Montag, 21. Dezember 2015

Mit Liebe gekocht: Erika und Ernst Siepmann

Erika und Ernst Speipmann, hier zusammen
mit Pfarrerin Katrin Schirmer vor dem
Gemeindehaus an der Duisburger Straße
„Wenn wir einkaufen gehen, kann das lange dauern“, erzählen Ernst und Erika Siepmann. Nicht das der Weg zum nächsten Supermarkt so weit wäre. Die Siepmanns leben seit 1997 in einer Wohnung an der Duisburger Straße.

Doch dass das Ehepaar, das lange in Heißen gewohnt hat, sich heute in Speldorf so heimisch fühlt, hat damit zu tun, dass es auf andere Menschen zugehen und andere Menschen auf die Siepmanns zukommen. Denn die 74-jährige Erika Siepmann und ihr 75-jähriger Ehemann Ernst haben sich seit ihrem Umzug durch ihr ehrenamtliches Engagement in der Evangelischen Kirchengemeinde Speldorf bei ihren Nachbarn im Stadtteil bekannt gemacht.

Anpacken ohne zu fragen
Das Ehepaar gehört zu den Menschen, die Arbeit sehen und einfach anpacken, ohne zu fragen: „Was bekomme ich dafür?“ Sie besuchen alte und kranke Menschen in ihrer Gemeinde, kaufen für sie ein oder erledigen kleine Reparaturen.

Immer wieder donnerstags bekochen sie im Gemeindehaus an der Duisburger Straße Senioren. Auch ihr Spieletreff oder ihre Seniorenfreizeiten sind bei der älteren Generation gefragt. Da sind locker 30 bis 40 reife Semester mit von der Partie. Ganz nebenbei kümmern sie sich auch noch um eine alte Tante, die im Fliednerdorf in Selbeck wohnt.

Wie viele Stunden sie in ihre ehrenamtliche Arbeit stecken, haben die Siepmanns noch nie nachgehalten und wollen auch gar nicht damit anfangen. „Wer anderen Menschen hilft, bekommt auch immer viel zurück“, sagen die Siepemanns. Das spüren sie nicht nur an freundlichen Gesten und Worten, in denen sich die Dankbarkeit für ihren unentgeltlichen Einsatz ausdrückt. „Wir erleben hier in unserer Gemeinde Gemeinschaft, Geborgenheit und das gute Gefühl, gebraucht zu werden“, beschreiben Erika und Ernst Siepmann den wichtigsten und unbezahlbaren Lohn für ihre Arbeit.

Diese Geborgenheit hat Ernst Siepmann zuletzt sehr wohltuend erlebt, als er ein gesundheitliches Problem hatte und in den Gesprächen mit Pfarrerin Katrin Schirmer immer wieder den Rücken gestärkt bekam. Dass der christliche Glaube in der Gemeinde nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt wird, hat den ehemaligen Katholiken, der als junger Mann frustriert aus der Kirche ausgetreten war, 2001 dazu gebracht, in die evangelische Kirche einzutreten. „Ich habe hier immer eine große Offenheit erlebt, die ich im Gemeindeleben meiner Jugend immer vermisst habe“, begründet er seine persönliche Entscheidung, die er bis heute nicht bereut hat.

„Die Siepmanns sind für unsere Gemeindeleben eine sichere Bank“, freut sich Pfarrerin Schirmer. Sie hat den Eindruck, dass die Menschen in der Gemeinde für das agile und hilfsbereite Rentner-Ehepaar „über die Jahre zu einer zweiten Familie geworden sind.“

Die Siepmanns nicken und erzählen von dem guten Gefühl, dass sie mit ihren älteren Gästen nicht nur bei dem von zünftiger Hausmannskost geprägten Mittagstisch erfahren, wenn sie sehen, dass alte Menschen, deren Partner verstorben sind, wieder aus ihrer Trauerhöhle herauskommen und neue Lebensfreude und soziale Bindungen entwickeln.

„Uns macht die Arbeit Spaß und deshalb machen wir auch so lange weiter, wie unsere Gesundheit mitspielt“, versichern die Siepmanns, die ihre Eltern und Schwiegereltern zuhause gepflegt haben.

Aber was wird sein, wenn die Siepmanns mal nicht mehr können? „Ich bin davon überzeugt, dass immer wieder Jüngere nachkommen und das Ehrenamt in unserer Gemeinde nicht aussterben wird“, gibt sich Pfarrerin Schirmer optimistisch. Doch sie glaubt, „dass sich die Formen des Ehrenamtes verändern werden.“ Das sieht sie schon heute an den Gemeindegruppen, die zum Beispiel als Wandvögel gemeinsam unterwegs sind oder gemeinsam Filmabende organisieren.




So gesehen: Es gibt doch noch Christkinder


Wer glaubt heute noch an das Christkind? Der muss doch von gestern sein. Das Christkind kennen die meisten Kinder heute bestenfalls aus der Krippe im Wohnzimmer oder in der Kirche. Jedes Kind weiß, dass seine Weihnachtsgeschenke von Mama und Papa bezahlt werden müssen. Deshalb klingeln vor Weihnachten nicht nur die Glocken, sondern auch die Kassen. Der Einzelhandel freut sich. Doch wer auf unserer Stadtteilseite die Geschichte der Siepmanns liest, die sich beschenkt fühlen, in dem sie andere Menschen beschenken, weiß, es gibt sie noch, die Christkinder, auch wenn sie schon etwas größer sind. 

Dieser Text erschien am 19. Dezember 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

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