Sonntag, 16. Mai 2010

Was sagt der Sparkassenchef zum milliardenschweren Rettungspaket für den Euro?


750 Milliarden Euro. Dafür müsste man 250 000 Mal drei Millionen Euro im Lotto gewinnen. Kein Glücksspiel ist hoffentlich der so ausgestattete Rettungsfonds, mit dem die EU-Finanzminister den Euro stabilisieren und EU-Länder, wie Griechenland aus der Schuldenfalle befreien wollen. Otto Normalsparer wird angesichts solcher Bürgschaften bange. Doch was sagt ein Mann dazu, der wie der Sparkassen-Vorstandsvorsitzende Martin Weck täglich von Berufs wegen mit dem Geld anderer Leute umgeht?


War der riesige Rettungsfonds für den Euro alternativlos?

Vor dem Hintergrund der Entwicklung an den Märkten definitiv, wenn die Politik zeigen will, dass sie Vertrauen in den Euro hat.


Müssen Sparer langfristig eine Inflation befürchten?

Erst mal ist es gut, dass die Märkte so reagiert haben, wie sie reagiert haben. Denn sie zeigen mit einem Ansteigen des Dax und einem Anspringen bei den Notierungen für griechische Staatsanleihen und auch mit der deutlichen Veränderung des Euro, dass das Stabilisierungspaket erreicht, was es erreichen soll, nämlich die Marktpsychologie beruhigen. So lange es Garantien bleiben und diese Gelder nicht in der Volkswirtschaft ankommen, sind inflationäre Tendenzen sicher nicht zu befürchten, wie sie hervorgerufen würden, wenn dieses 700-Milliarden-Paket als Konjunkturprogramm direkt in die europäische Volkswirtschaft fließen würde.


Sind Kunden verunsichert und kaufen Gold und wechseln in andere Währungen?

Goldkäufe haben wir nach der Lehman-Pleite gesehen. Wir haben Anfang 2009 in Deutschland kein Gold mehr liefern können. Aktuell haben wir die Nachfrage in diesem Maße nicht. Die meisten Kunden sehen das ruhig, weil sie im Euro investiert sind und damit auch keine Währungsverschiebungen direkt ins Depot durchschlagen. Wir haben also keinen Run auf Gold oder andere Währungen. Es ist ja auch fraglich, ob man sein Geld in Gold anlegen soll. Denn der Goldpreis wird nun mal in Dollar notiert. Und da haben wir in den letzten vier Monaten 20 Cent auf einen Dollar verloren. Da muss der Goldpreis schon sehr stark steigen, damit ich meinen Kaufpreis wieder herausbekomme, wenn ich mein Gold wieder in Euros umtausche. Gold ist auf jeden Fall ohne Rendite. Der Euro wird uns langfristig erhalten bleiben. Ein stabiler Euro muss politisch und volkswirtschaftlich gestaltet werden.


Bleibt der Euro also langfristig stabil?

Der Euro wird sich sicher in einer höheren Schwankungsbreite als in den letzten Monaten bewegen. Da war er gegenüber dem Dollar äußerst stabil. Das wird auf Normalmaß zurückkommen. Auch die Exporte werden dadurch für uns wieder leichter. Das ist etwas, was wir als Exportnation brauchen. Und die Währungsparität zum Dollar ist für unsere Maschinen- und Autobauer wieder erträglicher, als sie es in den letzten Monaten gewesen ist. Volkswirtschaftlich bezogen auf die deutsche Exportwirtschaft dürfte der Euro sicher weiter stabil laufen. Denn wir sind zusammen mit den Franzosen und den Benelux-Staaten die wirtschaftlich führenden Nationen, die den Karren in eine vernünftige Richtung ziehen werden.


Muss sich der Otto Normalsparer mit Sparbuch oder Sparvertrag also keine Sorgen um sein Erspartes machen?

Der Sparer muss sich da definitiv keine Sorgen machen. Er sollte sich sicher mehr Gedanken um seine Vorsorge machen. Denn wir haben in den letzten Jahren viel Geld verkonsumiert. Wenn denn die Sparbemühungen von Bund, Land und Kommune auf uns zukommen, ist es sicher ratsam, wenn man sich an die Aussage hält: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Not sehe ich zwar nicht kommen. Aber es ist sicher sinnvoll mit einem Sparvertrag Geld anzusparen, dass man dann bei Bedarf ins Haus, ins Auto oder in etwas anderes investieren kann.


Kann man Währungsspekulationen verhindern?

Das wird nicht funktionieren, weil man bei Finanzmarktgeschäften nie erkennen kann, ob es Absicherungsgeschäfte für realen Handel und Exporte sind oder ob sie reine Finanztransaktionen sind.


Dieses Interview erschien am 11. Mai 2010 in der NRZ

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wo die Kumpel zuhause waren

  Der Mülheimer Bergbau ist Geschichte. 1966 machte mit Rosen Blumen gelle die letzte Zeche dicht Punkt Mülheim war damals die erste Bergbau...