Die Ausstellung über das Mülheimer Brauereiwesen, die jetzt im Haus der
Stadtgeschichte gezeigt wird, basiert unter anderem auf den Erkenntnissen von
Bernd Brinkmann, der 2008 im Rahmen der Schriftenreihe
des Mülheimer Geschichtsvereins ein Buch zu diesem Thema vorgelegt hat. Was sagt
er zur Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges?
Warum hat Sie das
Thema gereizt?
Antwort: Weil mich alles interessiert, was mit der
Mülheimer Geschichte zu tun hat, sammle ich schon länger alte Biergläser,
Flaschen und Krüge der Mülheimer Brauereien. Als ich mehr über diese Brauereien
wissen wollte, merkte ich, dass es dazu keine Literatur gab. Deshalb forschte
ich im Hauptstaatsarchiv und im Stadtarchiv, etwa in Verträgen, Steuerlisten und
alten Zeitungen nach.
Welche Bedeutung hatten die Mülheimer
Brauereien?
Antwort: Um 1800 gab es bereits viele Gaststätten in Mülheim,
die für ihren eigenen Ausschank brauten. Schon für die 1770er und 1780er Jahre
lässt sich ein jährliches Brauaufkommen von 12?000 bis 16?000 Hektolitern
nachweisen. Um 1900 gab es in Mülheim dann zehn größere Brauereien, wie etwa
Berg, Fuglsang, Ibing, die Rheinische Zonenbrauerei oder die Teutonen-Brauerei,
die jeweils zwischen 60 und 90 Mitarbeiter beschäftigten und in die gesamte
Region lieferten. Allein Fuglsang braute gegen Ende des 19. Jahrhunderts rund
46?000 Hektoliter Bier.
Wie kam es zum Niedergang der mölmschen
Brauereien?
Antwort: Der Erste Weltkrieg brachte für viele kleinere
Brauereien das Ende, weil Malz rationiert wurde. Später haben die Mülheimer
Brauereien nicht rechtzeitig ihre Vertriebsstrukturen ausgebaut und so den
Anschluss an die großen Brauereien in Dortmund und Duisburg verloren, so dass
sie wirtschaftlich nicht mehr wettbewerbsfähig waren. In einigen Fällen spielten
auch Nachfolgeprobleme eine wichtige Rolle. Als letzte Traditionsbrauerei musste
1995 die Berg-Brauerei schließen.
Dieser Text erschien am 24. August 2016 in NRZ/WAZ
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