Die Zeit, in denen die Kinder Fracksausen bekamen, wenn der Nikolaus in seinem
purpur-roten Bischofsgewand, seiner Mitra, seinem Ehrfurcht gebietenden weißen
Bart und seinem Bischofsstab nahte, sind vorbei.
Das merkte ich gestern,
als ich während einer Straßenbahnfahrt das Gespräch zwischen einem
Kindergartenkind und seiner Erzieherin hörte. „Ich bin gestern Nacht aufgewacht
und habe gesehen, dass vor meiner Zimmertür bereits ein gefüllter
Nikolausstiefel stand. Da habe ich mir einfach ein Bonbon stibitzt, aber der
Nikolaus hat nichts gemerkt“, ließ das kleine Zuckermäulchen seine perplexe
Kindergartentante wissen. „Das kannst du doch nicht machen“, antwortete die
Pädagogin mit gespielter Empörung. „Ich glaube schon. Denn ich hatte gerade
Hunger und das Bonbon schmeckte wirklich gut“, meinte das kleine
Nikolausfrüchtchen.
Ob sich der Nikolaus das in sein Goldenes Buch
notiert oder sollte der heilige Mann auch schon mit einem Tablet-Computer
unterwegs sein? Wahrscheinlich hat die kleine Naschkatze recht. Denn Sankt
Nikolaus ist ja Gott sei Dank kein Erbsenzähler, sondern der Schutzheilige der
Kinder und Seeleute. Er weiß, wie schnell gute Vorsätze ins Schwimmen geraten
können und hat deshalb sicher auch ein Herz für voreilige kleine Naschkatzen.
Dieser Text erschien am 8. Dezember 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
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