Sonntag, 22. Januar 2017

Frohe Botschaft trifft Frohsinn: Ein Gespräch mit Rolf Völker über Kirche und Karneval

Rolf Völker
Kirche und Karneval. Geht das? „Es geht sogar sehr gut“, sagt der Katholikenratsvorsitzende und bekennende Karnevalist Rolf Völker. Zusammen mit dem Pastor von St. Engelbert, Michael Clemens, und dem Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval organisiert der 65-Jährige die närrische Festmesse, die am kommenden Sonntag, 22. Januar, um 11 Uhr in St. Engelbert an der Engelbertus-straße in Eppinghofen gefeiert wird.

„Es gibt Leute, die daran Anstoß nehmen, dass bei dieser Messe Tanzmariechen im Altarraum agieren. Aber wem das nicht gefällt, kann ja auch eine andere Messe besuchen“, findet der ehemalige Gemeinderatsvorsitzende von St. Engelbert. Er freut sich darüber, dass die närrische Festmesse, neben den Ostern- und Weihnachtsgottesdiensten, der bestbesuchte Gottesdienst des Jahres ist.“ Und weil ihm die Ökumene besonders am Herzen liegt, freut sich Völker besonders darauf, dass diesmal auch der ebenfalls närrisch gesonnene evangelische Pfarrer Michael Manz aus Styrum an der Festmesse in St. Engelbert aktiv teilnehmen wird.


„Frohsinn und Frohe Botschaft. Das passt gut zusammen. Beides lehrt uns, uns des Lebens zu freuen und uns nicht zu ernst zu nehmen, sondern auch die Bereitschaft zu haben, uns selbst mal auf die Schüppe zu nehmen. Insofern können Kirche und Karneval Seelsorge leisten“, unterstreicht der karnevalistische und katholische Christ.

Völker organisiert nicht nur die närrische Festmesse, sondern auch den gemeinsamen Gemeindekarneval von St. Mariae Rosenkranz und St. Engelbert („Firlefanz im Engelkranz“) am Karnevalssamstag (25. Februar) im Union-Saal an der Neustadtstraße in Styrum.

Für Völker ist es kein Zufall, dass mit der KG Blau Weiß und der KG Knattsch Geck in den Nachkriegsjahren gleich zwei Mülheimer Karnevalsgesellschaften aus katholischen Kolpingfamilien hervorgegangen sind. „Frohsinn und Lebensfreude, auch im Angesicht schwieriger Lebensverhältnisse sind für mich zwei Seiten derselben Medaille, wenn es um den karnevalistischen Frohsinn und die frohe christliche Botschaft geht“, sagt Völker.

Er ist ausgesprochen froh darüber, dass die närrische Festmesse nach der bischöflichen Abberufung des karnevalistischen Vorzeige-Geistlichen Norbert Dudek mit seinem Amtsbruder Michael Clemens fortgesetzt werden konnte. „Dudek, der damals Pastor in St. Mariae Rosenkranz in Styrum war und heute als Pfarrer von St. Marien in Schwelm arbeitet, hat als gebürtiger Kölner den Karneval mit der Muttermilch aufgesogen. Aber auch Michael Clemens hat seine närrische Ader entdeckt, nachdem er als Bütten-Prediger seinen Platz eingenommen hat. Immerhin kommt sein Vater aus Köln und seine Mutter aus der Pfalz“, erzählt Völker.

Und noch bevor sich Clemens 2014 erstmals der Herausforderung einer gut gereimten humoristischen Predigt stellte, hatte er sich bereits als Büttenredner im Gemeindekarneval geübt.

Eine gute Predigt und eine gute Büttenrede können in Völkers Augen gleichermaßen: „eine frohe Botschaft verkünden und ein Denkanstoß für den Alltag sein und gleichzeitig im Sinne der Vergebung auch deutlich machen, dass man manchmal auch ungerade Dinge gerade sein lassen muss.“

Karneval feiern, egal was draußen in der Welt passiert. Nein. Das kann sich Rolf Völker nicht vorstellen. Das der Rosenmontagszug während des Golfkrieges 1991 abgesagt wurde, fand er richtig. Auch nach einem Terroranschlag könnte er sich keinen unbeschwerten Rosenmontag vorstellen. Aber er sieht den Karneval, der sich als Fastnacht vor der Fastenzeit ins Kirchenjahr einfügt, auch als Teil „der Freiheit eines Christenmenschen. Eines Menschen, der sich als von Gott Erlöster die Freiheit zu feiern und sein Leben zusammen mit anderen dankbar anzunehmen und auch in schwierigen Zeiten zu genießen nicht nehmen lässt.“


Dieser Text erschien am 18. Januar 2017 in NRZ/WAZ

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