Es gibt Dinge, an die hat man sich über die Jahre so gewöhnt, dass man sie kaum noch wahrnimmt. So ging es mir bis jetzt mit der Mintarder Ruhrtalbrücke.
Für einen Mülheimer, der zwei Jahre nach ihrer Fertigstellung geboren wurde, war sie eben schon immer da, wenn er mit dem Auto auf ihr oder mit einem Schiff der Weißen Flotte unter ihr fuhr, wenn er sie als Spaziergänger auf dem Mintarder Ruhrdeich betrachtete oder bei der Busfahrt nach Mintard an sich vorbeirauschen ließ.
Erst die Auseinandersetzung mit ihrer Entstehungsgeschichte, die in dieser Lokalausgabe nachzulesen ist, lässt sie für mich in einem neuen Licht erscheinen.
Sie ist ein technisches Baukunstwerk, aber auch ein Mahnmal für unsere immer schneller werdende Zeit, die so manchen Zeitgenossen auf der Strecke zurücklässt und uns jeden Tag neu zeigt, dass das wichtigste Werk, das wir als Menschen in unserem Leben vollbringen müssen, der Brückenschlag ist.
Er verlangt immer wieder harte Arbeit und Selbstüberwindung, auch wenn man dafür kein Beton anrühren muss, um von einer Autobahnabfahrt zur nächsten zu kommen. Manchmal ist es viel schwerer, den Beton im eigenen Kopf aufzuweichen, um eine Brücke zu seinem Nachbarn zu schlagen und gemeinsam ans Ziel zu kommen. Aber die Mühe lohnt sich immer wieder.
Dieser Text erschien am 9. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
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