„Hier lebt man fast wie in einem Paradies“, sagt Dieter Gatz. Er muss es wissen, zog er mit seiner Familie doch
schon in den 70er Jahren von Dümpten nach Selbeck. Seine Nachbarn Karl-Gerhard
Kluitmann und Otmar Schneider äußern sich nicht ganz so euphorisch, geben Gatz im Prinzip aber recht. „Man wohnt hier sehr schön und
wir haben eine gute Nachbarschaft. Und die meisten Menschen wohnen hier in einem
Einfamilienhaus mit Garten“, beschreiben sie die gut-bürgerliche Struktur des
südlichen Stadtteils, von dem aus man Mülheims Stadtmitte, Essen und Düsseldorf
mit dem Auto gleichermaßen schnell erreichen kann.
Doch ganz so
paradiesisch lebt es sich dann doch nicht. „Die stark befahrene Kölner Straße
zerschneidet den Stadtteil und ist nicht ungefährlich“, sagt Winfried Frings.
Und Karin Schneider fühlt sich als Selbeckerin manchmal, „wie im vergessenen
Südzipfel Mülheims.“ Das Internet ist hier extrem langsam, weil weite Teile des
Stadtteils keinen Breitbandanschluss haben und auf einen teuren Funkzugang ins
weltweite Netz angewiesen sind. Das ist ein gravierender Nachteil für den
Standort.
Dennoch hat es im insgesamt dörflich anmutenden Selbeck in den
letzten Jahrzehnten immer wieder auch Neubauwellen gegeben, weil viele Familien
am grünen Südrand Mülheims wohnen wollen.
Mit Sorge sieht Dieter Gatz allerdings, dass die Selbecker Zweigstelle der
Grundschule am Oemberg im letzten Schuljahr keine Eingangsklasse bilden konnte,
obwohl dort eine hervorragende pädagogische Arbeit geleistet werde. Derzeit gibt
es im alten Schulhaus an der Karl-Forst-Straße nur drei Klassen mit je 17
Schülern.
Dabei hat Selbeck neben Natur pur für Familien und alle
geselligen Zeitgenossen viel zu bieten. Hier wird viel gefeiert, ob im
Bürgersaal und rund um St. Theresia an der Karl-Forst-Straße oder auf dem
Schützenplatz am Stockweg. Ob beim Kirchweihfest, beim Schützenfest oder am Tag
des offenen Denkmals sind auch Besucher aus anderen Stadtteilen immer herzlich
willkommen.
Neben der 1901 gegründeten Schützenbruderschaft St.
Sebastianus und dem 2006 gegründeten Förderverein von St. Theresia gibt es in
Selbeck auch einen Golf- und einen Tennisclub für die sportiven
Zeitgenossen.
Wenn man heute durch das grüne Selbeck geht, kann man sich
gar nicht vorstellen, dass der Stadtteil um 1900 ein Bergmannsdorf war, in dem
das von Karl-Fort geleitete Erzbergwerk Menschen Lohn und Brot gab.
Dieser Text erschien am 14. Juli 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung
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