Sonntag, 11. Dezember 2011

Warum die Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt in der kommenden Woche nach Lateinamerika schaut

Reisen bildet bekanntlich. Doch weil die 19.000 Mitglieder der katholischen Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt nicht alle nach Lateinamerika reisen können, kommt Lateinamerika in Person von Erzbischof Jorge Jimenez Caravajal aus Kolumbien zu ihnen. Warum blickt die Gemeinde bereits zum dritten Mal im Advent nach Südamerika? "Man kann dort eine enorme Frische des Glaubens erleben, weil der Glaube dort kein Tabu ist, das man verstecken möchte, sondern eine Kraftquelle, zu der man sich auch gerne öffentlich bekennt", sagt Franz Grave. Als Weihbischof des Ruhrbistums stand er lange an der Spitze des Hilfswerkes Adveniat und kennt die Situation in Lateinamerika aus eigener Anschauung.

"Wenn wir über unseren eigenen Kirchturm hinausschauen und mit Erzbischof Jorge Jimenez Caravajal ins Gespräch kommen, können wir daraus auch für uns selbst lernen und sehen, dass wir hier trotz aller Probleme immer noch auf sehr hohem Niveau klagen", glaubt Pfarrer und Stadtdechant Michael Janßen. Der Vorsitzende des Katholikenrates, Wolfgang Feldmann, ist vor allem deshalb auf den Bischof aus Lateinamerika gespannt, weil er von ihm erfahren möchte, welche Erfahrungen die Katholiken dort mit dem bereits 2005 begonnenen Dialogprozess gemacht haben, der im Ruhrbistum 2011 angelaufen ist. Obwohl der Dialogprozess bei uns noch nicht abgeschlossen ist, zeigen die bisherigen Diskussionen bereits bekannte Problempunkte auf: Wie geht die katholische Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen um? Wird sie Frauen zum Priesteramt zulassen und den Pflichtzölibat für Priester angesichts des akuten Priestermangels überdenken? Welche Konsequenzen zieht die Kirche aus den Missbrauchsfällen im Priesteramt?

Feldmann lässt keinen Zweifel daran, dass der Kirchendialog in Deutschland in absehbarer Zeit konkrete Ergebnisse zeitigen muss, damit "Menschen das Gefühl haben, dass ihre Anliegen von der Kirche auch ernst genommen, angesprochen und angegangen werden. Während die Generalversammlungen der Katholiken in Lateinamerika inzwischen zum Start eine kontinentalen Glaubens- und Missionsoffensive geführt haben, macht Feldmann vor allem die Glaubenserosion in den jungen Familien Sorge. "

"Ich spüre aber auch bei jungen Menschen eine große Sehnsucht nach einem sinnvollen und glaubenserfüllten Leben. Und ich führe nicht nur Gespräche mit Menschen, die die Kirche verlassen haben, sondern auch mit denen, die wieder in die Kirche zurückkehren", hält Janßen fest und warnt vor übertriebenen Pessimismus.

Neben Gottesdiensten und Treffen mit aktiven Katholiken der Stadt steht am 15. Dezember um 19 Uhr auch eine Vortrags- und Disskussionsveranstaltung im Altenhof an der Kaiserstraße auf dem Besuchsprogramm von Erzbischof Jorge Jimenez Caravajal. Bei dieser Gelegenheit sollen die Ergebnisse der Kirchendialoge in Lateinamerika und im Ruhrbistum zur Sprache kommen.

Weitere Informationen zur Lateinamerikawoche finden sich auf der Internetseite www.mariae-geburt.com, auf einem öffentlich ausliegenden Faltblatt oder im Pfarrbüro von St. Mariae Geburt an der Althofstraße, das telefonisch unter der Rufnummer 0208/32525 erreichbar ist. Weitere Information über das Hilfswerk Adveniat, das seit 50 Jahren besteht, gibt es im Internet unter: http://www.adveniat.de/

Zahlen & Fakten: 2010 verließen 429 Katholiken und 331 Protestanten ihre Kirche. In diesem Jahr waren es bisher 256 Katholiken und 276 Protestanten. Mit jeweils rund 52.000 Mitgliedern stellen die beiden großen Kirchen jeweils ein knappes Drittel der Stadbevölkerung.



Ein Beitrag zu diesem Thema erschien am 9. Dezember 2011 in der NRZ

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