen, chronische Schmerzen,  Parkinson und Einschränkungen nach Schlaganfällen. Der Aufenthalt in unserer Tagesklinik hat bei den Patienten dazu beigetragen, ihre Mobilität und Alltagskompetenz zu verbessern.

Wir sehen einen stetig steigenden Bedarf der geriatrischen Versorgung aufgrund des demografischen Wandels. Mit der Verzahnung der Geriatrischen Tagesklinik und der Abteilung Geriatrie in unserer Medizinischen Klinik bieten wir in Mülheim bereits ein einzigartiges Angebot zur Versorgung geriatrischer Patienten und wir werden weiterhin unseren Teil dazu beitragen,  auch auf die steigende Nachfrage nach geriatrischen Angeboten reagieren zu können. Darüber hinaus sind wir Teil eines neuen Geriatrischen Versorgungsnetzwerks, das in diesem Jahr gegründet wurde und über die Stadtgrenzen hinaus eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Kliniken und Fachärzten fördert.

Was können Sie als Geriatrische Tagesklinik am Evangelischen Krankenhaus leisten, was eine stationäre Versorgung oder ein niedergelassener Arzt nicht leisten können?
Die Tageklinik bietet alle diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen, die es im Krankenhaus gibt, wobei jedoch die therapiefreie Zeit Zuhause, also in der gewohnten Umgebung, verbracht wird. Neben den täglichen ärztlichen Visiten erhalten die Patienten Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und individuelle pflegerische Betreuung. Dabei unterstützt  uns die Pflege- und Sozialberatung aus dem Krankenhaus.

Dieser Text erschien am 16. September 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung 

Freitag, 18. September 2015

12 Uhr in der Stadtmitte: Rundgang durch eine erblasste Mitte

Alter Glanz an der Auerstraße

Die Stadtmitte ist mehr als Schloßstraße, Leineweberstraße und die Hochhäuser am Hans-Böckler-Platz. Herbert Rauke und Petra Schön wohnen in der Innenstadt. Stehen als eherenamtliche Mülheimer Lotsen vor allem Senioren ials Wehweise mit Rat und Tat zur Seite, wenn es zum Beispiel um Fragen zur Stadtverwaltung, zu Sozialleistungen oder um die Bereiche Wohnen, Gesundheit, Pflege und alltagsunterstützende Dienstleistungen geht. Erreichbar sind die ehrenamtlichen Lotsen über das Sozialamt unter der Rufnummer 455 35 44. Das gilt auch für Ranghild Geck (Rufnummer: 455 50 07), die als Seniorenwohnberaterin beim Sozialamt für die Stadtmitte zuständig ist. Rund 6300 von 20.100 Bewohnern der Stadtmitte sind über 60. Ein Viertel. der Bewohner hat eine Zuwanderungsgeschichte. Rauke und schön empfinden ihren Stadtteil oft als „blass, leer und wenig attraktiv.“

Kunst am Bau an
der Zunftmeisterstraße


„Wenn sich Menschen heute in der Stadtmitte treffen, dann vor allem im Forum“, berichtet Geck. Seit der Tengelmann-Markt an der Ecke Leineweberstraße geschlossen hat, kann man nur noch im Forum Supermärkte für den täglichen Bedarf finden. Auch der marode Zustand der Gehwegplatten und rücksichtslose Rad-Raser regen nicht nur Anwohner an der Schloß- und Leineweberstraße auf.“Gastronomie allein macht es nicht und man sollte nicht alles vom ehemaligen Kaufhof-Gebäude abhängig machen“, wünscht sich die an der Unteren Schloßstraße ansässige Zei9tungshändlerin

Dorothea Schaaf einen ausgewogeneren und attraktiven Brachenmix für die Innenstadt. Schaaf kann sich noch gut an die 70er und 80er Jahre erinnern, als die Stadtmitte mit ihren abwechslungsreichen Einkaufsmöglichkeiten und gastronomischen Treffpunkt Menschen aus der gesamten Region anzog. Auch die  Verkhrsführung und die Ampelschaltung an der Innenstadt-Kreuzung ärgern nicht nur City-Bewohner.
 
