Montag, 29. Februar 2016

Das Rhein-Ruhr-Zentrum ist sein Revier: Unterwegs mit dem Haustechniker Christian Wolff

Noch bevor die Geschäfte im Rhein-Ruhr-Zentrum öffnen, ist Haustechniker Christian Wolff dort schon unterwegs. Sein Arbeitstag beginnt um 7 Uhr.

Er läuft und läuft und läuft. Zunächst geht es von einem Aufzug zum nächsten. Ist jeder Lift fahrtüchtig? Funktioniert der Notruf? Die 70.000 Quadratmeter des Einkaufszentrums und die 200.000 Quadratmeter des Grundstücks kennt der gelernte Energieanlagenelektroniker nach über 25 Jahren, wie seine Westentasche. Bevor der gebürtige Mülheimer 1990 in seine Heimat zurückkam, arbeitete er als Haustechniker für eine deutsche Hotelkette in Kassel.

Was beim Rundgang durchs Einkaufszentrum überrascht, sind die kilomterlangen Wirtschafts- und Versorgungsgänge, die der normale Besucher des 1973 eröffneten Rhein-Ruhr-Zentrums nie zu sehen bekommt. Sie wirken, wie eine Mall hinter der Mall.

Manche Türen kann Wolff mit seinem Schlüssel öffnen. Andere öffnen sich nur, nachdem er einen bestimmt Tastencode eingegeben hat. Hinter den Türen im Backstage-Bereich des Rhein-Ruhr-Zentrums verbergen sich Technik- und Lagerräume der jeweiligen Geschäfte. Praktisch. Der Hintereingang der Läden ist nur wenige Schritte von der Eingangstür ihres Lagers entfernt.

In den technischen Räumen befinden sich Versorgungsanlagen und Leitungen, große Wasserpumpen, Reservetanks und Wasserbecken. Im Notfall sollen bis zu 120?000 Wassersprinkler dafür sorgen, dass im Rhein-Ruhr-Zentrum nichts anbrennt.

Zusammen mit einem Kollegen überprüft Wolff an diesem Tag die Funktionsfähigkeit und den Druck in den Wasserleitungen, die Wasserpumpen und Ventile, die im Notfall das Schlimmste verhindern sollen.

Stimmt der Druck in den Wasserleitungen? Haben die Stromleitungen die richtige Spannung? Das überprüft Wolf zum Beispiel mit Probeventilen und ihren Druckanzeigern oder mit seinem Spannungsmesser, der auf den Laien wie ein leuchtender Kugelschreiber wirkt. Auch welcher Schalter, welche Glasfaserleitung, oder welcher Leuchtknopf zu welcher Anlage gehört, erschließt sich nur dem technischen Profi, der im Zweifel auf Schaubilder und Lagepläne zurückgreifen kann.

Heizungs- und Lüftungsanlagen wollen ebenso gecheckt werden, wie Notstromaggregate und Brandmeldeanlagen oder die Lautsprechanlage. Unter einem der Glasdächer des Rhein-Ruhr-Zentrums müssen defekte LED-Leuchten ausgetauscht werden. Mit einem Hubwagen geht es in die Höhe. Gleich merkt sich Wolff die Leuchten für seine nächste Materialbestellung vor.

Aber auch am Boden der Mall muss der Haustechniker an einem Ladenlokal, dessen Fassade neu gestaltet wird, einen Blick darauf werfen, ob bei den Schleifarbeiten auch die Brandschutzbestimmungen eingehalten werden.

„Bis 2006 haben wir Haustechniker Ladenlokale auch schon mal selbst umgebaut. Doch das machen wir seitdem aus versicherungstechnischen Gründen nicht mehr“, erzählt Wolff.

Auch außerhalb des Rhein-Ruhr-Zentrums müssen Wolff und seine sechs Kollegen von der Haustechnik nach dem Rechten schauen. Vor allem in den Ladehöfen ist Seelenmassage und Augenmaß gefragt, damit jede Fracht möglichst schnell und reibungslos dort landet, wo sie hin muss. „Die Kraftfahrer stehen heute unter einem enormen Zeitdruck“, weiß Wolff. Und zwischendurch beantwortet er bei seinem Gang durch die Einkaufspassagen noch die eine oder andere Kundenfrage: „Wo ist hier die nächste Toilette? Und wo geht es bitte zur Nordsee?“

Ganz nebenbei prüft er noch einige Brandschutztüren, die völlig unauffällig wie Vorhänge an den Mallseiten eingelassen sind und im Notfall die Ausbreitung der Flammen stoppen können. An diesem Tag wird der Haustechniker Gott sei Dank von jedem Notfall verschont, muss weder Erste Hilfe leisten noch die Handhabung eines Feuerlöschers erklären und testen.

Dieser Text erschien am 20. Februar 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung

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