Sonntag, 20. September 2015

Offene Kirche in St. Marien: Ein Beispiel für liturgische Selbsthilfe in der Nachbarstadt Oberhausen


„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Diesem Versprechen Jesu folgten Gemeindemitglieder aus Sankt Marien-Rothebusch auch in den vergangenen drei Jahren. Immer wieder sonntags, lud ein Liturgiekreis, um 11.15 Uhr zur Offenen Kirche in Sankt Marien. Denn nach der Versetzung von Pastor Arnold Jentsch war der gewohnte Sonntagsgottesdienst nicht mehr möglich.

So machten 15 Gemeindemitglieder aus der Not eine Tugend und ließen sich beim Katholischen Bildungswerk zur Wortgottesdienstleitern ausbilden, um den Gemeindemitgliedern, die sich am Sonntag in ihrer Kirche treffen und dort gemeinsam beten wollten, eine Alternative anbieten zu können.
„Auch wenn wir weiterhin einen Samstagabend-Gottesdienst hatten, gab es in der Gemeinde ein starkes Bedürfnis, sich auch am Sonntag in der Kirche versammeln zu können“, erinnert sich Mitinitiatorin Rafaela Schmitz, die schon vor der Offenen Kirche als Kommunionhelferin, Wortgottesdienstleiterin, Chormitglied und Katechetin in ihrer Gemeinde aktiv war. Zwischen 40 und 80 Besucher zeigten, dass die Offene Kirche am Sonntag angenommen wurde. Es begann mit einem offenen Sonntagsgebet in St. Marien, zu dem Gemeindereferent Volker Schlünkes einlud.

Doch was von den engagierten Laien im Sinne eines schon vom II. Vatikanischen Konzil gewollten Priestertums aller Laien gut gemeint war, war beim Bistum unerwünscht. Dort sah man die liturgische Selbsthilfe der Gemeinde vor allem als unerwünschte Konkurrenz zu den regulären Gottesdiensten in den Nachbargemeinden St. Pankratius, St. Franziskus, St. Antonius und St. Josef.

Allen hauptamtlichen Mitarbeitern der Pfarrgemeinde wurde die Teilnahme an der Offenen Kirche verboten und deren Initiatoren so in einen Gewissenskonflikt gestürzt. „Dabei wollten wir alles richtig machen und haben uns bei der Gestaltung der Offenen Kirche immer streng am liturgischen Kalender des Kirchenjahres orientiert“, versichert Rafaela Schmitz. Auch wenn der gottesdienstfreie Sonntag in St. Marien-Rothebusch jetzt der Vergangenheit angehört, weil ab dem kommenden Sonntag, jeweils um 11.30 Uhr, wieder eine von einem Priester zelebrierte Heilige Messe angeboten wird, sagt Schmitz im Rückblick auf die Offene Kirche: „Im Grunde konnte unserer Gemeinde nichts besseres passieren, weil die gemeinsame liturgische und musikalische Gestaltung der Offenen Kirche Gemeindemitglieder aus allen Generationen aktiviert und zusammengebracht hat.“

Und so sprach der Gemeinderatsvorsitzende von St. Marien-Rothebusch, Ralf de Vys wohl vielen Gemeindemitgliedern, aus dem Herzen, als er bei der vorerst letzten Offenen Kirche am vergangenen Sonntag sagte: „Es ist uns daran gelegen, den Liturgiekreis mit seinen Fähigkeiten weiterhin in unserer Gemeinde einzusetzen. Wir bedanken uns für euer Engagement und für die vielen Offenen Kirchen, die wir gemeinsam erleben durften. Wir bedanken uns dafür, dass ihr mitgeholfen habt, unsere Kirche lebendig zu erhalten.“
Dieser Text erschien im August 2015 im Neuen Ruhrwort

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