Sonntag, 25. Oktober 2009

Vor 40 Jahren begann mit dem Stadtbahnbau in Mülheim eine neue Nahverkehrsära


Wer von Essen nach Mülheim will, kann mit dem Auto über die A40 fahren und hoffen, dass er nicht im Stau stecken bleibt. Die schnellere und umweltfreundlichere Alternative ist aber wohl eine Stadtbahnfahrt mit der U18, die einen in 15 bis 20 Minuten von einem Stadtzentrum ins nächste bringt. Von einem exemplarischen Beispiel „für eine neue Ära des Nahverkehrs an Rhein und Ruhr", spricht der damalige Landesverkehrsminister Fritz Kaßmann, als er am 24. Oktober 1969 mit einem symbolischen Knopfdruck das Startsignal zu der Stadtbahnstrecke Essen-Mülheim gibt. Bürgermeister Fritz Denks spricht angesichts des geplanten Stadtbahnknotenpunktes „von der wichtigsten Drehscheibe des öffentlichen Personennahverkehrs."

Zur Feier des Tages intoniert eine Bergmannskapelle die Eurovisionshymne und das Lied „Modern Time". Am Tag darauf titelt die Lokalausgabe der NRZ: „Mülheimer sind die ersten Nutznießer der Stadtbahn." Die Vision ist ein Stadtbahnverkehr quer durchs Ruhrgebiet, der die anderen öffentlichen Verkehrsmittel vom Bus bis zur Straßenbahn nicht ersetzen, aber ergänzen und miteinander verknüpfen soll. Zehn Jahre und zehn Tage wird es dauern, bis NRW-Ministerpräsident Johannes Rau am 3. November 1979 die erste U18 über das zweite Teilstück der Stadtbahnstrecke zwischen Hauptbahnhof und Heißen Kirche steuern kann. Bis dahin werden allein in Mülheim 310 Millionen Mark verbaut. 50 Prozent der Kosten trägt der Bund, 40 Prozent das Land und zehn Prozent die Stadt. Doch von Geld redet man an diesem kalten 24. Oktober 1969 nicht. Verkehrsminister Kassmann gibt sich alle Mühe, Begeisterung und Optimismus auszustrahlen. Das Projekt werde schneller Formen annehmen, als Skeptiker glaubten. „Die Ruhrbevölkerung hat lange genug auf ein modernes Verkehrsmittel gewartet. Es darf keine Zeit mehr vergeudet werden," sagt Kaßmann und fordert: „Die Stadtbahn Ruhr muss im Bewusstsein der Bevölkerung zu einem gern gesehenen und freundlich aufgenommenen Bestandtteil des täglichen Lebens werden."

Der Minister weiß aber auch, welche Belastungen auf die Bürger zukommen werden. Während des Baujahrzehnts müssen die Bauleiter an den Teilabschnitten der Stadtbahnstrecke immer wieder Bürgerfragen beantworten und Beschwerden entgegennehmen. Am 28. Mai 1977 kann dann die erste, 7,8 Kilometer lange Teilstrecke zwischen Essen und Heißen eröffnet werden. Als NRW-Ministerräsident Johannes Rau gut zwei Jahre später den zweiten, 3,3 Kilometer langen Stadtbahnabschnitt zwischen Mülheim Hauptbahnhof und Heißen-Kirche eröffnet, stellt er fest: „Wir kommen dem seit Jahren von der Landesregierung verfolgten Ziel, den Öffentlichen Personennahverkehr auszubauen und die Städte an Rhein und Ruhr vom Molloch Individualverkehr zu befreien, um weitere 3,5 Kilometer näher." Unter dem Eindruck der Ölkrise der 70er Jahre kommt der Oberbürgermeister Dieter aus dem Siepen zehn Jahre nach dem ersten Spatenstich für die U18 zu dem Ergebnis: „Die Konzeption der Stadtbahn gewinnt in einer Zeit des stärkeren Energiebewusstseins zunehmend an Bedeutung." Der Oberbürgermeister lobt die Tatsache, dass die Ruhrstädte „stärker und enger verflochten" würden, warnt aber die Landesplaner vor der Versuchung, „selbstständigen und eigenverantwortlichen Gemeinden zugunsten eines Riesengebildes Ruhrstadt den Gar auszumachen." So sah im Februar 1970 das „große Loch" für den Verkehrsverknüpfungspunkt aus.

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