Dieser Text erschien am 15. September 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung 

Donnerstag, 17. September 2015

Um 12 Uhr bei Fliedner's oder: Ein Dorf macht gute Laune

Es ist ein Dorf im Dorf, das Dorf der Fliedner-Stiftung im Stadtteil Selbeck. Hier ist alles überschaubar. Eine Kirche und ein Rathaus gibt es hier ebenso, wie ein Bistro, einen Dorfladen und einen Dorffriseur. Straßennamen, wie Mühlenhof oder Birkenhof weisen  auf die lanwirtschaftliche Vergangenheit dieses Ortes im Mülheimer Süden hin. „Als man das Dorf von 1987 bis 1994 errichtete, dienten unter anderem skandinavische Ferienhäuser als Inspiration“, erzählt die Sprecherin der Fliedner-Stiftung, Claudia Kruszka, die ebenso als Scout dabei ist, wie Friedhelm Tissen und Uwe Wolfs. Tissen leitet den Wohnbereich für Menschen mit Behinderung, Wolfs das Wohnen im Alter. So viel ist sicher: Im Fliednerdorf lässt sich gut leben
Das zeigt sich auf den ersten und zweiten Blick. Jeweils 200 alte und behinderte Menschen haben hier eine gut behütete und betreute Heimat gefunden. Weitere 200 Einwohner haben sich mit ihren Familien einfach deshalb im Fliednerdorf niedergelassen, weil sie es hier  schön finden.

Das fällt auch dem Besucher nicht schwer, wenn er beim Bummel über die Wege und Plätze des Dorfes viele Grün- und Freiflächen sieht, die fast so etwas, wie Urlaubsgefühle aufkommen lassen.
 
Hier scheint kein Haus zu hoch und zu groß  und alle Zugänge ebenerdig. Ach, wäre es doch überall so in Mülheim. Dann könnte man dem demografischen Wandel der älter werdenden Stadt optimistischer entgegenschauen Integration und Inklusion sind im Fliednerdorf kein Thema. Sie werden praktiziert. Hier lebt man ganz selbstverständlich in jedem Alter mit und ohne Handicap miteinander oder auch neben einander. Das Dorf ist keine geschlossene Veranstaltung. Es lädt regelmäßig jeden ein, der kommen mag, ob zum Sommerfest, zum Weihnachtsmarkt, zum Live-Konzert, zur Theateraufführung, zum Publiv Viewing oder auch zur Karnevalsparty mit der Röhrengarde.


Dieser Text erschien am 9. September 2915 in der Neuen Ruhr Zeitung

Mittwoch, 16. September 2015

12 Uhr in Speldorf: Vom Dorf zum Groß-Stadtteil: Ein Stadtteilrundgang mit der Bürgervereinsvorsitzenden Ute Möhlig

Die Lutherkirche an der
Duisburger Straße ist
ein Wahrzeichen Speldorfs
In Speldorf gibt es viele Baustellen, aber auch ein starkes Potenzial aktiver Menschen. Die soziale Struktur ist eher gut-bürgerlich 

Wir beginnen unseren Mittagsrundgang durch Speldorf an einer Baustelle. Ute Möhlig, Vorsitzende des Bürgervereins, und der ehemalige Presbyter und Kirchmeister der Evangelischen Kirchengemeinde Gerd Oeckinghaus schauen durch den Baustellenzaun auf das Speldorfer Depot. Wo bis Ende der 50er Jahre Straßenbahnen ein und ausfuhren, wurde in den 80er Jahren ein Einkaufszentrum installiert. Derzeit hält hier nur die Sparkasse die Stellung. Doch 2016 soll ein Rewe-Supermarkt neues Leben mit Handel und Wandel bringen. „Ich könnte mir das Depot auch als eine große Markthalle vorstellen, wie man sie aus den Mittelmeerländern kennt“, sagt Möhlig. Oeckinghaus, der als Presbyter und Kirchmeister in den 80er Jahren mit dafür gesorgt hat, dass die Lutherkirche an der Duisburger Straße restauriert und unter Denkmalschutz gestellt hat, stimmt ihr zu.

Speldorf hat auch Probleme. Die Leerstände an der Duisburger Straße zeigen es. „Hier produzierte früher mal eine Treibriemenfabrik und an der Ecke gab es das Café Böhmer. Später zogen dann die Supermärkte Accos und Plus ein“, erinnert sich Möhlig vor dem leerstehenden Erdgeschoss eines großen Gebäudes an der Ecke Duisburger Straße/Flockenweg. Immerhin wird das Obergeschoss von einem Fitnessstudio genutzt. Ungenutzt steht seit Monaten dagegen eine über 100 Jahre alte Gaststätte an der Ecke Duisburger Straße/Hansastraße leer. „Ich befürchte ja, dass dort bald keine Gaststätte, sondern Büros und Arztpraxen einziehen werden“, sagt die Vorsitzende des Bürgervereins.


