Montag, 7. März 2016

Die aus dem Senegal stammende Mülheimerin Gilbert Raymonde Driesen baut Brücken im globalen Dorf

Gilbert Raymonde Driesen
Mülheim wird bunter. Menschen aus mehr als 100 Nationen leben in unserer Stadt. Eine von ihnen ist Gilbert Raymonde Driesen. Vor 42 Jahren wurde die Pädagogin und zweifache Mutter im westafrikanischen Senegal geboren. Dort unterrichtete sie als Gaymnasiallehrerin Deutsch und Französisch. Vor acht Jahren kam sie der Liebe wegen nach Mülheim, obwohl sie damit ihren Beamtenstatus aufgeben musste und ihre Bildungs- und Berufsabschlüsse in Deutschland nicht anerkannt wurden. Deshalb arbeitet sie heute als Dozentin in der Erwachsenenbildung und sorgt dafür, dass Zuwanderer in Integrationskursen Land, Leute, Kultur und Sprache kennen lernen, um wie sie, hier anzukommen.
Doch auch wenn sie den Familiennamen ihres deutschen Ehemannes Andre angenommen hat, fühlt sich Gilbert weiter mit ihrer Heimat im Westen Afrikas verbunden. "Der senegalesische Staat hat viel für mich und meine Ausbildung getan. Das kann und will ich nicht vergessen", sagt sie. Deshalb hat Driesen jetzt zusammen mit 15 Unterstützern aus Mülheim den Verein Axatin (Bildung/Aufklärung) gegründet, um in ihrer Heimatregion, im Osten des Senegal den Ausbau einer Schule in Windoutioulaye zu ermöglichen.

"Obwohl im Senegal die Schulpflicht gilt und der Schulbesuch kostenlos ist, ist die Schulbildung und die Schul-Infrastruktur des 13-Millionen-Einwohner-zählenden Landes bis heute unzureichend. Das gilt vor allem für die ländlichen Regionen außerhalb der 3 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Dakar", erklärt Driesen die Ausgangslage.

Das Bildungsdefizit im Senegal drückt sich in einem Analphabeten-Anteil von 65 Prozent aus. 78 Prozent des Volkseinkommens werden in der Landwirtschaft verdient, obwohl das westafrikanische Land auch Rohstoffe, wie Gold, Erdöl, Eisenerz und Phosphat hat. Immer noch gehen viele Kinder und vor allem viele Mädchen nicht oder nur für einige Jahre zur Schule, weil sie auf dem Feld oder im Haushalt mitarbeiten müssen.

Perspektiven schaffen

"Aber nur Bildung kann den jungen Leuten im Senegal eine Lebensperspektive schaffen und verhindern, dass sie eines Tages als Flüchtlinge das Land in Richtung Europa verlassen", betont Gilbert Raymonde Driesen. 58 Prozent der Senegalesen sind heute unter 20 Jahren. Die Geburtenrate liegt derzeit bei 5 Kindern pro Frau. In Deutschland liegt sie nur bei 1,3.

Driesen und ihr Axatin-Team wissen, dass sie nicht das gesamte Bildungsdefizit des Senegals oder anderer afrikanischer Länder lösen können. Deshalb haben sie jetzt ein konkretes Projekt ins Auge genommen, die 20 Kilometer von der ost-senegalesischen Küste entfernte und in der Savanne gelegene Dorfschule von Windoutioulaye.

Vor Ort hat Driesen ein Netzwerk geknüpft, das erste positive Folgen hatte. Mit Unterstützung der Dorfgemeinschaft und des senegalesischen Schulministeriums konnten bereits drei Klassenräume errichtet werden, in denen derzeit 84 Kinder von drei Lehrern unterrichtet werden. Langfristig sollen sieben weitere Klassenräume, eine Mensa und Lehrerwohnungen errichtet werden, um die Grundschule zu einer weiterführenden Schule ausbauen zu können. Auch ein Brunnen und ein Zaun sind bereits errichtet worden. "Es geht uns als Verein darum, die Menschen vor Ort einzubeziehen und sie so zur Selbsthilfe zu ermutigen", sagt Driesen.

Die ersten Signale aus Windoutiou ermutigen Driesen und ihre Mülheimer Unterstützer. Der Dorf-Bürgermeister hat die notwendigen Baugrundstücke zur Verfügung gestellt. Das senegalesische Schulministerium schickt die notwendigen Lehrer. Außerdem haben sich einige Mütter im Dorf bereit erklärt einen Schulgarten und eine Schulkantine zu betreuen. Hinzu kommt, das Driesen eine brandenburgische Studentengruppe als Entwicklungshelfer auf Zeit gewinnen konnte. Sie wollen im Rahmen eines Studienprojektes den Schulgarten in Windoutioulaye mit aufbauen.

Zukunftspläne

Langfristig möchten Driesen und ihre Mitstreiter mehr aktive Vereinsmitglieder gewinnen. Der Jahresbeitrag des Vereins liegt bei überschaubaren 24 Euro. Und für monatlich 20 Euro kann man Waisenkindern und Sozialwaisen in Windoutioulaye den Schulbesuch und damit eine Zukunftsperspektive ermöglichen. Driesen möchte ihr Projekt gerne auch in Mülheimer Schulen vorstellen und langfristig eine Partnerschaft zwischen einer Mülheimer Schule und der Dorfschule von Windoutioulaye begründen. "Solche Schulpartnerschaften werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit bis zu 10.000 Euro gefördert", weiß Driesen.

Wer Gilbert Raymonde Driesen und ihren gemeinnützigen Verein Axatin e.V. unterstützen möchte, kann unter www.axatin.de oder info@axatin.de sowie unter den Rufnummern: 0208/4447761 oder: 0151/21783356 Kontakt zu ihr aufnehmen.

Dieser Text erschien am 20. Februar 2016 in der Mülheimer Woche

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