"Niemals geht man so ganz", zitiert der Geschäftsführer des zur Contilia-Gruppe gehörenden St. Marien-Hospitals ein Lied von Trude Herr. Er sagt es mit Blick auf die Elisabeth-Schwester Ingeborg, die 64 Jahre lang als Kinderkrankenschwester, als Oberin und als Seelsorgerin im 1887 eröffneten Katholischen Krankenhaus gelebt und gearbeitet hat.
"Mein Herz wird immer für das St. Marien-Hospital schlagen", versichert die 86-jährige Ordensfrau, die ihren Alterssitz jetzt im Essener Emaus-Haus der Elisabeth-Schwestern nehmen wird. Als die aus Schernbeck am Niederrhein stammende Kinderkrankenschwester 1952 in St. Marien-Hospital kam und acht Jahre später der Ordensgemeinschaft der Elisabeth-Schwestern beitrat, waren im katholischen Krankenhaus 48 Ordensfrauen tätig. Heute verlässt Schwester Ingeborg als letzte Elisabeth-Schwester das Krankenhaus.
"Die Zeiten ändern sich, aber eines bleibt, die Patienten brauchen Krankenschwestern und Krankenpfleger brauchen, die sie liebevoll und mit einem Lächeln betreuen und pflegen", sagt die Nestorin des Marien-Hospitals. Und nicht nur dessen Geschäftsführer, Hubert Brams, bescheinigt ihr: "Sie haben immer gute Laune ins Krankenhaus gebracht!"
Natürlich hat Schwester Ingeborg, die in ihrer aktiven Zeit als Kinderkrankenschwester mehr als 20.000 Mülheimer auf die Welt geholt hat, auch schwere Zeiten im St. Marien-Hospital erlebt. Noch heute kommen ihr fast die Tränen, wenn sie an die frühen 60er Jahre zurückdenkt, in denen der Contergan-Skandal um ein Schlaf- und Beruhigungsmittel für Schwangere viele körperbehinderte Kinder zur Welt kommen ließ und nicht nur die betroffenen Eltern in die Verzweifelung trieb.
"Nicht nur in dieser schweren Zeit hat mich mein Glaube und die starke Gemeinschaft meiner Mitschwestern immer getragen", betont Schwester Ingeborg, die jetzt zusammen mit 31 Mitschwestern (zwischen 62 und 93 Jahren) im Essener Emaus-Haus ihrer Ordensgemeinschaft wohnen wird. Dort wird die Ordensfrau, die als aktive Kinderkrankenschwester sieben Tage in der Woche aktiv war und ihren ersten freien Nachmittag im November 1988 nahm, viel Zeit haben, um Bücher zu lesen und Spaziergänge zu unternehmen. Zurzeit liest sie eine Biografie über Papst Franziskus.
Dieser Text erschien am 19. November 2016 im Neuen Ruhrwort
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