An der Ruhr spazieren gehen. Auf diese Idee wären die alten Mölmschen nicht gekommen. Noch bis in die 1860er Jahre war die Ruhr vor allem eines, ein stark befahrener Transportweg für Kohlenschiffe. Doch dann kam die Eisenbahn und hängte die Kohlenkähne ab. Auch der Leinpfad war ursprünglich kein Gehweg, sondern Trampelpfad für die Pferde, die die Kohlenkähne die Ruhr hinauf ziehen mussten.
Doch bis zum Ende der 1870er Jahre kam die einst boomende Kohlenschifffahrt auf der Ruhr fast zum Erliegen. Jetzt mussten sich die Stadtväter etwas neues einfallen lassen. Der alte Hafen an der Ruhr wurde mit Erde aus einem Garten am Hingberg zugeschüttet. Und genau dort, wo die Stadt heute mit der Ruhrbania und seiner Ruhrpromenade ein neues Vorzeigequartier am Fluss schaffen will, begannen die neuen Ruhranlagen anno 1880 Gestalt anzunehmen. Um das Projekt voranzutreiben, gründete der Bürgermeister Karl von Bock und Polach einen Verschönerungsverein, dem bis zu seiner Auflösung im Jahr 1913 unter anderem so bekannte Mülheimer, wie August Thyssen und Hugo Stinnes angehören sollten.
Anfangs sahen viele Mölmsche den neuen Grünstreifen an der Ruhr skeptisch. Denn ihm musste der alte Gänseplatz weichen, an dem traditionelle Wäsche gebleicht wurde. Mühsam musste die Stadt private Grundstücke zusammenkaufen, um die Vision einer grünen Oase in der Stadtmitte Wirklichkeit werden zu lassen. Doch schon wenige Jahre später erfreuten sich die Ruhranlagen großer Beliebtheit.
Im Mai 1914 beschrieb die Mülheimer Zeitung die Bedeutung der gerade umgestalteten Ruhranlagen, wie folgt: "Der Zweck der Ruhranlagen ist ihrer Lage nach im am engsten bebauten Stadtteil und so ungefähr in der Mitte der Stadt zweifellos möglichst vielen Menschen Erholung durch Spaziergänge im Grünen und durch die Augenweide an gut gepflegten Rosen, schön gewachsenen Einzelbäumen, an blühenden Gehölzen und Blumen zu verschaffen." Und die Zeitung ließ auch keinen Zweifel daran, welchem Ziel diese Erholung im Grünen dienen sollte, nämlich: "dass man ungestört vom Straßenverkehr in Ruhe und Muße die Schönheit der Pflanzen auf sich einwirken lassen kann, hierdurch Erholung von getaner Arbeit und Stärkung zu neuer Arbeit sich holend."
Just am Vorabend des Ersten Weltkrieges hatten die Ostruhranlagen zwischen Eisenbahnbrücke und dem wenige Jahre zuvor mit Thyssen Hilfe gebauten Stadtbad, ein neues Bild bekommen, wie wir es noch bis zum Beginn der Bauarbeiten an der Ruhrpromenade (siehe Foto) in Teilen kannten oder zumindest erahnen konnten. Auch die Einmündung an der Delle bekam damals ihren heutigen Spazierwegcharakter. Hatten bis dahin vor allem Bäume und Rasenflächen die Ruhranlagen bestimmt, so versuchte man jetzt mit Rücksicht auf "Klima, Stadtbild und Geldmittel" eine zwar kleine und schmale, aber doch abwechslungsreiche Gartenlandschaft mit Rosengarten und Rosenbögen, Blumenbeeten, Hecken, Stauden und einem Kinderspielplatz zu schaffen. Auch an einen Konzertplatz am Stadtbad wurde gedacht. Denn schließlich war Mülheim damals noch eine Garnisonsstadt, in der die Militärmusiker gerne gehört wurden. Doch die kaiserlichen Soldaten des Infanterieregimentes 159 sollten später ebenso aus dem Stadtbild verschwinden, wie die in den Ostruhranlagen aufgestellte Büsten des ersten Reichskanzlers Bismarck, des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. und des Generalfeldmarschalls von Moltkes. Nur die Büste der vor 200 Jahren gestorbenen Königen Luise, die ursprünglich im Luisental stand, hat die Stürme der Zeit überlebt und ist zumindest als Büste ins Schloss Broich zurückgekehrt, wo die junge Prinzessin zu Mecklenbur-Strelitz 1787, 1789 und 1791 mit ihrer Großmutter Marie Luise Albertine von Hessen-Darmstadt einige Monate verlebt hatte.
