Frank May (links) und seine Kollege Frank Kurkowski im Einsatz |
An diesem Tag prüfen sie einen zwei Kilometer langen Netzabschnitt in Styrum. Die beiden Fahrzeuge, mit denen sie unterwegs sind, muten wie Lieferwagen an. Doch der größere „Lieferwagen“ hat es in sich. Wenn seine Heck- und Seitentüren geöffnet werden, kommt hochwertige Mess- Computer- und Mikrofontechnik zum Vorschein. „Wenn Sie mich vor zehn Jahren gefragt hätten, ob ich mal mit Computertechnik arbeiten würde, hätte ich sicher nein gesagt. Doch heute geht nichts mehr ohne“, beschreibt der 47-jährige Frank May den Wandel. Doch neben Computer- und Mikrofontechnik kommt auch Handarbeit zum Einsatz. Erst wird mit einem kleinen Hammerschlag, der das Fingerspitzengefühl des Profis verrät, die Bodenkappe geöffnet. „Heute sind unsere Schieberschlüssel Gott sei Dank nicht mehr aus bleischwerem Eisen, sondern aus erheblich leichterem Carbon. Das geht nicht mehr so stark aufs Kreuz“, erklärt Frank Kurkowski, während er den Schieber-Verschluss des Wasserrohres zur Überprüfung erst öffnet und dann wieder schließt und dann zwei schwere Standrohre auf zwei nebeneinander liegende Hydranten montiert. Sie werden mit zwei zehn Meter langen Trinkwasserschläuchen verbunden, deren anderes Ende durch einen Rohrkopf zur Messtechnik im RWW-Hightechmobil führt. Das Wasser wird dort nur durchgeleitet und über einen zweiten Schlauch zurück in den Ersatzwasserkreislauf geführt. Denn ohne dass die Anwohner, in diesem Fall zwischen Lohberg, Stockhecke, Friesenstraße und Neickmannsfeld, an diesem Vormittag etwas davon merken, haben die Rohrinspektoren ihre Wasserrohre mit Hilfe eines Belüftungsventils geleert und ihr Wasser durch ihr provisorisches Rohrnetz und seine Messtechnik umgeleitet. Das machen May und Kurkowski so lange, bis ihnen die am Computerbildschirm dargestellten Messergebnisse anzeigen, dass ein Nullverbrauchswert erreicht werden konnte, der Wasserdruck bewegt sich mit sechs bis sieben Bar im grünen Bereich. Würde kein Nullverbrauchswert erreicht und der Wasserdruck wäre erheblich geringer, wäre das ein Hinweis auf einen Rohrbruch.
Wo die so gewonnenen Messergebnisse keine absolute Sicherheit bringen, setzen May und Kurkowski Mikrofon und Sendetechnik ein, die mit einem Radius von 150 bis 300 Meter ins Rohrnetz hineinhorchen und Geräusche oder Frequenzen zu Tage fördern. Extrem laute Fließgeräusche oder extreme Frequenzausschläge zeigen den Rohrinspektoren an, dass ein Wasserrohr nicht ganz dicht ist.
„2015 konnten wir in den etwa 1000 Kilometern des Mülheimer RWW-Rohrnetzes Wasserverluste von 250 Kubikmetern aufspüren und durch Rohrreparaturen beseitigen. Gleichzeitig konnten wir die Schäden an Hydranten, Bodenkappen, Schiebern oder Be- und Entlüftungsventilen in den vergangenen Jahren um 50 Prozent senken“, erinnert sich Frank May.
Oft müssen May und Kurkowski auch nachts arbeiten. Zur Notbereitschaft, bei der auch schon mal um zwei Uhr nachts das Telefon klingelt, wenn ein Rohrbruch ruft, kommen die Rohrnetzwartungen in großen Netzbereichen und an starkbefahrenen Straßen. „Das können Sie heute nur noch nachts machen“, sagt Kurkowski mit Blick auf den Verkehrslärm, der dort tagsüber das Aushorchen des Rohrnetzes unmöglich machen würde. Das ist nicht gerade familienfreundlich. Frank May, Ehemann und Vater von drei Kindern, musste auch schon mal einen Familienausflug verschieben, als ihm ein großer Rohrbruch dazwischen kam. „Unsere Arbeit kann man nur mit viel Interesse und vollem Einsatz machen und das auch nur, wenn die Familie dahinter steht“, betont May.
Trotz mancher Härten bereuen es der 47-jährige May, der früher als Betriebsschlosser im Bergbau gearbeitet hat uns sein 43-jähriger Kollege Kurkowski, der in seinem ersten Arbeitsleben Installateur war, nicht, dass sie ihr Berufsweg zur Rohrinspektion der RWW geführt hat. „Wir sind ein gutes Team, können selbstständig arbeiten und unsere Arbeit ist jeden Tag neu“, sagen sie. Und sie sind zurecht stolz darauf, dass sie mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass man in Deutschland den Wasserhahn gefahrlos aufdrehen kann, um zu trinken, sich die Zähne zu putzen oder Kaffee zu kochen.
Dieser Text erschien am 27. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
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