Montag, 29. Mai 2017

Heute würde John F. Kennedy 100 Jahre alt: Ein Rückblick auf den ersten katholischen Präsidenten der USA

John F. Kennedy kann man sich nicht als einen Hundertjährigen vorstellen. Der erste katholische Präsident der USA ist als der jüngste gewählte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in das kollektive Gedächtnis der Weltgeschichte eingegangen. Seine Ermordung riss den damals erst 46-jährigen Politiker auf tragische Weise aus dem Leben.

Dass der am 29. Mai 1917 in Boston geborene John F. Kennedy der erste Katholik im Weißen Haus war, ist heute wohl nur noch Historikern geläufig. Als der Senator aus Massachusetts im Juni 1960 zum Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei nominiert wurde, warnte der Demokrat und Ex-Präsident Harry S. Truman: „Amerika ist noch nicht reif für einen Katholiken!“ Der 1884 geborene Truman war alt genug, um sich noch an die erste Präsidentschaftskandidatur eines Katholiken zu erinnern. 1928 trat der New Yorker Gouverneur und Katholik Alfred E. Smith an, um für die Demokraten das Weiße Haus zu erobern und sah sich daraufhin im Wahlkampf zahlreichen Angriffen auf seine Konfession ausgesetzt. Am Ende unterlag Smith mit 41:58 Prozent dem späteren republikanischen Präsidenten Herbert Hoover.

Wie Smith, bekam auch Kennedy, den Satz zu hören: „Wenn ein Katholik ins Weiße Haus einzieht, regiert der Papst in Washington mit!“ Diesen, heute, da fast jeder vierte US-Bürger Katholik ist, abstrus klingenden Vorwurf, versuchte der Kandidat Kennedy mit einer Rede zu entkräften, die er in Houston vor einer Konferenz evangelischer Pastoren hielt.
In dieser Rede, die ihre Wirkung in der Öffentlichkeit ebenso wenig verfehlen sollte, wie Kennedys brillante Fernsehdebatten gegen seinen republikanischen Mitbewerber Richard Nixon, führte er unter anderem aus:

„Ich glaube an ein Amerika, in dem die Trennung von Kirche und Staat absolut ist, in dem kein katholisches Prälat dem Präsidenten, wenn er denn katholisch ist, vorschreibt, wie er handeln soll, und kein protestantischer Pfarrer seinen Gemeindemitgliedern sagt, wen sie wählen sollen, in dem keine Kirche oder Konfessionsschule öffentliche Gelder oder politische Bevorzugung erhält und in dem niemandem ein öffentliches Amt vorenthalten wird, nur weil er eine andere Religion ausübt als der Präsident, der ihn möglicherweise ernennt, oder die Leute, die ihn vielleicht wählen.

Ich glaube an ein Amerika, das offiziell weder katholisch noch protestantisch noch jüdisch ist, ein Amerika, in dem kein öffentliche Bediensteter vom Papst, vom nationalen Kirchenrat oder von einer anderen kirchlichen Institution Anweisungen hinsichtlich der öffentlichen Politik ersucht oder akzeptiert, in dem keine religiöse Körperschaft versucht, ihren Willen der Bevölkerung aufzudrücken und in dem die Religionsfreiheit unteilbar ist.

Denn während es in diesem Jahr ein Katholik ist, gegen den sich der Finger des Verdachts richtet, war es in vergangenen Jahren, und ist es möglicherweise eines Tages wieder, ein Jude – oder ein Quäker, oder ein Unitarier oder ein Baptist. Ich glaube an ein Amerika, in dem die religiöse Intoleranz eines Tages enden wird, in dem alle Menschen und alle Kirchen gleich behandelt werden, in dem jeder Mensch das gleiche Recht hat, die Kirche seiner Wahl zu besuchen oder ihr fernzubleiben, in dem es keine katholische oder antikatholische Stimme gibt, keine Blockabstimmung irgendwelcher Art und in dem sich Katholiken, Protestanten und Juden sowohl auf Laien- als auch auf Pastorenebene von einer Haltung der Geringschätzung und der Spaltung distanzieren, die ihre Arbeit in der Vergangenheit so häufig beschädigt hat, und stattdessen das amerikanische Ideal der Brüderschaft fördern.“


Obwohl seine Rede viel beachtet und gelobt wurde, konnte der Katholik Kennedy die im damals noch stärker als heute protestantisch geprägten Amerika die Vorbehalte gegen seine Konfession nicht völlig ausräumen. Auch wenn er immer wieder betonte, dass er nicht der Kandidat der katholischen Kirche, sondern der Demokratischen Partei Amerikas sei, führten Wahlforscher Kennedys äußerst knappen Wahlsieg über den Republikaner Nixon vor allem auf seine katholische Konfession zurück, die ihm aber in einigen Großstädten an der Ostküste auch genutzt habe. Am Wahltag, dem 8. November 1960, siegte Kennedy bei insgesamt 68 Millionen abgegebenen Wählerstimmen mit einem hauchdünnen Vorsprung von 112.000 Stimmen. Nach Kennedys Wahl sollte es 44 Jahre dauern, ehe mit dem ebenfalls aus Massachusetts  stammenden Senator und späteren Außenminister John Kerry wieder ein Katholik, diesmal aber erfolglos, versuchen sollte, ins Weiße Haus einzuziehen. Immerhin zog vier Jahre nach Kerrys Niederlage gegen George Bush junior mit Barack Obama auch sein katholischer Vizepräsident Joe Biden ins Oval Office ein.

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