Dieser Text erschien am in der Neuen Ruhr Zeitung

Dienstag, 15. September 2015

70 Jahre DGB: Wohin geht die Reise?: Ein Gespräch mit dem Regional-Vorsitzenden des DGBs, Dieter Hillebrandt

Dieter Hillebrand

Frage: Der DGB hat gerade sein 70-jähriges Bestehen gefeiert: Anders, als vor 70 Jahren tun sich gerade viele junge Leute schwer, sich organisatorisch an Parteien, Verbände oder Vereine zu binden? Mit welchem Argument werben die Gewerkschaften heute um neue Mitglieder und wie können Sie Mitglieder heute noch an sich binden und aktivieren.
Antwort: Die Bindungsfähigkeit ist zweifelsohne ein Problem von allen großen Organisationen und auch für die Gewerkschaften. Die Selbstverständlichkeit sich zu organisieren hat sich verändert. Dennoch ist unsere Klammer als Gewerkschaften die Solidarität. Ohne uns gäbe es den Sozialstaat in der heutigen Prägung nicht. Ohne die Arbeit des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften hätten wir heute keinen gesetzlichen Mindestlohn, der für viele Menschen die unterste Lohngrenze festlegt. Und im Konfliktfall hat jedes Mitglied Anspruch auf Rechtsschutz. Aber eines ist klar. Gewerkschaften brauchen für ihre Durchsetzungskraft Menschen die sie stark machen. Und das heißt auch: Mitglied werden
Frage: Was können und wollen die Gewerkschaften tun, um sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu sichern und Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen zu helfen?
Antwort: Gewerkschaften fordern seit langem eine neue Ordnung am Arbeitsmarkt. Dazu gehört unter anderem die Umwandlung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Arbeit. Dazu gehört die Abschaffung der sachgrundlosen Befristungen. Dazu gehört, dass Leiharbeitnehmer_innen beim Entgelt und allen weiteren Arbeitsbedingungen mit den festangestellten Beschäftigten im Entleihbetrieb gleichgestellt werden. Dazu gehört auch, dass die Tarifautonomie gestärkt wird, um Lohndumping zu unterbinden. Und dazu gehört letztendlich auch, die Einhaltung des gesetzlichen Mindestlohnes. Es gibt viel Arbeit, der wir uns aber als Gewerkschaften stellen. Unser Grundsatz lautet: „Gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit“. Dafür streiten wir Heute und Morgen.
Frage: Wie beurteilen Sie aus Ihrer gewerkschaftlichen Sicht die aktuelle Diskussion darüber, Flüchtlinge in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, obwohl es schon jetzt in Deutschland viele langzeitarbeitslose Menschen gibt, die auf dem ersten Arbeitsmarkt haben oder bekommen?

Antwort: Wer das Recht hat, dauerhaft in diesem Land zu leben, der muss selbstverständlich auch die Möglichkeit haben, Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu bekommen. Grundlage für den Zugang zum Arbeitsmarkt ist immer der Rechtsstatus auf den sich der betroffene Mensch beziehen kann. Denn Flüchtling ist nicht gleich Flüchtling. Aber selbst wenn das Recht vorliegt, müssen noch einige Hürden überwunden werden. Ausreichende Sprachkenntnisse sind zum Beispiel die Grundvoraussetzung für den Zugang zum Arbeitsmarkt. Weiter muss geprüft werden, welche Qualifikationen bei den Menschen vorhanden sind und letztendlich auch, ob sie von der Wirtschaft anerkannt werden. Zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit müssen neue Wege bestritten werden. Und ein richtiger Ansatz ist der Aufbau eines sozialen Arbeitsmarktes. Denn viele Menschen werden aufgrund von fehlenden Qualifikationen und weiteren Vermittlungshemmnissen nicht in den ersten Arbeitsmarkt kommen. Und die haben nichts mit der aktuellen Flüchtlingssituation zu tun.

Dieser Text erschien am 11. September 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

Ihre Wiege stand in Mülheim

  Der Mülheimer Heimatforscher Dirk von Eicken liebt Geschichte(n), die nicht jeder kennt. Eine dieser Geschichten hat er für die  Internets...