Montagnachmittag: Lisa, Tim, Julian, Wei Fang, Omid, Robin, Leon, Teresa und ihre Mitschüler aus dem vom Lehrer Marc Thaper geleiteten Sozialwissenschaftskurs der Jahrgangsstufe 12 haben schon sieben Stunden Schule hinter sich, als sie in die Rolle von Journalisten, eines Ministers, einer Referentin oder eines Pressesprechers schlüpfen.
Bevor die 16 Schüler des Gymnasiums Heißen ihren Unterrichtsraum in einen Pressesaal des Schulministeriums verwandeln, diskutieren sie mit den Journalisten Steffen Bender und der Kommunikationswissenschaftlerin Lisa Debo von der NRW-School of Governence an der Universität Duisburg Essen über die Frage: „Was ist eigentlich Öffentlichkeit und wie wird öffentliche Meinung gebildet?“ Beim Schnelldurchgang durch die deutsche Medienlandschaft wird Lisa klar: „Es gibt Medien, die wirklich wichtige Informationen für unser Leben transportieren und andere, die vor allem unterhaltsamen Promiklatsch verbreiten.“
„Nur weil der Video-Blogger LeFloid auf Youtube ein Millionenpublikum erreicht und Angela Merkel interviewt, sagt seine Reichweite noch nichts über seine Kompetenz und seine Absichten aus“, findet Luca. Und Tim macht mit Hinweis auf wirre Verschwörungstheoretiker deutlich, dass das Internet nicht nur seriösen Informationsquellen ein Plattform bietet.
„Es geht mir um einen handlungsorientierten Ansatz, der die Schüler in ihrer Lebenswirklichkeit abholt und sie dazu motiviert, Informationen auch kritisch zu hinterfragen,“ erklärt Sozialwissenschaftslehrer Thaper das Ziel seines praktischen Politik-Blocks, in dem auch schon ein Gesetzgebungsverfahren und eine Parteigründung simuliert worden sind.
Diesmal geht es bei einer Pressekonferenz um die Frage: Wie man den Unterricht alltagstauglicher machen kann. Als Schulminister präsentiert Robin ein 25-Millionen-Programm, das Projektwochen, Arbeitsgemeinschaften, Exkursionen und Vorträge ermöglichen soll.
Das Spektrum der Medienvertreter reicht von Tagesschau bis RTL 2 News und von Bild.de bis Süddeutsche Zeitung. Das Kaliber der Fragen reicht von: „Müssen Lehrer auf ihre Alltagstauglichkeit überprüft werden?“ über „Ist das ganze Programm nicht viel zu teuer?“ bis zu: „Befürchten Sie, dass unser Land durch schlechte Schulbildung zugrunde geht?“ Ganz professionell weist Leon als Pressesprecher darauf hin, dass die Zeit für Fragen begrenzt ist, weil der Minister heute noch andere Termine hat.“
Julian und Teresa finden es nicht leicht, „sich auf das unterschiedliche journalistische Niveau zu begeben.“ Für Robin ist nach der Pressekonferenz klar: „Man sollte sich nicht nur aus den Medien informieren, sondern bei wichtigen Themen auch direkt an die eigentliche Informationsquelle herangehen, um sich ein eigenes Bild zu machen!“ Und Leon meint: „Es ist wichtig, sich selbst für Themen zu engagieren, die einem wichtig sind.“
Dieser Text erschien am 15. Dezember 2015 in der NRZ und in der WAZ
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