Mülheims erste Gesamtschule feiert heute ihren 40. Geburtstag. Dennis Albers (18) ist Sprecher ihrer rund 1600 Schüler. Was fällt ihm zu seiner Schule ein?
Was haben Sie in Ihrer Schule fürs Leben gelernt?
In der Gustav-Heinemann-Schule habe ich gelernt, dass der soziale Umgang miteinander gar nicht so schwer ist, wie sich das einige vorstellen. Ich habe gelernt, dass man etwas bewegen kann, wenn man sich engagiert. Ich habe hier Leute gefunden, die mich unterstützen oder die ich unterstützen kann, wenn es darum geht soziale oder auch schulinterne Projekte zu realisieren.
Woran denken Sie dabei?
Ich denke da zum Beispiel an die große Spendenaktion, die an unserer Schule zugunsten der Erdbebenopfer in Haiti durchgeführt wurde. Diese Aktion wurde von maximal zehn Leuten, vor allem aus der Schülervertretung, geplant. Wir haben Spenden innerhalb der Klassen und der Familien gesammelt. Aber auch die selbst gebackenen Waffeln und die Hot Dogs, die wir für den guten Zweck verkauft haben, kamen super an. Die Spendenbereitschaft war überall groß.
Fällt Ihnen noch ein anderes Projekt ein?
Ich bin Mitglied bei den „Suchtsäcken“. Das ist eine Gruppe von derzeit neun Schülern. Wir beschäftigen uns im Moment mit dem Thema Rauchen, haben uns aber auch schon mit Alkohol, Magersucht oder anderen Drogen auseinandergesetzt. Wir haben uns bei Ginko fortgebildet und mit Fachleuten unterhalten, so das wir jetzt in Klassen gehen können, um Vorträge zu halten, Schüler anzusprechen und konkrete Probleme zu bearbeiten. Und die Rückmeldungen, die wir bisher bekommen haben, sind sehr gut.Frage: Was wünschen Sie Ihrer Schule zum Geburtstag?Antwort: Vor allem, das sie auch in den kommenden Jahren so viele engagierte Schüler haben wird. Auch verschönerungsmäßig könnte noch einiges an unserer Schule gemacht werden. Daran arbeitet man und sollte es auch weiterhin tun. Auch große Sportveranstaltungen, wie den Sportsfinderday, deren Erlös sozialen Zwecken zugute kommt, könnte es ruhig öfter geben.
Worin sehen Sie die Stärken Ihrer Schule?
Ich habe das Gefühl, dass bei uns kein Schüler zu kurz kommt, weil man immer viele Ansprechpartner findet, wenn man ein Problem hat, sei es bei den Mitschülern, bei den Lehrern, den Eltern oder auch bei verschiedenen schulinternen Gruppen.
Und welche Schwächen sehen Sie?
Da fällt mir spontan die lange Umbauphase ein, die schon vor zig Jahren beendet sein sollte, die momentan aber immer noch im Gang ist, wobei es inzwischen doch so aussieht, als sollten die Umbauarbeiten jetzt wirklich bald beendet sein. Wir sind eben eine große Schule. Manchmal könnten Absprachen, die getroffen werben, wenn es etwa um die Verschiebung von Klausurterminen geht, schneller an die Schüler herangetragen werden.
Sehen Sie die Größe Ihrer Schule eher als Vor- oder als Nachteil?
Ich sehe die Größe eher als Vorteil, denn als Nachteil, weil man in unserer Schule zwar nicht alle, aber doch sehr viele Leute kennen lernen und eine gute Kommunikation herstellen kann. Wenn man das als Schüler oder Lehrer möchte und sich interessiert, ist man auch in vielen Projekten einbezogen. Dadurch, dass wir im Schnitt 1500 Schüler an unserer Schule haben, haben wir natürlich auch 1500 verschiedene Meinungen, Interessen und Hobbys, die aller gefördert werden wollen. Das passiert eigentlich auch ganz gut. Wir haben ja eine unendliche Anzahl von Arbeitsgemeinschaften, Gruppen und auch Fortbildungsseminare.
Erfahren Sie als Gesamtschüler heute noch Vorbehalte gegen ihre Schulform?
Wer heute noch Vorbehalte gegen die Gesamtschule hat, hat sich nicht richtig informiert. Ich bin auf jeden Fall stolz und glücklich, diese Schule zu besuchen, weil ich hier individuell super gefördert werde und mich gut entwickeln kann.
Dieses Interview erschien am 28. Mai 2010 in der NRZ
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