„Im Karneval wird doch gesoffen und herumgehurt!“ Solche Attacken auf den
Karneval kennen Angelika Rudoba und Johannes Terkatz, die sich zusammen mit dem
Präsidenten Heino Passmann um die Organisation der Herren- und der
Mädchensitzung kümmern. Sie können über solche Vorurteile nur lachen und laden
alle Karnevalskritiker ein, einfach mal mitzufeiern oder noch besser
mitzuarbeiten, wenn die Roten Funken ihre Herrensitzung und ihre Mädchensitzung
auf die Beine stellen.
Auch wenn das leicht bekleidete Nummerngirl
natürlich der Höhepunkt der Herrensitzung ist und die Jungs im Saal schon auf
Heino Passmanns Ansage: „Der Präsident hat Durst“ warten, weil dann das wirklich
sehenswerte Nummerngirl auf die Bühne tanzt und dem Präsidenten ein
alkoholfreies Bier serviert.
Denn während die Jungs im Saal ein
alkoholhaltiges Bierchen nach dem anderen, nebst Mettwurstbrötchen und
Frikadelle genießen, muss der Präsident nüchtern bleiben, um den roten Faden in
der Herrensitzung der Roten Funken zu behalten.
Das gilt auch für seine
Vereinskolleginnen Nadine Kamps und Melina Strzechowski, die sich als
Präsidentinnen der Mädchensitzungen ihr alkoholfreies Bühnengetränk von einem
knackigen Nummernboy kredenzen lassen, während ihre närrischen Schwestern im
Saal eher zum Sekt mit Bockwürstchen und Frikadelle neigen.
Wie kommt man
eigentlich an ein Nummerngirl oder einen Nummernboy, der den Damen oder die den
Herren im Saal fast alles zeigt? „Wir arbeiten mit einer Künstler- und
Eventagentur zusammen und schauen uns vorab die Fotos der potenziellen
Kandidatinnen und Kandidaten an“, berichten Rudoba und Johannes Terkatz. Neben
den Profis stehen auch so manche Hausfrau oder so mancher Student in der Kartei
der Agentur, die sich ihr Einkommen aufbessern wollen.
Sie geben zu,
„dass wir damit auch schon mal einen Reinfall erlebt haben.“ Denn Bilder sagen
manchmal doch nicht mehr als 1000 Worte, wenn sie nicht mehr ganz aktuell sind
oder die Traumboys und Girls einfach einen schlechten Tag erwischt
haben.
„Ein gutes Nummerngirl oder ein guter Nummernboy sollen das
Publikum anheizen und animieren, gleichzeitig aber auch ein gewisses
ästhetisches Niveau bewahren“, sagt Rudoba. Erstaunt stellt sie immer wieder
fest, „dass die Mädchen oft enthemmter und besitzergreifender feiern und
mitgehen, als sich die Jungs das überhaupt trauen würden.“
Die
Herrensitzung, die die Funken und ihre jecken Männer am morgigen Sonntag bereits
zum neunten Mal im Dümptener Autohaus Extra feiern, ist ein absoluter
Publikumsmagnet. „Wenn die Herrensitzung zu Ende ist, kaufen die Jungs schon die
Karte fürs nächste Jahr. Deshalb ist unsere Herrensitzung mit 350 Gästen auch
schon ausverkauft“, erzählt Angelika Rudoba.
Die Mädchensitzung, die
ebenfalls im Dümptener Autohaus Extra an der Fritz-Thyssen-Straße 6 gefeiert
wird, geht am kommenden Samstag, 21. Januar, um 19 Uhr, erst zum zweiten Mal
über die Bühne. „Im letzten Jahr hatten wir 180 Mädchen im Saal. Jetzt sind
immerhin schon 200 von 350 Eintrittskarten verkauft“, berichtet Funken-Frau
Angelika Rudoba.
„Wir haben einfach festgestellt, dass das Format der
Herren- und Mädchensitzung heute gefragter ist, als unsere frühere
Altweibersitzung. Männer und Frauen wollen einfach mal ungezwungen unter sich
feiern und dabei über ein- und zweideutige Witze lachen, bei denen das andere
Geschlecht sein Fett weg bekommt“, erklärt der 2. Vorsitzende der Prinzengarde
Rote Funken, Johannes Terkatz, der als SPD-Stadtverordneter auch politisch ein
Roter Funke ist.
Und so lästert Manni, der Rocker bei der Herrensitzung
über „meine Olle“ und Putz-Frau Schalupke bei der Mädchensitzung über „meinen
Ollen.“ Dabei nehmen die Jungs das Wort Herrensitzung wörtlicher als die
Mädchen, die bei der Mädchensitzung auch gerne mal zur Polonaise aufbrechen und
eindeutig kostümierungsbereiter sind als die närrischen Herrn der Schöpfung.
„Dafür haben die Jungs deutlich mehr Sitzfleisch und gönnen sich auch nach der
Sitzung noch das eine oder andere Bier und klönen miteinander“, weiß Angelika
Rudoba. Und dann gibt es da natürlich auch noch einen anderen, kleinen, aber
entscheidenden Unterschied:
Bei der Herrensitzung bedienen die
Funken-Frauen und bei der Mädchensitzung die Funken-Männer.
Dieser Text erschien am 14. Januar 2017 in NRZ/WAZ
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