Dr. Christian Soimaru bei seiner Kanzelrede in der Petrikirche |
Der für rekonstruktive und plastische Chirurgie zuständige Chefarzt des Evangelischen Krankenhauses gab seinen Zuhörern Impulse zum wichtigsten Thema, das es gibt. Er beschäftigte sich am Vorabend des Allerheiligen- und Allerseelen-Tages mit der Frage von Tod und Leben.
Soimaru, der als Arzt täglich mit dem Tod, aber auch mit dem prallen Leben zu tun hat, berichtete von seinem eigenen Lernprozess im Angesicht der menschlichen Sterblichkeit. Er erzählte vom Sterben seines Vaters und dem Gefühl, in der Endphase seines Lebens die Zeit nicht wirklich gut genutzt zu haben, weil er im Rückblick zu viel Zeit mit der geschäftigen Therapierecherche verschwendet habe. „Wenn wir auf das Ende unseres Lebens schauen, haben wir mehr Einfluss auf dessen Gestaltung, den Ort, an dem wir sein wollen und auf die Menschen, mit denen wir diese wertvolle Zeit verbringen wollen, als wir es uns selbst zutrauen“, mahnte Soimaru.
Aus einer eigenen Lebenserfahrung mit Sterbenden und Toten, so der Arzt, habe er gelernt, jeden neuen Tag als den „ersten Tag vom Rest meines Lebens“ zu begreifen und dem entsprechend „als eine neue Chance für die Liebe und das Leben zu nutzen.“
Angesichts seiner Endlichkeit, aber auch der christlichen Hoffnung auf das Leben, gewinnt unsere irdische Existenz in den Augen des leitenden Chirurgen erst seinen ganz besonderen Wert.
Nach der zu Recht mit Applaus bedachten Kanzelrede des Arztes hatte wohl jeder Zuhörer in der Petrikirche wohltuend und tröstlich begriffen, was die Bibel meint, wenn sie uns, wie von Christian Soimaru zitiert, sagt: „Herr, bedenke uns, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden und lernen zu leben.“ Zu diesem geistlichen Impuls am Vorabend des Reformationstages passte das Lied Dietrich Bonhoeffers: „Von guten Mächten wunderbar geborgen“.
Dieser Text erschien am 31. Oktober 2016 in NRZ/WAZ
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