Mittwoch, 21. Oktober 2009

Ein Mülheimer in Hagen: Der ehemalige OB-Referent wird jetzt selbst Oberbürgermeister



Manchmal kann ein Rückschlag auf der Karriereleiter einen Karriereschub bringen. Der 46-jährige Diplom-Verwaltungswirt Jörg Dehm hat es erlebt. 1979 trat er als Anwärter für den Mittleren Dienst in die Mülheimer Stadtverwaltung ein. Dort war er lange im Personalamt tätig, ehe er Mitte der 90er zum persönlichen Referenten der Verwaltungschefs aufstieg. Erst diente der Christdemokrat unter Oberstadtdirektor Predeick, dann unter OB Baganz, beide Parteifreunde. Doch nach dem Baganz-Rücktritt im November 2002 und der Wahl der Sozialdemokratin Mühlenfeld "war ich irgendwie über", erinnert sich Dehm. Natürlich hätte er auf irgend einen Posten in der Verwaltung zurückkehren können. Doch Dehm wollte weiter an der Verwaltungspitze, an der Nahtstelle zwischen Politik und Verwaltung arbeiten.
Im Sommer 2003 bot sich die Chance. Die schwarz-grüne Ratsmehrheit in Dinslaken suchte einen neuen Stadtkämmerer und fand ihn in Dehm. "Immerhin habe ich einen strukturellen Haushaltsausgleich erreichen können", bilanziert Dehm seine sechsjährige Amtszeit, die nun zu Ende gegangen ist.


Heute tritt Dehm, der bisher in Eppinghofen gewohnt hat und gerade erst umgezogen ist, sein neues Amt als Oberbürgermeister von Hagen an. In dieses Amt wurde Dehm am 30. August als Kandidat der CDU mit gut 39 Prozent gewählt. Der Vize-Chef der Hagener CDU, Christian Kurrat, glaubt, dass Dehm ein "charmant unbequemer OB sein wird." Damit kann Dehm gut leben. Er weiß, dass er sich auch in Mülheim nicht nur Freunde gemacht hat, was er zuletzt schmerzlich spürte, als sein einstiger Weggefährte, der inzwischen gescheiterte OB-Kandidat Stefan Zowislo, ihn öffentlich in die Nähe der Korruption rückte - und den Vorwurf flugs zurückziehen musste.

Dehm weiß aber auch, dass sein neues Amt nicht leicht wird. Haushaltskonsolidierung und Neuaufstellung der Wirtschaftsförderung sind Herausforderungen seiner politischen Agenda. Keine leichte Aufgabe. Denn in Hagen bekommt er es mit einem 140 Millionen Euro schweren Defizit und Schulden von einer Milliarde Euro zu tun. "Wir müssen unsere Aufgaben an das anpassen, was wir uns leisten können", gibt der Mann aus Mülheim die Marschrichtung vor. Er macht sich keine Illusionen darüber, dass die Haushaltskonsolidierung nicht ohne Personalabbau in der Verwaltung gelingen wird.

Sein Vorteil: Harte, aber notwendige Einschnitte kann ein OB, der von außen kommt, unter Umständen leichter durchsetzen. Und was bleibt von Mülheim? Viel. Denn Dehms Familie bleibt hier wohnen. Frau und Töchter wollen dem Vater erst 2010 nach Hagen folgen.

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