Dienstag, 29. November 2016

Als die Bahnbögen noch voller Leben waren: Ein Zeitsprung an der Bahnstraße

Ein Blick auf die heutigen Bahnbögen
Ein Foto aus den frühen 1970er Jahren lässt uns staunen. Das aus dem Stadtarchiv stammende Foto zeigt unter den Bahnbögen an der Bahnstraße eine lebendige Geschäftszeile. Heute schauen wir dort nur noch durch die nackten Rundbögen, die in den 1860er Jahren als Unterbau für die Rheinische Eisenbahnstrecke errichtet wurden, hindurch auf die parallel verlaufende Heinrich-Melzer-Straße, benannt nach dem ersten Nachkriegs-Vorsitzenden des DGB in Mülheim. Dort fanden sich noch in den 70er Jahren kleine Geschäfte, Lagerräume und Wohnungen. Erst Anfang der 1980er Jahre verschwanden die Geschäfte in den Bahnbögen zugunsten eines reinen Durchgangs und Durchblicks. Dabei ließe sich heute unter der ehemaligen Eisenbahnstrecke viel besser kaufen, verkaufen und wohnen. Denn inzwischen verläuft dort der Ruhr-Rad-Schnellweg - mit Stadtbalkon.

Die kleine Geschäftswelt unter den Bahnbögen, die sich bis in die 1890er Jahre zurückverfolgen lässt, und die im Zuge des westdeutschen Wirtschaftswunders in den 1950er Jahren wieder belebt wurde, schien den Stadtplanern am Beginn der 1980er Jahre nicht mehr zeitgemäß. Die Geschäfte unter den Bahnbögen passten damals nicht mehr in die schöne neue Einkaufswelt der Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen. Auch die Idee, die Freiräume unter den Bahnbögen für Künstlerateliers zu nutzen, wurde nicht realisiert. Stattdessen fuhr nach der Öffnung der Bahnbögen die Straßenbahnlinie 102 an der Bahnstraße entlang, bevor sie ab 1998 durch den Ruhrtunnel geführt wurde. 


Dieser Text erschien am 28. November 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung

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