Warum es auch mit der Unterstützung des Arbeitgeberservice der Agentur für
Arbeit so schwer ist, eine junge Frau oder einen jungen Mann zu finden, der sich
zum Koch oder zur Köchin ausbilden lassen möchte, erklärt der Küchenchef des
Ratskellers, Thomas Grabow, mit einem Satz: „Wenn andere frei haben, müssen
Köche arbeiten.“
Freie Wochenenden und freie Feiertage sind für ihn und
seine Küchenkollegen André Horn und Jörn Grugowski die extreme Ausnahme Wenn sie
einen freien Tag haben, dann unter der Woche. Dennoch sähen es die beiden
Gastronomen Janet und Jörg Thon, die den Ratskeller am Löhberg seit 1993 führen,
gerne, wenn ihr Küchentrio zum Quartett würde.
„Ein Bewerber mit Abitur
wäre natürlich schön. Aber der Schulabschluss und die Noten sind für uns nicht
so entscheidend wie die persönliche Einstellung und die Liebe zum Beruf“, sagt
Janet Thon. „Viele scheitern während der Ausbildung, weil sie glauben, dass sie
sich nur an den Herd stellen müssen, um zu kochen. Zum Kochberuf gehören aber
auch die Einhaltung der strengen Hygienevorschriften, die Kalkulation des
Wareneinsatzes, die Beherrschung der modernen Küchentechnik und fundierte
Lebensmittelkenntnisse, die beim regelmäßigen Einkauf frischer saisonaler
Zutaten von entscheidender Bedeutung sind.
Auch wenn so unattraktive
Tätigkeiten wie das Kartoffel- und Zwiebelschälen oder das Wischen und Putzen
der Küche zum Alltag gehören, empfindet Thomas Grabow seinen Beruf als
„ausgesprochen kreativ“, weil „es schon Spaß macht, im Team immer wieder neue
Gerichte zu kreieren und zu überlegen, was man Gästen wie anbieten könnte.“
Dabei setzt man im Ratskeller ganz bewusst auf die deutsche Küche.
„Wir
nehmen gerne auch Quereinsteiger, die vielleicht keinen ganz geraden
Ausbildungsweg hinter sich haben“, sagt Janet Thon. Wichtig ist ihr aber, „dass
der Bewerber oder die Bewerberin aufgeschlossen ist, sich in unseren
Familienbetrieb einfügt und sich auch mal etwas sagen lässt.“ Möglichst
freundlich und verbindlich etwas sagen können, müssen die Köche vor allem dann,
wenn sie aus ihrer Küche herauskommen und zum Beispiel hinter dem Buffet stehen.
Denn auch Catering-Aufträge nimmt der Ratskeller an.
Damit aus dem
Kochlehrling ein Meisterkoch wird, empfiehlt sich, während der Ausbildung ein
Rezeptbuch anzulegen, um keinen Kniff zu vergessen. Im ersten von drei
Ausbildungsjahren sind die Koch-Azubis vor allem für die kalte Küche und die
Suppen zuständig. Im zweiten Ausbildungsjahr kommen Gemüse- und
Kartoffelbeilagen sowie Gemüsegerichte hinzu. Und im dritten Lehrjahr geht es um
alle Variationen von Fleischgerichten, ob aus Pfanne oder aus dem Ofen. Der
angehende Koch oder die angehende Köchin werden vier Tage pro Woche im Betrieb
arbeiten und an einem Tag die Fachberufsschule in Essen-Ost
besuchen.
Dass sie ihren Kochnachwuchs nach der Ausbildung übernehmen
wollen, steht für die Thons außer Frage: „Wir wollen die Leute für unseren
Betrieb ausbilden.“
Dieser Text erschien am 31. August 2016 in NRZ/WAZ
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