Sonntag, 6. September 2015

Eine Chance für beide Seiten: Weihbischof Franz Grave und die Agentur für Arbeit werben für mehr Ausbildungsplätze

Weihbischof Franz Grave und Christiane Artz bei Edeka-Kels


In Mülheim liegt die Arbeitslosenquote bei 8,5 Prozent. 333 Jugendliche (4,5 Prozent) sind ohne Arbeit. Gleichzeitig stehen, kurz nach Beginn des Ausbildungsjahres immer noch rund 200 Jugendliche ohne Lehrstelle auf der Straße, während genauso viele Ausbildungsplätze noch nicht besetzt werden konnten.
„Leider passen die Profile der Ausbildungsbewerber und der noch zu vergebenden Ausbildungsplätze nicht 1:1 zusammen“, beschreibt die stellvertretende Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, Christiane Artz, das Grundproblem. 


Junior-Chef Felix Kels vom gleichnamigen Edeka-Markt an der Kleiststraße und sein Ausbildungsleiter Felix Fischer bestätigten: „Wir würden gerne noch Auszubildende einstellen, die wir zu Frischespezialisten, also zu Fachverkäufer für unsere Käse,- Fleisch und Wursttheken, ausbilden könnten. Wir finden aber keine Bewerber.“ Dabei wirkt der 19-jährige Niklas Engel, der genau diese Ausbildung gerade absolviert, sehr zufrieden. „Der Anfang war nicht leicht. Aber inzwischen habe ich Freude am Kontakt mit den Kunden entwickelt. Die Arbeit gibt meinem Leben Struktur und verschafft mir Selbstvertrauen“, betont er. Seine Ausbildungskollegen Leon Gillessen und Vanessa Kleine, die sich bei Kels zum Handelsfachwirt und zur Einzelhandelskauffrau ausbilden lassen, sehen es ähnlich. Beide freuen sich nicht nur auf die Aussicht, nach einer erfolgreichen Lehre in eine Festanstellung übernommen zu werden. Sie schätzen auch „die familiäre Atmosphäre in unserem Betrieb, in der es kein Problem ist, wenn man als Auszubildender mal einen Fehler macht oder sich etwas vielleicht auch zweimal erklären lassen muss, um es richtig zu verstehen und richtig zu machen.“

Gillessen ermutigt Ausbildungssuchende, „keine Angst vor einem Praktikum zu haben, mit dem man ausprobieren kann, ob man für einen Beruf geeignet ist.“ Das sieht die stellvertretende Agentur-Chefin Artz auch so. Nicht so gerne sieht sie, dass die Zahl der Ausbildungsstellen, die der Agentur 2015 gemeldet worden sind, im Vergleich zum Vorjahr um 3.7 Prozent zurückgegangen ist.
Deshalb empfiehlt sie Edeka-Kels anderen Arbeitgebern als Vorbild, weil hier aktuell 12 von 102 Mitarbeitern Azubis sind. Der eine oder andere könnte noch dazu kommen. Besonders dankbar ist Artz für seelsorgerischen Beistand von Weihbischof Franz Grave, der heute als Geistlicher in St. Mariae Geburt arbeitet. Der emeritierte Weihbischof, der sie auch diesmal begleitet, engagiert sich seit Jahrzehnten als Türöffner bei Arbeitgebern, die ausbilden wollen oder sollen. „Viele mittelständische Unternehmen sind bereit auszubilden, weil sie wissen, dass sie nur dann eine Zukunft haben“, sagt Grave.


Dieser Text erschien am 4. September 2015 in NRZ und WAZ

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