Wenn alle an sich denken, ist an jeden gedacht. So denken und handeln manche Zeitgenossen. Doch auch heute kann man Solidarität erleben, zum Beispiel bei der Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes. „Das kann ich nicht mit ansehen, wie sie im Regen stehen!“ Mit diesen Worten überreichte die fürsorgliche Gewerkschafterin dem unbehüteten Journalisten am verregneten Tag der Arbeit einen Schirm. Wenn Petrus seine wettertechnische Solidarität verweigert, muss eben das Bodenpersonal ran. Das Arbeiterlied „Brüder, zur Freiheit, zur Sonne“, hat was, wenn man es unter einem Regenschirm singt.
Aber die Tatsache, dass nicht nur besagte Gewerkschafterin, sondern auch viele andere der Regenschirmhalter zusammenrückten, um ihre Nebenfrau oder ihren Nebenmann nicht im Regen stehen zu lassen, sorgte auf dem Rathausmarkt, wenn schon nicht für Sonnenschein, dann doch wenigstens für Herzenswärme.
So erwies sich das plakative Motto auf den roten Verdi-Schirmen „Mit Charme, Schirm und Herz...Tarifverträge schützen“ zumindest schon mal auf dem Rathausmarkt als gutes Beispiel für den Arbeitsmarkt, auf dem viel zu viele Menschen im Regen stehen.
Dieser Text erschien am 3. Mai 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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