Freitag, 21. Oktober 2016

So gesehen: Der Stoff, aus dem die Träume sind

1984 heißt George Orwells Roman, in dem ein großer Bruder alle Menschen in seinem Reich beobachtet und auch ihre Gedanken erkennt. So kommt man sich auch anno 2016 vor, wenn man plötzlich Werbemails zu Produkten bekommt, die man sich im Internet irgendwann mal unverbindlich  angeschaut hat. Da soll ich aus heiterem Himmel den Bonus-Gutschein einer Online-Buchhandlung nutzen oder bei einem Bürobedarfshändler ein Diktiergerät erstehen. In Zeiten der allumfassenden digitalen Vernetzung darf einen das wohl nicht mehr verwundern. Überrascht war ich jetzt aber doch, als mir ein Bonus-Gutschein mit der Frage: „Interessieren Sie sich für Dessous?“ per Post ins Haus flatterte. Die Frage, ob ich mich für Dessous interessiere, hatte ich mir als reifer Junggeselle eigentlich nie gestellt, wenn dann nicht für meine eigene Person, sondern nur für den Inhalt und als Geschenk für meine bessere Hälfte. Doch auch damit kann ich derzeit nicht aufwarten. Aber die Dame im Fachgeschäft wusste Rat und rechnete mir den Gutschein auf einen neuen Schlafanzug an, den ich ohnehin brauchte. Was wären wir Männer ohne den weiblichen Pragmatismus. 

Dieser Text erschien am 19. Oktober 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung

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