Dienstag, 17. November 2009

Quo vadis CDU? Ein Handwerksmeister spricht über das politische Handwerk seiner Partei

Nach einer verheerenden Wahlniederlage versucht sich die CDU neu aufzustellen. Gestern Abend erst führte der Parteivorstand dazu eine Stategiedebatte. Die Frage ist; Was sollte die CDU als Volkspartei ausmachen und was erwarten die Bürger von ihr? Darüber sprach ich mit Franz Püll. Der 82-jährige Handwerksmeister und Vater von Bürgermeister Markus Püll trat vor 40 Jahren der CDU bei. Von 1975 bis '90 gehörte er dem Stadtrat und von 1980 bis '95 dem Landtag an.

Warum sind Sie 1969 in die CDU eingetreten?
Ich habe mich damals für die Volkspartei CDU entschieden, weil sie die Heimat des Mittelstandes war. Außerdem hat mich Ludwig Erhard als Garant der Sozialen Marktwirtschaft beeindruckt. Die Vertretung von Mittelstandsinteressen in Verbindung mit der katholischen Soziallehre waren letztlich für mich das entscheidende Kriterium, der CDU beizutreten.
Warum waren Sie damals für die CDU interessant?
Ich war damals Landesinnungsmeister meines Berufsverbandes. Und wir haben die Mittelstandsvereinigung der Partei stark aktivieren können. Das war auch für den damaligen CDU-Kreisvorsitzenden Max Vehar ein Grund, mich davon zu überzeugen, in die CDU einzutreten.

Wie kann die CDU wieder erfolgreicher werden?
Wenn es um Auseinandersetzungen geht, um den Streit der Ideen und Konzepte, dann kommt es darauf an, dass man das intern austrägt und nicht in der Öffentlichkeit. Das gilt besonders dann, wenn es um personelle Entscheidungen geht. Was die CDU kann und auch beherzigen muss, ist, dass sie Respekt vor dem Nächsten hat. Es kommt darauf an, dass die Werte, die die Grundlage unserer Partei sind, auch besser realisiert werden.
Gehört öffentlicher Streit, auch innerhalb einer Partei, nicht zur Demokratie dazu?
Es gibt ja in der aktuellen Diskussion der CDU ein Positionspapier, das aus dem Ortsverband Saarn kommt und das ich sehr bemerkenswert finde. Denn das ist ein Papier, das darauf hinweist, dass die Partei sich finden und ihre Ziele besser artikulieren muss, ohne dass dabei jemand persönlich angegriffen würde. Ich weiß nicht, ob der Bürger dafür Verständnis hat, wenn sich eine Partei öffentlich auseinandersetzt. Mein Eindruck ist eher, dass die Bürger wissen wollen, welche Ziele, welche Ideen, welches Konzept hat die Partei? Er ist nicht daran interessiert, wenn sich Parteimitglieder öffentlich untereinander beharkeln und kritisieren.
Warum steht nicht nur die Volkspartei CDU derzeit unter Druck?
Ich glaube, dass die Volksparteien duurch die Großen Koalition Federn gelassen haben, obwohl die Große Koalition auch ein gutes Maß an Erfolg aufzuweisen hat.
Meinen Sie damit auch die Große Koalition, die es bis zur Kommunalwahl im Rat gab?
Die Mülheimer Große Koalition... Da hat es ja wohl nicht funktioniert. Aber ich glaube, dass es hier auch für die Zukunft wichtig ist, dass sich Mehrheiten bilden, damit die Interessen der Stadt und ihrer Bürger besser zum Tragen kommen.

Wie sehen Sie denn die Zukunft Ihrer Partei und was raten Sie ihr, um wieder attraktiver zu werden?
Ganz wichtig ist, dass die Partei auf die Bürger zugeht und die Interessen der Bürger in ihre Überlegungen mit einbezieht. Und wenn sie sich dann in der Öffentlichkeit nicht auseinanderdividieren ließe, dann gäbe es sicher einen guten Neuanfang. Und ich bin sicher, dass der Bürger das dann auch honoriert.

Oder ist vielleicht die Volkspartei an sich ein Auslaufmodell?
Nein. Denn es wird ja auch in Zukunft so sein, dass die Bevölkerungsinteressen und Lebensbedingungen unterschiedlich sind. Dass man sie dann in einer Partei, wie der CDU, bündelt, müsste möglich sein, egal, ob es die wirtschaftlichen Belange des Mittelstandes oder die sozialen Probleme sind. Denn Politik muss die Lebenbedingungen der Menschen verbessern und einen Gerechtigkeitsausgleich schaffen. Eine Partei, die nur bestimmte Interessen vertritt, fährt sich fest.

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