Sonntag, 27. November 2016

So gesehen: Auch Maschinen können irren

Früher hielt ich elektrische Schreibmaschinen mit Zeilenspeicher und Fax-Geräte für die Spitze des technischen Fortschritts. Heute schreibe ich meine Texte mit einem Computer und versende sie per E-Mail. Die Zeiten, in denen man als Journalist Texte auf einer Schreibmaschine tippte und sie per Fax verschickte, damit sie am anderen Ende der Leitung von Mitarbeitern einer Drucksatzstelle ins rechte Zeitungsmaß gebracht werden konnten, scheinen Lichtjahre entfernt. Das nennt man Rationalisierung.

Da beschleicht den Journalisten, der noch im analogen Zeitalter mit Manuskriptpapier aufgewachsen ist, die  Angst, wie so mancher Kollege in der industriellen Massenfertigung in nicht allzu ferner Zukunft durch einen Schreib-Roboter ersetzt zu werden. In Japan werden Roboter jetzt auch schon in der Altenpflege eingesetzt. Elektronische statt menschliche Zuwendung im Alter? Ob man das noch erleben möchte? Doch es gibt noch Hoffnung für die Schöpfung Mensch.

Denn als ich jüngst an einer Haltestelle auf meine Bahn wartete, weil mir die computergesteuerte elektronische Anzeigetafel ihre Ankunft in fünf Minuten ankündigte, ich selbst aber mit eigenen Augen feststellen konnte, dass sie bereits eingefahren war, wusste ich: Auch Maschinen können irren. Gott, sei Dank.

Dieser Text erschien am 26. November 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung

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