Polizeihauptkommissar Hans Schäfer |
Der Hauptkommissar begann seine Laufbahn Mitte der 70er Jahre, als Westdeutschland durch den Terror der Roten Armee Fraktion erschüttert wurde. Damals gehörten Straßensperren und Fahrzeugkontrollen zum Polizeialltag. Auch beim Bielefelder Parteitag der Grünen, bei dem der damalige Außenminister Joschka Fischer 1999 wegen der deutschen Beteiligung am Kosovokrieg mit Farbbeuteln attackiert wurde, war Schäfer als Polizeibeamter dabei.
Nach 35 Jahren im klassischen Wach- und Wechseldienst der Polizei, ist Schäfer seit vier Jahren im Bezirksdienst tätig und als Polizeibeamter für die Linksruhr-Stadtteile Saarn, Mintard und Selbeck zuständig. Ist das für einen Polizisten nicht ländlich, sittlich, langweilig? „Ganz im Gegenteil“, sagt Schäfer und zeigt es dem Mann von der NRZ, der ihn an diesem Tag begleitet. Der Tag beginnt um 9 Uhr. Zusammen mit seinem für Broich zuständigen Kollegen Gerd Reifenberg trainiert Schäfer Erstklässler für die Teilnahme am Straßenverkehr. „Immer erst nach links und dann nach rechts schauen, bevor Ihr die Straße überquert!“ Das Verkehrstraining ist für Schäfer und seinen Kollegen ein Heimspiel: „Hallo Polizei! Schön, dass wir uns mal wiedersehen“, bekommen die Beamten zu hören.
Härter geht es da schon in einer weiterführenden Schule zur Sache, die Schäfer zusammen mit dem Jugendkontaktbeamten Martin Rieth besucht. Weil es in einer Klasse schon mehrfach Beleidigungen, Bedrohungen und Tätlichkeiten gegeben hat, sprechen die Polizisten hier Klartext und gehen auch in Einzelgespräche, in denen sie mit den Jugendlichen darüber diskutieren, was Respekt, Rücksicht und Toleranz bedeuten.
Sie machen den Halbstarken vor allem eines klar. Auch eine Bedrohung und eine Beleidigung sind eine Straftat, die angezeigt und mit Bußgeld oder Haft geahndet werden kann. Nach dem Diskussion mit den Jugendlichen haben die beiden Beamten das Gefühl, dass sie in dieser Klasse nicht zum letzten Mal gewesen sein werden.
Weiter geht es für Schäfer zum Flüchtlingsdorf des Roten Kreuzes an der Mintarder Straße.
Hier schildert ihm ein junger syrischer Flüchtling, dass seine Cousine bei der Wohnungssuche einem Internet-Betrüger aufgesessen ist und dabei 730 Euro eingebüßt hat. Ein besonders bitterer Fall, der den Hauptkommissar noch einige Tage beschäftigen wird.
Erholsamer ist da schon das Treffen mit Landschaftswächter Werner Flaum, mit dem Schäfer durch das Landschaftsschutzgebiet der Saarner Auen geht, um sich zum Beispiel beschädigte Zäune und Hinweisschilder anzuschauen. Auch Angler, die im Naturschutzgebiet gezeltet haben, mussten Schäfer und Flaum schon darauf hinweisen, dass sie sich mit ihrem Verhalten an diesem Ort ins Unrecht setzen.
Dass die Polizei sich auch als Freund und Helfer bewehrt, in dem sie sich zusammen mit einer freundlichen Taxifahrerin eines jungen geistig behinderten Mannes annimmt, der sich bei einem Ausflug verlaufen hat, zeigt sich am Nachmittag. Da schauen Darius, der an diesem Tag 22 Jahre alt wird, und seine Eltern vorbei. Als Dankeschön für den fürsorglichen Einsatz bekommen Schäfer und seine Kollegen selbstgebackenen Kuchen.
Nach einem kleinen Kaffeeklatsch mit ihren Gästen, dreht Hans Schäfer im Polizeibus mit Darius eine Ehrenrunde. Außerdem freut sich der junge Mann, der nach seinem positiven Erlebnis mit den Ordnungshütern zu einem echten Polizeifan geworden ist, als er von Schäfer und seinen Kollegen eine ausgediente Polizeimütze zum Geburtstag geschenkt bekommt. Davon ist nicht nur Darius begeistert.
Dieser Text erschien am 29. Oktober 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
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