Christiane in der Beeck-Bolten und ihr Hofteam bieten jetzt auch Kürbisschnitzkurse an |
Um sieben Uhr bringt in der Beeck-Bolten ihre Kinder Marlene und Clemens in den Kindergarten. Anschließend befüllt sie den an der Oberheidstraße aufgestellten Automaten des Dümptener Bauernhofes. Hier kann man mit dem nötigen Kleingeld Eier und Kartoffeln im Vorbeifahren oder Vorbeigehen mitnehmen.
Zurück am Hof und seinem Laden, der genauso alt ist wie die junge Landwirtin und Mutter, macht sich in der Beeck-Bolten daran, dass Herbstlaub vor dem Hofladen wegzukehren, Äpfel und Kartoffeln im Laden einzuräumen und anschließend die Kürbisse vor dem Laden zu drapieren. Man merkt sofort: Kürbis ist nicht gleich Kürbis. 25 Kürbissorten finden sich vor und im Hofladen. Ihre Namen Jack be Little, Buffy, Jack O’Latern oder Hokaido klingen vielversprechend. Ihre Farbpalette reicht vom klassischen Orange über Gelb und Grün bis zum cremefarbenen Weiß. Manche überzeugen mit ihrem schmackhaften Fruchtfleisch. Andere lassen sich aufgrund einer weichen Schale besonders gut schnitzen.
Und damit die Kinder, die am nächsten Tag zu einem Kürbis-Schnitz-Seminar mit Zaubertrank, Kürbiskuchen, magischen Geschichten und vier flotten Schnitzerhexen wissen, wie es geht, gibt sie mit ihren Schnitzwerkzeugen gleich drei großen Halloween-Kürbissen ein Gesicht. Die Frau ist vielseitig und arbeitet verdammt flott.
Im Laufe des Vormittags wechselt sie vom Hofladen in ihr Büro. „Ich lebe und arbeite gerne mit und von der Natur, aber ich komme an der Schreibtischarbeit nicht vorbei. Tendenziell wird sie eher immer mehr“, erzählt die Landwirtin, die den Hof ihrer Eltern Edith und Heinz in der Beeck vor zehn Jahren übernahm und heute zusammen mit ihrem Mann Andreas leitet. Auch ihr Schreibtisch sieht nach viel Arbeit aus. Die Buchführung muss erledigt, Statistiken für das Land auf den Weg gebracht, das aktuelle Wochenrezept (Kürbis-Rösti) für den Hofladen geschrieben, Bestellungen aufgegeben und angenommen werden.
Der Filialleiter eines Supermarktes, der vom Dümptener Bauernhof an der Bonnemannstraße beliefert wird, bespricht mit in der Beeck die Einzelheiten einer gemeinsamen Werbeaktion, bei der sie den Kunden eine Maschine vorstellen soll, die bei der Kartoffelernte zum Einsatz kommt. Auch wenn die Landwirtin dadurch für einige Stunden von ihrem Hof abgezogen wird, nimmt sie solche Gelegenheiten gerne wahr, „weil man so mit Kunden und denen, die es vielleicht noch werden wollen, ins Gespräch kommen und auch auf unseren Hofladen hinweisen kann.“
Während Christiane auf dem Hof, dessen Ursprünge bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen, nicht nur für die Büroarbeit, sondern auch für die Obstgewächse und die Freilandhühner zuständig ist - um 12 Uhr sammelt sie die frisch gelegten Eier ein - beackert ihr Mann Andreas die Felder des Betriebs. Bevor er an diesem Tag zur Weizenaussaat für die Ernte 2017 aufbricht, baut er mit seinem Auszubildenden Janosch Sonntag Fenster und Türen in eine Garage, die jetzt mit Tischen, Bänken und einer anheimelnden Strohecke zum Reich der kleinen und großen Kürbisschnitzer geworden ist. „Unser neues Angebot wird erstaunlich gut angenommen, vor allem wenn es um die kreative Gestaltung von Kindergeburtstagen geht“, freut sich Christiane in der Beeck.
Besonders dankbar ist in der Beeck ihren Eltern, dass sie auch im Rentenalter bei der Hofarbeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit anpacken. „Auf ihre tatkräftige Hilfe und ihren lebenserfahrenen Rat kann und möchte man nicht verzichten“, betont die 36-jährige Landwirtin. Mutter Edith hilft im Hofladen mit und bereichert dessen Angebot mit ihren wunderschönen Blumenstrauß-Kreationen. Außerdem hat sie für alle Kunden auch jenseits des Verkaufsgespräches immer ein offenes Ohr. Vater Heinz ist heute mit dem Pflug aufs Feld gefahren, um den Boden für die Weizenaussaat umzugraben und aufzulockern. Auf den Hof zurückgekehrt tauscht er die mit der Zeit abgewetzten und deshalb nicht mehr voll funktionsfähigen Pflugscharspitzen aus.
Ihren Nachmittag und den frühen Abend hält sich Christiane in der Beeck-Bolten für ihre Kinder frei. Marlene (5) wird an diesem Tag zum Leichtathletiktraining gebracht. Und Clemens (3) sammelt mit seiner Mutter an diesem Nachmittag die reiche Frucht der hofeigenen Walnussbäume ein. Dabei übt der kleine Mann auf seinem Kindertrecker schon mal, wie es sich anfühlt, wenn man als Landwirt ein weites Feld zu beackern hat.
Dieser Text erschien am 15. Oktober 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
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