Dieser Text erschien am 30. Juli 2010 in der NRZ
Doch bis zum Ende der 1870er Jahre kam die einst boomende Kohlenschifffahrt auf der Ruhr fast zum Erliegen. Jetzt mussten sich die Stadtväter etwas neues einfallen lassen. Der alte Hafen an der Ruhr wurde mit Erde aus einem Garten am Hingberg zugeschüttet. Und genau dort, wo die Stadt heute mit der Ruhrbania und seiner Ruhrpromenade ein neues Vorzeigequartier am Fluss schaffen will, begannen die neuen Ruhranlagen anno 1880 Gestalt anzunehmen. Um das Projekt voranzutreiben, gründete der Bürgermeister Karl von Bock und Polach einen Verschönerungsverein, dem bis zu seiner Auflösung im Jahr 1913 unter anderem so bekannte Mülheimer, wie August Thyssen und Hugo Stinnes angehören sollten.
Anfangs sahen viele Mölmsche den neuen Grünstreifen an der Ruhr skeptisch. Denn ihm musste der alte Gänseplatz weichen, an dem traditionelle Wäsche gebleicht wurde. Mühsam musste die Stadt private Grundstücke zusammenkaufen, um die Vision einer grünen Oase in der Stadtmitte Wirklichkeit werden zu lassen. Doch schon wenige Jahre später erfreuten sich die Ruhranlagen großer Beliebtheit.
Im Mai 1914 beschrieb die Mülheimer Zeitung die Bedeutung der gerade umgestalteten Ruhranlagen, wie folgt: "Der Zweck der Ruhranlagen ist ihrer Lage nach im am engsten bebauten Stadtteil und so ungefähr in der Mitte der Stadt zweifellos möglichst vielen Menschen Erholung durch Spaziergänge im Grünen und durch die Augenweide an gut gepflegten Rosen, schön gewachsenen Einzelbäumen, an blühenden Gehölzen und Blumen zu verschaffen." Und die Zeitung ließ auch keinen Zweifel daran, welchem Ziel diese Erholung im Grünen dienen sollte, nämlich: "dass man ungestört vom Straßenverkehr in Ruhe und Muße die Schönheit der Pflanzen auf sich einwirken lassen kann, hierdurch Erholung von getaner Arbeit und Stärkung zu neuer Arbeit sich holend."
Just am Vorabend des Ersten Weltkrieges hatten die Ostruhranlagen zwischen Eisenbahnbrücke und dem wenige Jahre zuvor mit Thyssen Hilfe gebauten Stadtbad, ein neues Bild bekommen, wie wir es noch bis zum Beginn der Bauarbeiten an der Ruhrpromenade (siehe Foto) in Teilen kannten oder zumindest erahnen konnten. Auch die Einmündung an der Delle bekam damals ihren heutigen Spazierwegcharakter. Hatten bis dahin vor allem Bäume und Rasenflächen die Ruhranlagen bestimmt, so versuchte man jetzt mit Rücksicht auf "Klima, Stadtbild und Geldmittel" eine zwar kleine und schmale, aber doch abwechslungsreiche Gartenlandschaft mit Rosengarten und Rosenbögen, Blumenbeeten, Hecken, Stauden und einem Kinderspielplatz zu schaffen. Auch an einen Konzertplatz am Stadtbad wurde gedacht. Denn schließlich war Mülheim damals noch eine Garnisonsstadt, in der die Militärmusiker gerne gehört wurden. Doch die kaiserlichen Soldaten des Infanterieregimentes 159 sollten später ebenso aus dem Stadtbild verschwinden, wie die in den Ostruhranlagen aufgestellte Büsten des ersten Reichskanzlers Bismarck, des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. und des Generalfeldmarschalls von Moltkes. Nur die Büste der vor 200 Jahren gestorbenen Königen Luise, die ursprünglich im Luisental stand, hat die Stürme der Zeit überlebt und ist zumindest als Büste ins Schloss Broich zurückgekehrt, wo die junge Prinzessin zu Mecklenbur-Strelitz 1787, 1789 und 1791 mit ihrer Großmutter Marie Luise Albertine von Hessen-Darmstadt einige Monate verlebt hatte.
Dieser Text erschien am 30. Juli 2010 in der NRZ
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