Heute feiern wir den Tag der Arbeit, an dem die meisten von uns gar nicht
arbeiten. Tatsächlich haben viele Menschen in Sachen Arbeit nichts oder nur
wenig zu feiern, weil sie keine oder zu viel Arbeit haben.
Der schönen
neuen Arbeitswelt und ihrer Rationalisierung sei Dank. Arbeit soll Wohlstand,
Wachstum und Lebensqualität produzieren. Aber wohin wachsen wir als
Gesellschaft, wenn immer mehr Menschen krank und unglücklich werden, weil sie zu
viel arbeiten müssen oder gar nicht arbeiten dürfen, wenn die einen immer mehr
verdienen und immer weniger arbeiten und die anderen immer mehr arbeiten, aber
immer weniger verdienen.
Sollten wir nicht arbeiten, um zu leben. Heute
scheint es in unserem Land immer öfter umgekehrt zu sein. Da wäre die Muße des
1. Mais dazu angetan, dass die wirtschaftlichen und politischen Chefstrategen,
sich mal die Arbeit machen, diese ökonomische und soziale Milchmädchenrechnung
zu durchkreuzen und über neue Prioritäten und Maßstäbe unseres Wachstumsbegriffs
nachzudenken. Und wenn aus ihren Gedanken dann auch noch gute Taten würden,
hätten wir alle nicht nur am Tag der Arbeit etwas zu feiern.
Dieser Text erschien am 1. Mai 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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