Heute ist Volkstrauertag. Auch in Mülheim wurde mit Gedenkreden und Kranzniederlegungen der Kriegstoten gedacht. Was mir am Mahnmal für die NS-Opfer im Luisental und bei der Kundgebung am Mahnmal des unbekannten Soldaten am alten Friedhof auffiel, war die Tatsache, dass die Mehrheit der Bürger, die sich Zeit für die Erinnerung an die dunklen Kapitel unserer Geschichte nahmen, der Generation 50 und 60 Plus angehörten.
Hinzu kam, dass die Kundgebung am alten Friedhof von vermummten Jugendlichen gestört wurde, die mit einem Transparent und lauten Zwischenrufen: "Gegen die Verherrlichung von Vernichtungskrieg und die Leugnung des Holocausts. Nieder mit Deutschland. Nie wieder Deutschland. Nie wieder Antisemitismus." und "Für Kommunismus" forderten. In ihren Gedenkreden fanden Stadtdechant Michael Janßen und Bürgermeister Markus Püll allerdings Worte, die deutlich machten, dass die Jugendlichen den Volkstrauertag, der 1919 vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge ins Leben gerufen wurde, deutlich missverstanden haben.
Janßen unterstrich, dass der Volkstrauertag eben nicht nur den Kriegstoten des eigenen Volkes, sondern den Kriegsopfern aller Nationen gewidmet sei. Zu Recht verwies er auf die Erfolgsgeschichte der Europäischen Einigung, die er als einen "Lernprozess der Völker" würdigte. Er appellierte an uns alle, in unserem Alltag Enttäuschungen zu überwinden und unsere eigene Hoffnung auf ein friedliches und menschliches Miteinander niemals aufzugeben.
Wie aktuell der Volkstrauertag auch 91 Jahre nach dem Ende des I. Weltkrieges und 64 Jahre nach dem Ende des II. Weltkrieges, machte Bürgermeister Püll unter anderem mit dem Hinweis deutlich, dass seit 1992 81 Bundeswehrsoldaten bei Auslandseinsätzen ihr Leben verloren haben und in Afghanistan zuletzt 50 Menschen bei einem Luftangriff umgekommen sind, der von einem deutschen Offizier angeordnet worden war.
Und nicht von ungefähr zitierte Püll, der in Mülheim auch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge leitet, den Alt-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit der Erkenntnis: "Wer seine Geschichte nicht kennt, ist verurteilt, sie zu wiederholen." Wer das verhindern will, muss aber auch mehr in politische und historische Bildung investieren.
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