Auch das Schulleben ist eine Baustelle. Bisher ging die Mülheimer
Schulentwicklungsplanung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels von
rückläufigen Schülerzahlen aus. Die Statistiker der Stadt prognostizierten, dass
die Zahl der schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen bis 2025 um 8,4 Prozent
zurückgehen könnte.
Folge: Schulstandorte
wurden aufgegeben, fusioniert oder umgewidmet. Doch jetzt könnte es anders
kommen. Denn mit den Flüchtlingsfamilien kommen auch immer mehr Kinder und
Jugendliche in die Stadt. „Derzeit werden an den 36 Mülheimer Schulstandorten
656 Seiteneinsteiger unterrichtet. Bis Ende des Jahres rechnen wir mit 1000
schulpflichtigen Flüchtlingen“, skizziert die Leiterin des Kommunalen
Integrationszentrums, Martina Kleinewegen, die absehbare Entwicklung. „Bis Ende
des Jahres wird der vorhandene Schulraum aber wohl ausreichen“, glaubt
Kleinewegen.
Doch weil die Stadt mit weiter steigenden Flüchtlingszahlen
rechnet, prüfen Schulamt und Kommunales Integrationszentrum derzeit weitere
Raumressourcen. „Wir arbeiten an einer Beschlussvorlage für die nächste Sitzung
des Bildungsausschusses, die am 30. November stattfinden wird“, sagt
Kleinewegen.
Weder sie noch Schuldezernent Ulrich Ernst wollen die
Reaktivierung auslaufender oder stillgelegter Schulstandorte ausschließen. „Dass
die Max-Kölges-Schule an der Bruchstraße, wie vom Rat beschlossen, im Sommer
2016 geschlossen wird, ist erst einmal so. Aber es kann sein, dass wir
bestehende Schulstandorte weiter für schulische Zwecke nützen müssen. Und dazu
könnte dann auch die heutige Max-Kölges-Schule an der Bruchstraße gehören,
vielleicht als Außenstelle einer anderen Schule.“, erklärt Schuldezernent Ernst.
In welcher Schulform das auch organisatorisch und rechtlich geschehen könnte,
wird von der Stadt jetzt geprüft. „Für die Integration der schulpflichtigen
Flüchtlinge gilt, was für die Unterbringung der Flüchtlinge auch gilt: Wir
müssen alle uns zur Verfügung stehenden Ressourcen und Räume nutzen“, betont die
Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums.
Kleinewegen weist darauf
hin, dass inzwischen alle Mülheimer Schulstandorte an der Integration der
Seiteneinsteiger mitwirken. Sie selbst arbeitet seit fast 30 Jahren in diesem
Bereich. „Anders, als bei der Flüchtlingswelle, die uns in den frühen 90er
Jahren erreichte, haben wir es heute in fast allen Fällen mit hoch motivierten
Schülern zu tun“, weiß Kleinewegen. Neben bereits gut gebildeten
Flüchtlingskindern, etwa aus Syrien und Afghanistan, denkt sie dabei auch an
einen irakischen Jungen, der in wenigen Monaten alphabetisiert werden konnte und
inzwischen sogar am Regelunterricht einer Realschule teilnimmt. „Der Junge wird
bestimmt sein Abitur machen“, glaubt Kleinewegen.
Doch weil die Zahl der
schulpflichtigen Flüchtlinge, die mit sehr unterschiedlichen
Bildungsvoraussetzungen weiter steigt und ein Ende dieser Tendenz nicht absehbar
ist, ist man von der sofortigen Integration in den Regelunterricht
abgekommen.
Dieser Text erschien am 19. September 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Ein Mini-Malta an der Ruhr
Wo heute der Nachwuchs bei der Arbeiterwohlfahrt seine Freizeit verbringt, schoben im alten Wachhaus der Wraxham Baracks von 1945 bis 1994 S...
-
Jan Sensky vor seinem Dienswagen Wenn Sie ein altes Möbel- oder Kleidungstück oder auch Geschirr zu Hause stehen haben, die noch gut zu ...
-
Der 30. und 31. Januar ist in meinem Kalender rot angestrichen", erzählt Familienforscherin Bärbel Essers. Dass das so ist, hat mit der...
-
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.” Auch dieses Volkslied dürfte die Schildberger Sing- und Spielschar ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen