Ursula Weinbrenner |
Alexander ist ein Turbo-Krabbler, der in seinem Entdeckungsdrang alles in die Hand oder in den Mund nimmt, was ihm in die Quere kommt. „Ich muss meine Augen immer überall haben und wenn ich zum Beispiel wasche oder koche, kann ich das nur mit einem Arm machen, weil ich mit dem anderen Alexander im Griff haben muss. Da geht alles nur sehr langsam“, erzählt die 41-jährige Massage-Therapeutin aus ihrem Alltag als Mutter. Auch nachts lässt Alexander seine Mutter nicht immer durchschlafen.
Als Himmighofen in einem Babykurs der Evangelischen Familienbildungsstätte von solchen und ähnlichen Stresssituationen berichtete, schickte ihr Fachbereichsleiterin Karen Brinker mit Ursula Weinbrenner einen Wellcome-Engel ins Haus. Sie schenkt der gestressten Mutter ein Stunden Zeit.
Die 62-jährige Mutter einer erwachsenen Tochter kommt jetzt einmal pro Woche für drei Stunden zu Elke Himmighofen, um ihr die Verantwortung und die Aufsicht für Alexander abzunehmen.
Wenn man die Finanzbuchhalterin in Altersteilzeit und den kleinen quirligen Mann daheim auf dem Spielteppich oder draußen auf dem Spielplatz im Luisental beobachtet, merkt man sofort: „Die beiden haben Spaß.“ Schnell haben sie einen Draht zueinander gefunden. Weinbrenner bringt sich mit ihrer eigenen Lebenserfahrung gerne „als Ersatz-Oma ein, da ich selbst keine Enkelkinder habe und viel Dankbarkeit von Kind und Mutter zurückbekomme.“
Für Elke Himmighofen ist Ursula Weinbrenner tatsächlich so etwas wie ein Engel: „Es entspannt mich enorm, wenn ich weiß: Da kommt jetzt jemand, der dir hilft und du bist nicht allein“, sagt Elke Himnmighofen. Wenn der Wellcome-Engel mit Alexander spielt, singt und spazieren geht, kann seine Mutter mal in aller Ruhe waschen, kochen, einkaufen, sich in die Badewanne oder ins Bett legen, zum Arzt gehen oder auch einfach nur mit einer Freundin ein Eis essen gehen. „Ohne Ursula Weinbrenner wäre das nicht drin. Denn für einen Unter-Einjährigen bekommt man auch keine Tagesmutter“, betont Himmighofen.
Sie genießt aber auch das „Mutter-Tochter-Verhältnis“ zu ihrem Wellcome-Engel, der ihr Sicherheit und den einen oder anderen guten Tipp für den Alltag mit dem Baby gibt. „Mein Mann unterstützt mich, wo er kann, aber er hat als stellvertretender Produktionsleiter einer Großbäckerei auch einen sehr zeitintensiven und anspruchsvollen Beruf. Meine Eltern und Schwiegereltern können mir nicht helfen, weil sie zu alt oder zu weit weg sind“, schildert die Mutter, die sich auch noch um Alexanders elfjährigen Bruder Maximilian kümmern muss, ihre Situation.
Manchmal sind es Kleinigkeiten, mit denen Ursula Weinbrenner Elke Himmighofen helfen kann. Als beispielsweise Alexanders jüngst nach einigen Löffeln Joghurt anfing zu schreien, war seine Mutter total verunsichert. Ihr mütterlicher Engel durchschaute, wie die 41-Jährige erzählt, dagegen sofort das Problem. „Der Joghurt kam direkt aus dem Kühlschrank und war ihm deshalb wohl einfach zu kalt.“
Neben Weinbrenner gibt es derzeit noch eine Hand voll von Wellcome-Engeln, die Mütter und Kleinkinder durchs erste Lebensjahr begleiten. Danach bekommt dann der nächste Wonneproppen Besuch von einem Wellcome-Engel. Und damit möglichst viele Eltern-Kind-Tandems von der ehrenamtlichen und unentgeltlichen Starthilfe profitieren, suchen die Wellcome-Engel dringend Verstärkung. „Dieses Ehrenamt ist zeitlich befristet und überschaubar. Es passt sich gut in den eigenen Alltag ein und ist für alle ideal, die gerne mit Menschen und besonders gerne mit Kindern umgehen“, rührt Ursula Weinbrenner die Werbetrommel für ihre ehrenamtliche Beschäftigung.
Dieser Text erschien am 1. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
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