Donnerstag, 12. Januar 2017

So gesehen: Dünner Takt und dicker Hals

Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige. Gut, dass ich keiner bin. Den gestern kam ich unpünktlich zu einem wichtigen beruflichen Termin.

Denn auch meine Straßenbahn mit der ich rechtzeitig ans Ziel kommen wollte, war nicht nur nicht pünktlich. Sie kam einfach nicht.

Keine Anzeige, keine Durchsage. Selbst der Service-Mann vor Ort wusste von nichts und konnte nur auf die nächste Bahn verweisen, die dann immerhin pünktlich kam, so dass sich meine Verspätung noch in erträglichen Grenzen hielt. Dafür wurde ich dann auch gleich von zwei freundlichen Herrn kontrolliert und nach meinem Fahrausweis gefragt.

Da fragte ich mich als Fahrgast und König Kunde, wer eigentlich die Pünktlichkeit und das Preis-Leistungs-Verhältnis der Mülheimer Busse und Bahnen kontrolliert, deren Fahreise regelmäßig nach oben und deren Takt regelmäßig nach unten angepasst wird. Doch darauf konnten mir die freundlichen Kontrolleure der Mülheimer Verkehrsgesellschaft auch keine Antwort geben. In dem der Takt von Bussen und Bahnen ausgedünnt wird, wird der Hals der Fahrgäste dicker. Wer kann, steigt um, aufs Auto. Doch damit wird auch die Luft in unserer Stadt wieder dicker, einschließlich der Hälse der Autofahrer, die im Stau stehen. Operation gelungen. Patient tot.

Dieser Text erschien am 12. Januar 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

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