Die alten Bergmannshäuser haben Charme und Seele. Das sind eben keine
zusammengeklatschten Betonklötze“, schwärmt Walter Wieja. Der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft
Mausegatt/Kreftenscheer zog mit seiner Frau vor sechs Jahren in die Siedlung,
die um 1900 als Wohnquartier für die Bergleute der Zeche Wiesche errichtet
wurde. Damals hieß die Siedlung dann auch Colonie Wiesche. Heute haben nur noch
einzelne Bewohner der Siedlung eine persönliche Verbindung mit dem Bergbau. „Wir
haben nach bezahlbarem Wohnraum in einer ruhigen Gegend gesucht“, erinnert sich
Wieja. Genau das fanden der pensionierte Beamte und
seine als Heilpraktikerin arbeitende Frau an der Mausegatt- und der
Kreftscheerstraße. Beide Straßen tragen seit 1914 den Namen von Kohlenflözen der
1952 stillgelegten Zeche Wiesche. „Hier kennt man sich und hilft sich auch, wenn
es darauf ankommt“, sagt der pensionierte Lehrer Gerhard Münzenhofer, der vor 29
Jahren in die Siedlung zog, weil er sich in die alten Bergmannshäuser und in die
besondere Nachbarschaftsatmosphäre der Siedlung verliebt hatte.
Diese
Atmosphäre, die noch den Geist der alten Kumpel atmet, wird nicht nur bei Festen
und kulturellen Aktivitäten des Fördervereins, sondern auch durch konkrete
Nachbarschaftshilfe gepflegt. Da werden ältere Nachbarn auch schon mal zum Arzt
gefahren oder bei ihrem Spaziergang durch die Siedlung begleitet. Zusammen mit
vier Nachbarn mäht Münzenhofer an diesem Mittag die öffentlichen Rasenflächen
der Siedlung. Die Rasenmäher holt er aus einem Gerätehaus an der
Kreftenscheerstraße. Die Bewohner der Siedlung haben dieses Haus 1998 in
Eigenregie errichtet und mit allen Gerätschaften ausgestattet, die man für Haus
und Garten gut gebrauchen und dort kostenlos ausleihen kann.
Wer die mit
viel Liebe zum Detail bepflanzten und dekorierten Vorgärten am Straßenrand
sieht, spürt sofort, dass sich die Bewohner der Mausegatt- und
Kreftenscheerstraße mit ihrer Siedlung identifizieren.
Mit großem
Bedauern sehen die Bewohner, dass die Trinkhalle am Siedlungseingang seit einem
Jahr leer steht, weil ihr Betrieb dem letzten Pächter nicht mehr rentabel
erschien. Wer sich mit Brötchen, Getränken, einer Zeitung oder anderen Dingen
des täglichen Bedarfs versorgen will, muss jetzt ins Heißener Ortszentrum, zur
Kleiststraße oder ins Rhein-Ruhr-Zentrum fahren. Denn einen fußläufigen
Nahversorger gibt es hier nicht. Potenzielle Pächter können sich an die Agentur
Orbach (www.agentur-orbach.de) wenden.
Die Text erschien am 28. Juli 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung
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