Donnerstag, 6. August 2015

Die Zwei vom Frühstückstreff: Erika und Udo Weyers

Erika und Udo Weyers vor dem alten Bürgermeisteramt

„Eigentlich dürfen wir gar nicht durch den Stadtteil gehen, weil wir an jeder Ecke stehen bleiben und uns mit den Leuten unterhalten“, erzählen Erika und Udo Weyers. So, wie sie es erzählen, spürt man, dass sie es genießen von ihren Mitbürgern und Nachbarn erkannt, angesprochen und vor allem geschätzt werden.

Diese Wertschätzung haben sie sich in den letzten 17 Jahren als die guten Seelen der Bürgerbegegnungsstätte im Alten Bürgermeisteramt an der Mellinghofer Straße erarbeitet.

So lange organisieren sie schon, den Frühstückstreff, bei dem sich mittwochs zwischen 8- und 11.30 Uhr vor allem ältere Dümptener Treffen, um sich bei Kaffee, Brötchen, Aufschnitt, Ei und Marmelade über dies und das aus Dümpten und aus ihrem ganz persönlichen Leben zu unterhalten.
Dienstags kaufen Erika und Udo Weyers ein. Mittwochs beginnt ihr Tag schon um sechs Uhr. Dann geht es zur Dümptener Bürgerbegegnungsstätte, um die Tische einzudecken und die Kaffeemaschine anzuwerfen. „Anfangs haben wir immer zu viel eingekauft. Doch inzwischen wissen, wir, dass jeden Mittwoch etwa 35 bis 45 Frühstücksgäste in der Bürgerbegegnungsstätte kommen und wir wissen auch schon genau, wer was frühstücken will“, beschreiben Udo und Erika Weyers die organisatorische und gastronomische Routine, die sie im Laufe der Jahre gewonnen haben.

Doch das Ehepaar Weyers ist nicht nur um das leibliche Wohl seiner Gäste besorgt. Die beiden Eheleute und Eltern einer inzwischen 45-jährigen Tochter haben auch ein offenes Ohr, wenn jemand Probleme hat und sich aussprechen möchte. „Die Leute können mich alles fragen, nur nicht zu welchem Arzt sie gehen sollen. Da habe ich keine Ahnung von“, sagt der 69-jährige Udo Weyers, der bis zu seiner Pensionierung als Rohrinstallateur bei Mannesmann gearbeitet hat.

Auch seine 67-jährige Frau, die bis zur Rente als Sekretärin für eine Großbäckerei gearbeitet hat, kennt Ärzte Gott sei Dank nur vom Hörensagen. „Wir hatten in den letzten 17 Jahren einfach keine Zeit, um krank zu werden“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Das Ehepaar Weyers organisiert nicht nur den Frühstückstreff in der Dümptener Bürgerbegegnungsstätte. Auch wenn der Schachverein, der Bürgerverein, die Ortsverbände der Parteien, private Festgesellschaften oder eine Mülheimer Kirchengemeinde die Bürgerbegegnungsstätte als Versammlungs,- oder Feststätte nutzten, sind die rührigen Rentner zur Stelle und sorgen hinter den Kulissen dafür, dass der Laden läuft.

„Natürlich hat man auch schon mal Ärger am Hals, wenn Leute die angemietete Bürgerbegegnungsstätte nicht so verlassen, wie sie sie vorgefunden haben, aber in der Regel machen wir eigentlich nur positive Erfahrungen und schauen in dankbare und zufriedene Gesichter“, beschreiben Erika und Udo Weyers, die von einem harten Kern aus fünf weiteren ehrenamtlichen Helferinnen unterstützt werden, die Resonanz auf ihre Arbeit.

Vielleicht liegt es ja auch daran, dass sie ihr Ehrenamt 17 Jahre durchgehalten haben. „Denn anfangs waren nur von drei Jahren die Rede“, erinnert sich Udo Weyers an ein Gespräch, das er 1998 mit dem langjährigen Dümptener Landtagsabgeordneten Erich Kröhan geführt hat. Kröhan und seinem ebenfalls in Dümpten lebenden Landtagskollegen Günter Weber ist Weyers bis heute dankbar, dass aus dem alten Bürgermeisteramt, das zuletzt auch als Stadtteilbücherei genutzt worden war Ende der 1990er Jahre eine Bürgerbegegnungsstätte und keine private Wohnstätte geworden ist. Weyers erinnert in diesem Zusammenhang an die entsprechenden Umwandlungen des alten Stadtbades an der Ruhrpromenade und der alten Jugendherberge am Kahleber. „Das ist aus Sicht der Bürger schon traurig“, findet Weyers.

Seine Frau Erika und er finden aber auch, dass es nach 17 Jahren für sie an der Zeit ist, ihren Ruhestand, noch mehr als bisher zu genießen und deshalb ihr Ehrenamt zum Jahreswechsel abzugeben. „Wenn wir etwas machen, machen wir es ganz“, begründen die Eheleute Weyers, warum sie täglich zwei bis drei Stunden in ihr ehrenamtliches Engagement investieren. Damit soll aber im kommenden Jahr Schluss sein, weil sie mehr Zeit für Reisen und für die Arbeit in ihrem großen Garten haben. Doch der Trägerverein der Bürgerbegegnungsstätte arbeitet bereits an einer aber noch nicht spruchreifen Nachfolgelösung, damit die Dümptener und ihre Nachbarn auch über 2015 hinaus im alten Bürgermeisteramt an der Mellinghofer Straße, gemeinsam feiern, tagen und frühstücken können.

Dieser Text erschien am 1. August 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

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