Freitag, 9. Dezember 2016

Die Willy-Brandt-Schule in Styrum feiert ihr 30-jähriges Bestehen

Ein Banner weist auf das
Schul-Jubiläum hin
30 Jahre Gesamtschule in Styrum. Das feiert die Willy-Brandt-Schule, so heißt sie seit 1993, eine ganze Woche lang. Bereits am Montag startete eine Projektwoche zum Schuljubiläum. Am Donnerstagabend werden geladene Gäste vom schuleigenen Catering bekocht und mit einem Bühnenprogramm gut unterhalten. Und am Freitag geht die Festwoche zwischen Oberhausener Straße, Augustastraße und Willy-Brandt-Platz von 15 bis 18 Uhr mit einem Schulfest zu Ende.
"Anfangs wollen viele Styrumer die neue Gesamtschule nicht. Sie versuchten vor Gericht den Erhalt der dort existierenden Hauptschule durchzusetzen", berichtet die heutige Schulleiterin Ingrid Lürig, aus den Analen der Schulgeschichte. Die Pädagogin hat 28 der 30 Schuljahre mit erlebt und gestaltet.

Bildung vor der Haustür

"Vor der Gründung der Gesamtschule mussten die Styrumer ihren Stadtteil verlassen, um einen weiterführenden Schulabschluss zu erlangen, der über den Hauptschulabschluss hinaus ging", erinnert Lürig, die die Leitung der Schule 2012 von deren Gründungsrektor Behrend Heeren übernommen hat.
Für Lürigs Stellvertreter Mathias Kocks ist der erste sozialdemokratische Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt der beste Namens-Patron, den sich die von Anfang an multikulturell geprägte Gesamtschule wünschen kann, "weil er als Mensch und Politiker für soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Frieden stand." Nicht ohne Genugtuung berichten Kocks und Lürig von Kindern, die mit einer Hauptschulempfehlung von der Grundschule kamen und später an der Gesamtschule ein gutes Abitur gemacht haben.

"An unserer Schule wird Schülern nicht nur Wissen vermittelt. Wir erziehen sie auch und halten ihre Bildungslaufbahn lange offen, so dass auch Spätentwickler noch eine Chance bekommen, sich für die Oberstufe zu qualifizieren und dort ihr Abitur machen zu können", beschreibt Lürig den pädagogischen Markenkern, der Willy-Brandt-Schule, die vom ersten Tag an eine Ganztagsschule war. Dass die Schülerzahl in den letzten 30 Jahren von 86 auf 1000 angestiegen ist und heute rund 80 Prozent der Schüler aus dem Stadtteil Styrum kommen, zeigt, dass die jüngste von heute drei Mülheimer Gesamtschulen in Styrum angekommen ist.


Dass hier jeder Schüler, ob aus bildungsnahem oder bildungsfernem Elternhaus, hier genug Förderung und Zeit bekommt, um in seinem eigenen Tempo, das Potenzial zu entwickeln, das er hat, wird durch schuleigene Differenzierungssystem gewährleistet. Grund-, Erweiterungs- und Förderkurse, aber auch eine unverkürzte neunjährige Schulzeit bis zum Abitur sind die dafür notwendigen Bausteine. Mit dem Hinweis auf das Zentralabitur und die dokumentierten Prüfungsergebnisse treten Kocks und Lürig dem immer mal wieder zu hörenden Vorurteil entgegen, das Gesamtschul-Abitur sei weniger wert, als das an einem Gymnasium abgelegte Abitur.
Zum pädagogischen Fundament der Schule, die durch einen Um- und Ausbau 2012 auf den bautechnisch modernsten Stand gebracht werden konnte, zählt ihr Führungstandem auch die zahlreichen Kooperationen, etwa mit der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft RWW (Haus Ruhrnatur und Aquarius) oder der Styrumer Feldmann-Stiftung. Auch durch ihre Mitarbeit in der Stadtviertelkonferenz, bei Stadtteilfesten oder eine enge pädagogische Zusammenarbeit mit den Styrumer Grundschulen, konnte sich die Willy-Brandt-Schule, im Stadtteil zu einer gut verankerten Bildungs- und Kulturinstitution entwickeln. Dazu gehört auch, dass die Schulbücherei gleichzeitig als Stadtbibliothek genutzt wird.

Mehr Lehrer braucht die Schule

Dass ihre Schule aber auch im 30. Jahr ihres Bestehens eine Baustelle bleibt, obwohl sie inzwischen über beste bauliche und räumliche Rahmenbedingungen verfügt, machen Lürig und Kock mit Blick auf die jüngsten pädagogischen Herausforderungen deutlich, die der gemeinsame Unterricht von Kindern mit ohne Handicap sowie die Förderung der sogenannten Seiteneinsteiger mit sich gebracht haben. Derzeit werden insgesamt 30 Flüchtlingskinder- und Jugendliche mit unterschiedlichstem Bildungsniveau in zwei internationalen Vorbereitungsklassen an den Regelunterricht herangeführt. Außerdem nehmen jeweils bis zu fünf Schüler mit unterschiedlichsten Handicaps, von der extremen Sehbehinderung bis zur Lernschwäche, in neun inklusiven Klassen am gemeinsamen Unterricht teil. Auch hier geht es darum, dass alle Schüler gemeinsam, aber in ihrem jeweils individuellen Tempo lernen können. Doch Lürig und Kocks lassen keinen Zweifel daran, "dass wir derzeit für diese pädagogischen Aufgaben von Inklusion und Integration nicht die notwendige Zahl von Lehrern haben, um in diesen besonderen Klassen die dort sinnvolle pädagogische Doppelbesetzung zu gewährleisten." Einschließlich der Referendare arbeiten derzeit 100 Lehrkräfte an der Styrumer Gesamtschule. Weitere Informationen rund um die Willy-Brandt-Schule findet man im Internet unter: www.wbs-mh.de

Dieser Text erschien am 7. Dezember 2016 im Neuen Ruhrwort

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