Großer Bahnhof mit Stadtdechant Michael Janßen (links) und Weihbischof Franz Grave (rechts) |
Derweil
machte der Kaufmann und Handwerksmeister Oliver Kammann, der Dennis
Krüger (18), Luca Strucksberg (16), Dominick Rillo (19), Niko
Dangiris (22) und Marvin Puchert (17) zum KFZ-Mechatroniker
ausbildet, deutlich: „Man kann nicht über Fachkräftemangel klagen
und gleichzeitig nicht ausbilden wollen. Das ist für mich eine
Investition in meine Monteure von morgen.“
So
etwas hörte auch der örtliche Chef der Agentur für Arbeit, Jürgen
Koch gerne. Er forderte bei dieser Gelegenheit gleich „eine bessere
Netzwerkarbeit, wenn es um die Schaffung und Meldung von
Ausbildungsplätzen gehe. Immerhin konnte er einen achtprozentigen
Anstieg der Ausbildungsplätze auf derzeit 1094 vermelden.
Arbeitsvermittlerin, Erika Pulikow-Fast, vom Arbeitgeberservice der
Agentur für Arbeit glaubt, „dass mehr Arbeitgeber ausbilden
würden, wenn sie besser Bescheid wüssten, mit welchen finanziellen
und sozialpädagogischen Hilfen wir sie bei der Ausbildung eines
Lehrlings unterstützen können.“ Lohnzuschüsse sind ebenso
möglich, wie die Übernahme von Nachhilfekosten oder die
Unterstützung durch einen Ausbildungscoach, der die Jugendlichen
während ihrer Ausbildungszeit begleitet.
„Ausbildung
und Arbeit sind ein wichtiges Fundament für das Lebenshaus“,
unterstrich der sozialpolitisch engagierte Weihbischof Grave. Und
Stadtdechant Janßen erklärte Arbeit und Ausbildung „zu einem
Grundrecht.“ Mit Sorge sieht Janßen, dass vor allem Menschen mit
Behinderung auch dann oft keine Chance bekommen, wenn ihre Motivation
und Qualifikation nichts zu wünschen übrig ließen, weil sich viele
Arbeitgeber lieber eine Ausgleichsabgabe zahlten, als einen
Schwerbehinderten einzustellen.
Gerne
würde Oliver Kammann, dessen KFZ-Betrieb alles, vom kleinen Pkw bis
zum großen Lkw repariert, auch seinen syrischen Praktikanten, Mazhar
Al Monajed in eine Ausbildung übernehmen. Denn der 23-jährige
Flüchtling hat sich während seines vierwöchigen Praktikums
bewährt. Er hat auch einen Führerschein. Dem ehemaligen
Jurastudenten, der in Syrien auch in der KFZ-Werkstatt seines Onkels
gearbeitet hat, fehlt aber ein Auto, mit dem er dauerhaft von seinem
Wohnort Moers nach Mülheim fahren könnte.
„Ob
jemand perfekt deutsch spricht, ist doch nicht so entscheidend, wie
der Umstand, dass man sich versteht, jeder sich bemüht und jeder dem
anderen hilft. Was der Eine nicht weiß, weiß eben der Andere“,
erklärte Lehrling Dennis Krüger, was die internationale
Blaumann-Fraktion der Firma KHS, zu der neben deutschen, auch
griechische, syrische und italienische Kollegen gehören,
zusammenhält. „Sie geben uns mit ihrem Vorbild im Kleinen ein
Beispiel der Solidarität, das zeigt, wie es im Großen funktionieren
könnte,“ lobte Weihbischof Grave die Betriebsgemeinschaft.
Großer
Bahnhof in Sachen Ausbildung in der Werkshalle der am Wiescher Weg
ansässigen Kraftfahrzeug-Handel-und Service GmbH.Dieser Text erschien am 10. September 2016 im Neuen Ruhrwort
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