Sonntag, 7. August 2016

Die katholische Konfession ist in den USA längst kein politischer Makel mehr

Sollte die ehemalige US-Senatorin- und Außenministerin Hillary Clinton im November als erste Frau ins Weiße Haus gewählt werden, würde mit dem Senator von Virginia, Tim Kaine, ein Katholik ihr Vizepräsident. Der 58-jährige Wirtschaftswissenschaftler und Jurist, der unter anderem auch Gouverneur seines Heimatstaates Virgina war, arbeitete als junger Mann zeitweise als Missionar in Honduras. Er gilt als politisch moderat und kommt aus einem Bundesstaat, der traditionell zwischen Demokraten und Republikanern hart umkämpft ist.

Die Zeiten, in denen die katholische Konfession im protestantisch geprägten Amerika als Makel galt, sind lange vorbei. Als mit Alfred Smith 1928 der erste Katholik für die amerikanische Präsidentenamt kandidierte, musste er sich noch den gleichen Vorwurf anhören, wie sein demokratischer Parteifreund John F. Kennedy, der 1960 als erster Katholik ins Weiße Haus gewählt wurde. „Ein Katholik im Weißen Haus bedeutet, dass der Papst in Washington mitregiert.“ In seiner berühmten Rede vor amerikanischen Pastoren im September 1960 hielt John F. Kennedy dagegen, wenn er sagte: „Ich bin kein katholischer Präsidentschaftskandidat, sondern der Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei, der eben auch Katholik ist. Ich glaube an ein Amerika, in dem die Trennung von Kirche und Staat absolut ist. Ich glaube an ein Amerika, das weder katholisch, noch protestantisch noch jüdisch ist. Und ich glaube an ein Amerika, in dem die religiöse Intoleranz eines Tages überwunden sein wird und in dem alle Religionsgemeinschaften gleichberechtigt behandelt werden.“

Inzwischen stellen die Katholiken 20 Prozent der amerikanischen Wähler. Und katholische Spitzenpolitiker, wie der amtierende Vizepräsident Joseph Biden und Außenminister John Kerry eine Selbstverständlichkeit. Auch die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche der USA haben daran nichts geändert. Traditionell sind katholischen Wähler mehrheitlich mit den Demokraten verbunden, die in den urban geprägten Ostküstenstaaten ihre politischen Hochburgen haben.

Der Demokrat Al Smith trat 1928 als Gouverneur von New York an. John F. Kennedy war vor seiner Wahl zum ersten katholischen Präsidenten der USA Senator von Massachusetts. Das Gleiche galt auch für den heutigen Außenminister John Kerry, der 2004 als Präsidentschaftskandidat gegen den Republikaner George Bush junior verlor. Und Barack Obamas katholischer Vize Joe Biden war vor seinem Amtsantritt Senator von Delaware.

Dieser Text erschien am 30. Juli 2016 im Neuen Ruhrwort

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