Dienstag, 18. Oktober 2016

Kreatives Kaufhaus zog Kunden an: Art Square ließ so manchen Besucher nicht nur etwas aus dem Regalshop der Mülheimer Machart mitnehmen: Einige entdeckten auch ihre kreative Ader



Festival-Macher Gert Rudolph vom Verein Art Obscura
vor der Portrait-Wand von Max Schulz
Ein grauer Samstagvormittag in der City. Doch im leer stehenden Kaufhaus an der Schloßstraße 35 bringen nicht nur Jens Müller und seine Mitarbeiterin Uta Scholz mit ihrem Malworkshop Farbe ins Spiel. Gemalt wird mit naturbelassenen Pastellpasten. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. „Das entspannt und beruhigt ungemein,“ schwärmen Gerd Frank und seine Frau Christiane Creutzburg. Nicht nur sie kommen an diesem Vormittag eher zufällig beim Art Square vorbei und entdecken so ihre künstlerische Ader. Und nicht nur sie finden. „So etwas wie hier müsste man eigentlich als dauerhafte Einrichtung realisieren.“

„Je mehr drin sind, desto mehr kommen auch herein“, beschreibt Uta Siemer die Dynamik des zufälligen, aber interessierten Kundenstroms. Sie bringt im Regal-Shop die sehr individualistischen, dekorative und inspirierenden Klein-und Alltags-Kunst-Werke Mülheimer Machart an die Frau und den Mann.

„Art Square sorgt dafür, dass in der Innenstadt mal was los ist. Man kommt mit den anderen Kreativen ins Gespräch und tauscht sich aus“, findet die Theater-Schneiderin Angelika Schockenbäumer. Sie ist eine von 25 Kreativen, denen Art Square eine Präsentations- und Vermarktungsfläche bietet. Schockenbäumers Taschen, Brillen-Etuis und Stoff-Bilder entführen mit ihrer pop-artigen Farben- und Motivfreude in die schwungvollen 60er und 70er Jahre und machen einfach gute Laune.

Das Hinschauen und Mitnehmen lohnt sich auch bei Oliver Hilterhaus. Der Fotograf setzt in seinen Small Worlds kleine HO-Figuren groß in Szene und lässt Alltagsdinge in einer ganz neuen Perspektive erscheinen. Da fliegt ein kleiner Supermann durch eine Cola-Dose. Da steigen kleine Star-Wars-Krieger in ein riesiges Nutella-Glas oder eine kleine nackte Schönheit posiert vor einem riesenhaft erscheinenden Kamera-Objektiv. „Art Square ist wirklich eine tolle Idee, weil ja sonst auch wenig in Mülheim passiert“, lobt Hilterhaus die Festival-Macher um Gert Rudolph, Karin Braun und Heike Mottikat.

Die Chill-Out-Musik, die an diesem Vormittag aus den Boxen klingt, entspannt und inspiriert auch die Art-Square-Besucher, die sich verfremdet und maskiert vor die Kamera von Max Schulz trauen.

„Wer sind wir? Sind wir bereit uns zu akzeptieren oder neu zu entdecken: Welche Maske legen wir an und unter welcher Maske fühlen wir uns wohl?“, skizziert Schulz die Stoßrichtung seines betrachtenswerten Kunstprojektes.


Dieser Bericht erschien am 17. Oktober 2016 in NRZ/WAZ

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