Manchmal erinnert das Leben an eine
Warteschleife. Die Schlange vor der Supermarkt-Kasse, an der man gerade ansteht,
ist mit Sicherheit die längste. Ist man pünktlich an der Haltestelle, lässt der
Bus auf sich warten. Ist man aber selbst knapp in der Zeit, war er
überpünktlich. Also muss man auf den nächsten warten. Und ein Anruf bei so mancher Service-Hotline „Unsere Mitarbeiter sind leider gerade alle im Gespräch“ ist oft alles andere als ein wohltuendes Dienstleistungserlebnis, sondern ein Geduldspiel. Doch gestern war ich pünktlich, bekam meinen Bus und war rechtzeitig bei einer Abendveranstaltung. Das dachte ich zumindest, bis ich feststellte, dass der Veranstaltungssaal verschlossen war. Ein Blick auf die Einladung brachte Klarheit. Ich war ausnahmsweise mal vor meiner Zeit. Also warten und Zeitunglesen. Wenn Geduld, der Weg zur Glückseligkeit sein sollte, kann mir nichts mehr passieren. Doch ich fürchte, wenn ich mal das Zeitliche segne, wird mir Petrus mit Blick auf meine Warteschleifen auf dieser Welt und die eine oder andere Sünde wohl noch die eine oder andere Warterunde im Fegefeuer verpassen. Aber dann habe ich ja schon eine Engelsgeduld und Übung in der Warteschleife. Dieser Text erschien am 3. September 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung |
Montag, 5. September 2016
So gesehen: Warte nur ein Weilchen
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