Heute ist der Welttag der Menschen mit Behinderung. Dominik Welzel (23) ist
einer von ihnen. Er hat Epilepsie, kann also Krampfanfälle erleiden. „Doch diese
Gefahr besteht jetzt nicht mehr, weil ich medizinisch richtig eingestellt bin“,
freut sich Welzel.
Das war nicht immer so und führte dazu, dass er seine
Berufsausbildung als Schumacher und Orthopädie-Mechaniker nicht beenden konnte.
Eine weitere Arbeitsstelle in der Produktion eines Gebäckherstellers musste er
aufgeben, weil das menschliche Umfeld nicht stimmte. Doch jetzt stimmt für ihn
alles. Seit dem 1. August arbeitet er an der Grillstation eines
McDonalds-Restaurants in Dümpten. Inhaber Marcus Prünte und seine
Personalleiterin Ellen Patzwall gaben ihm nach einem dreimonatigen
Probepraktikum eine Festanstellung.
„Ich bin glücklich, weil ich hier
gebraucht werde und das Betriebsklima sehr familiär ist“, sagt Welzer nach vier
Monaten im neuen Job. Der Chef der Agentur für Arbeit, Jürgen Koch, kennt die
Vorurteile, die viele Arbeitgeber gegenüber Menschen mit Behinderung haben: „Die
sind nicht leistungsfähig. Die sind öfter krank. Und die werde ich nie wieder
los.“ Koch weist darauf hin, „dass aktuell 409 Pflichtstellen für Menschen mit
Behinderung noch unbesetzt sind.“ Pflichtstellen sind die Stellen, die
Arbeitgeber mit Schwerbehinderten besetzen müssen, um den gesetzlich
vorgeschriebenen Fünf-Prozent-Anteil von Mitarbeitern mit Behinderung zu
erreichen und keine Ausgleichabgabe bezahlen zu müssen. Nach Angaben der Agentur für Mülheim haben derzeit rund 2000 von 17.600 Mülheimern mit Behinderung eine sozialversicherte Vollzeit-Stelle, während 385 eine solche noch suchen. Gegenwärtig gibt es in der Ruhrstadt insgesamt rund 58.000 sozialversicherte Vollzeit-Beschäftigte.
Marcus Prünte,
der insgesamt 16 Mitarbeiter mit Handicap beschäftigt und sich zur „sozialen
Verantwortung der Unternehmer“ bekennt, bestätigt aus seiner praktischen
Erfahrung die Einschätzung von Agentur-Chef Koch: „Arbeitnehmer mit Behinderung
wissen den Wert eines Arbeitsplatzes und die damit verbundene soziale Teilhabe
besonders zu schätzen und sind deshalb auch sehr motiviert.“
Anett
Schwoy, die sich bei der Agentur für Arbeit um die Vermittlung von
Arbeitssuchenden kümmert, die eine Behinderung haben oder aus einer
Rehabilitationsmaßnahme zurück auf den ersten Arbeitsmarkt kommen, sieht in den
letzten Jahren eine steigende Bereitschaft der Arbeitgeber, Menschen mit
Handicap einzustellen. „Wir stellen die Fähigkeiten und nicht die Behinderung
des Arbeitssuchenden in den Vordergrund und beraten Arbeitgeber auch mit Blick
auf mögliche Zuschüsse“, erklärt Schwoy. Nicht nur Lohnkosten, sondern auch die
barrierefreie Umgestaltung eines Arbeitsplatzes kann von der Agentur für Arbeit
finanziell unterstützt werden. Personalleiterin Ellen Patzwall empfiehlt
Arbeitnehmern mit Handicap dazu, offen mit ihrer Behinderung umzugehen, damit
Hilfsmittel rechtzeitig installiert werden und Missverständnisse vermieden
werden könnten.
Dieser Text erschien am 3. Dezember 2016 in NRZ/WAZ
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