Im
Gespräch: Moderator Herbert Großarth
und das Ehepaar
Uwimana-Reinhardt.
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„Der
Geist des Herrn ist über mir. Darum, dass mich der Herr gesalbt hat.
Er hat mich gesandt, den Elenden zu predigen, die zerbrochenen Herzen
zu verbinden, den Gefangenen die Freiheit zu verkünden und den
Gebundenen, dass ihnen die Tür geöffnet werde.“ Ein Text aus dem
Alten Testament (Jesaia 61 1-5) wird plötzlich ganz aktuell und auch
die Seligpreisungen der Bergpredigt (Mt 5 3-16) Jesu: „Selig, die
keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben. Selig, die
keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben. Selig, die
hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“, hört
sich plötzlich ganz aktuell an.
Wolfgang
Reinhardt und seine aus Ruanda stammende Frau Denise Uwimana
berichten bei den Bibeltagen im Altenhof über ihre Aufbau- und
Versöhnungsarbeit im ostafrikanischen Land der 1000 Hügel und
verbinden das mit einer Bibelarbeit. Er hat lange als Pfarrer im
Ruhrgebiet gearbeitet und sie hat als Frau aus dem Volk der Tutsi
1994 den von den Hutus verübten Völkermord überlebt. Denise
Uwimana hatte ihren ersten Ehemann während des Völkermordes
verloren und Wolfgang Reinhardt kam in den 90er Jahren nach Ruanda,
um über die Ursachen und Folgen des Völkermordes zu forschen.
„In
100 Tagen wurden eine Million Menschen ermordet“, nennt Reinhardt
unglaublichen Zahlen des Genuzids, den die Vereinten Nationen damals
nicht verhindern konnten. „Niemand hat Stopp gesagt, auch die
Pastöre nicht“, erinnert sich Denise Uwimana. Unglaublich grausam
auch, was sie aus dem blutigen Frühjahr 1994 berichtet. 500.000
Frauen wurden vergewaltigt. Viele Mütter mussten zusehen, wie ihre
Männer und Kinder brutal gefoltert und ermordet wurden.
Besonders
bewegend ist ihr Bericht über eine Witwe, die sich mit dem Mörder
ihres Mannes und ihrer Familie ausgesöhnt hat und heute auf seine
bedingungslose Unterstützung rechnen kann, wenn sie mit den Witwen
und Waisen, die sie bei sich aufgenommen hat, wie in einer neuen
Familie zusammenlebt. „Wir sind heute, füreinander, wie Mutter und
Sohn und helfen uns gegenseitig, wo wir können“, sagt der der
Mörder ihrer Familie. Auch Denise Uwimana hat den Mördern ihres
Mannes und ihrer Angehörigen öffentlich vergeben und zusammen mit
ihrem heutigen Ehemann den gemeinnützigen Verein Iriba Shalom
International („Quelle des Friedens und des Wohlseins für alle
Nationen“) ins Leben gerufen. Ihr gemeinsames Ziel: Der Aufbau
eines Multifunktionszentrums, das im kommenden Jahr fertiggestellt
werden soll. Dort soll ihre schon jetzt geleistete Versöhnungs- und
Aufbauarbeit institutionalisiert werden. Es geht ihnen um Seelsorge,
um soziale und psychologische Hilfe, um wirtschaftliche Starthilfe
durch Kleinkredite und um Bildung durch Schul- und
Ausbildungspatenschaften. Deshalb reist das Ehepaar, das heute in
Kassel zu Hause ist, nicht nur durch Ruanda, sondern auch durch
Deutschland, um Hilfe zu geben und um Hilfe zu bitten.
„Woher
nehmen Sie die Kraft?“ fragt nicht nur Moderator Herbert Großarth,
sondern auch so mancher der rund 400 Zuhörer im Altenhof. Denise
Uwimana, die in einer christlichen Familie aufgewachsen und geprägt
worden ist, berichtet „von der Kraft des Gebetes“ und von dem
Gefühl, „dass Gott mich auch im größten Grauen beschützt hat,
damit ich überlebe und berichten kann, was geschehen ist und damit
ich Menschen ermutigen kann, sich zu vergeben und zu versöhnen und
trotz Tod und Leid an Gott zu glauben und auf ihn vertrauen.“
Ihr
Mann Wolfgang Reinhardt kommt in seiner aktuellen Bibelarbeit zu dem
Ergebnis: „Zerbruch tut weh. Aber Zerbruch kann auch heilen, weil
Versöhnung und Vergebung möglich und notwendig sind, um neue Kräfte
des Lebens und der Liebe freizusetzen.“ Für ihn steht fest, dass
Ruanda 21 Jahre nach dem Völkermord auch für aktuelle Krisen- und
Kriegsgebiete der Welt zum Vorbild werden kann. (Thomas Emons)
INFO:
Wer die Arbeit von Iriba Shalom International unterstützen oder mehr
darüber erfahren möchte, erreicht Denise Uwimana-Reinhardt
(Heinrich-Schütz-Allee 287) in 34134 Kassel unter der Rufnummer
0561-45007310 oder per E-Mail an: sakinadenise@gmx.de
Dieser Text erschien am 3. Oktober 2015 im Neuen Ruhrwort
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