Sonntag, 27. März 2016

Weil der Glauben stark macht: Warum sich Jonas Seeger (14) und George Allotey (41) taufen lassen

Das Taufbecken von St. Mariae Geburt
Können Sie sich noch an Ihre Taufe erinnern? Wahrscheinlich nicht. Denn wie die meisten Christen werden Sie als Baby getauft worden sein. Jonas Seeger und George Allotey haben es da besser. Der 14-jährige Schüler und der 41-jährige Fachmann für Systemgastronomie stehen kurz vor ihrer Taufe. Ostern ist neben Pfingsten ein besonders beliebter Tauftermin.

Was motiviert den Schüler aus Speldorf und den Wirtschaftswissenschaftler aus Dümpten zu diesem Schritt, zumal in einer Zeit, in der viele Menschen ihre Kinder gar nicht mehr taufen lassen oder selbst als getaufte Christen ihre Kirche verlassen?

„Meine Eltern sind beide aus der Kirche ausgetreten und haben mich als Baby nicht taufen lassen. Das finde ich gut, weil ich mich so selbst für die Taufe entscheiden konnte“, erzählt Jonas Seeger. Obwohl seine Eltern der Kirche nicht mehr angehören und er nicht getauft war, haben seine Eltern und er doch zumindest einmal im Jahr zu Weihnachten die Lutherkirche an der Duisburger Straße besucht.

Das hat Jonas beeindruckt: „Ich kenne viele ältere Menschen, die regelmäßig in den Gottesdienst gehen, weil ihnen der Glaube Kraft gibt und irgendwann hatte ich das Gefühl, da muss was dran sein“, berichtet Seeger. Die Teilnahme am interreligiösen Unterricht der Gustav-Heinemann-Schule und die damit verbundenen Gespräche und Diskussionen haben sein Interesse an der christlichen Religion geweckt. Und als Pfarrerin Katrin Schirmer ihn Weihnachten 2015 fragte, ob er sich taufen und konfirmieren lassen wollte, sagte er Ja. „Religion kann einem Kraft und Motivation geben“, meint er. Und die Erfahrungen seines Konfirmandenunterrichtes haben ihn darin bestärkt, dass die evangelische Kirchengemeinde Speldorf eine starke Gemeinschaft ist, der er angehören möchte.

Anders als Jonas Seeger hat der in Kamerun geborene und seit 2001 in Deutschland lebende George Allotey die Erziehung eines christlichen Elternhauses und anschließend die Ausbildung an katholischen Schulen und Hochschulen erlebt. Doch weil seine Eltern unterschiedlichen protestantischen Kirchen angehörten, konnten sie sich nicht einigen, welcher Kirche ihr Sohn angehören sollte. Das sieht Allotey im Rückblick als einen Segen an. Denn so konnte er unterschiedliche Religionen und Konfessionen kennenlernen. Der Vater von drei Kindern, die alle katholisch getauft sind, hat im Laufe der Jahre viel gelesen und mit Menschen gesprochen, die ihn religiös inspiriert haben.

Wie Jonas Seeger hat auch George Allotey sich mit Christentum, Judentum und Islam auseinandergesetzt, ehe er sich selbst für die katholische Konfession des Christentums entschieden hat. „Die katholische Kirche ist die älteste christliche Gemeinschaft und hat die größte Kontinuität. Und trotz all ihrer Fehler tut sie doch sehr viel für die Menschen, ob im sozialen Bereich, in der Bildung oder in der Seelsorge“, erklärt Allotey seine Entscheidung. Wie Jonas Seeger ist George Allotey davon überzeugt, dass ein nicht dogmatisches, sondern tolerantes Christentum gerade in schwierigen Zeiten in einer offenen und multikulturellen Gesellschaft integrierend sowie Sinn und Werte stiftend wirken kann.

Besonders freut sich George Allotey darauf, dass seine elfjährige Tochter Silo Prudence und sein neunjähriger Sohn Solo Emmanuel seine österliche Taufe in Sankt Barbara als Messdiener begleiten werden. Auch ihnen will er ein gutes Vorbild sein.



Dieser Text erschien am 26. März 2016 in der NRZ und in der WAZ

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