Dienstag, 8. November 2016

Ein Stück heiterer Ernst: Die Ensemblemitglieder der Kleinen Bühne des Backsteintheaters zeigtenmit ihrer 17. Premiere: Man darf über die Olympier der deutschen Dichtung lachen


Monika Gruber und Justus Cohen auf der Kleinen Bühne
des Backsteintheaters (Foto Walter Schernstein)
Schiller, Goethe, Lessing. Diese Poeten aus dem Dichter-Olymp kennt jeder aus dem Deutsch-Unterricht und hat entsprechend gute oder auch schlechte Erinnerungen an sie.

Gut Lachen hatten die rund 80 Literaturfreunde, die am Samstagabend den Weg ins Backstein-Theaterstudio an der Schulstraße fanden. Dort verstanden es die Ensemblemitglieder der Kleinen Bühne des Backstein-Theaters mit der Premiere ihres 17. Programms nicht nur den berühmten Dichtern, sondern auch ihren Zuhörern ein Lächeln und manchmal auch etwas mehr zu entlocken, frei nach Goethe und gesprochen von Justus Cohen: „Ihr wisst auf unseren deutschen Bühnen probiert ein jeder, was er mag.“

Diese Olympier, die Programm-Autor Günter Johann, ein pensionierter Deutschlehrer, aus seinem Bücherschrank auf die Bühne gebracht hatte, musste man mögen. Denn alle Ensemble-Mitglieder brachten Goethe, Lessing und Schiller mit so viel Esprit und Empathie auf die Bühne, dass die Klassiker lebendig und gegenwärtig wurden. Die auflockernde musikalische Begleitung durch Wolfgang Bruns mit Mozart und Beethoven tat das Übrige dazu.

Zwei weitere Vorstellungen
Lächeln und lachen durfte man vor allem dort, wo uns Goethe, Schiller und Lessing den Spiegel vorhielten und mit ihren Versen deutlich machten: Lust und Laster eines Menschenlebens verändern ihre Formen, sind aber im Kern zeitlos aktuell.

Das Lachen kam wie von selbst aus dem Publikum, wenn Gustav an Huef als verblichener Ehemann den Petrus (Günter Johann) mit den Versen Lessings an der Himmelsforte wissen ließ: „Was? Meine Frau im Himmel? Wie? Klorinden habt Ihr eingenommen? Lebt wohl! Habt Dank für eure Müh! Ich will schon sonst wo unterkommen.“

Auch die von Günter Johann vorgetragene Aufforderung Lessings: „Trinkt Brüder, lasst uns trinken, bis wir berauscht zu Boden sinken. Doch bittet Gott, den Herrn, das Könige nicht trinken. Denn da sie unberauscht die halbe Welt zerstören, was würden sie nicht tun, wenn sie betrunken wären?“ ließ an Aktualität nichts zu wünschen übrig und deshalb das Lachen fast im Halse stecken. Und Goethes Mephisto (Günter Johann) hat auch heute noch Recht, wenn er seine Schülerin (Monika Gruber) wissen lässt: „Grau ist, teure Freundin, alle Theorie und grün des Lebens goldener Baum.“

Wiedersehen und Wiederhören machen Freude, zum Beispiel am 11. November um 19 Uhr in der Evangelischen Ladenkirche an der Kaiserstraße 4 oder am 19. November um 19 Uhr im Heißener Kulturzentrum Fünte an der Gracht 209. Der Eintritt ist wie immer frei. Die Eintrittskarten müssen aber aus Platzgründen am jeweiligen Veranstaltungsort bestellt werden,


Dieser Text erschien am 7. November in NRZ/WAZ

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