Sonntag, 25. Oktober 2015

Was bleibt nach zwölf Jahren von der scheidenden Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld: Eine Umfrage in der Innenstadt

An ihrem letzten Amtstag kann man sagen, dass die meisten Mülheimer die scheidende Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld mit Ruhrbania verbinden. Das zumindest zeigte eine Straßenumfrage in der Innenstadt.

Deutlich wurde dabei auch, dass sich nach wie vor an dem Stadtentwicklungsprojekt, das Mühlenfeld maßgeblich vorangetrieben hat, die Geister scheiden. Die Kritiker sprechen von einer Fehlinvestition, die Mülheim nicht vorangebracht habe. Die Befürworter sehen in Ruhrbania aber einen ersten Schritt in die richtige Richtung.

Für sie sind das neue Ruhrquartier und seine Promenade mit ihren Lokalitäten Teile eines entwicklungsfähigen Projekts, das noch nicht abgeschlossen ist. Horst Kampmann etwa empfindet die Realisierung des neuen Ruhrquartiers als „eher erdrückend“. Fotograf Carsten Andre hat im Vergleich mit dem Duisburger Innenhafen oder mit dem Düsseldorfer Medienhafen den Eindruck gewonnen, „dass die Investitionen, die in dieses Stadtentwicklungsprojekt geflossen sind, bisher zumindest in keinem Verhältnis zu den Ergebnissen steht“. Der pensionierte Richter Raymund Krause warnt vor Ungeduld. Er weist darauf hin, „dass man erst noch mal abwarten muss, wie sich das Projekt in seinen Details weiterentwickelt“.

Allgemein wird die scheidende Oberbürgermeisterin als kompetente, verbindliche und immer ansprechbare Verwaltungschefin wahrgenommen. Ein wichtiger Aspekt der Rückschau auf ihre zwölfjährige Amtszeit ist das Thema Bürgernähe. Die von Mühlenfeld initiierte Bürgeragentur an der Schollenstraße wird als ihr Verdienst und als eine echte Innovation gewürdigt. Obwohl viele Bürger Mühlenfeld in der persönlichen Begegnung als verbindlich und an den jeweiligen Problemen interessiert erlebt haben, spürten sie gleichzeitig, dass die erste Dame der Stadt doch immer auch persönliche Distanz bewahrt hat. „Aber die Leute sind eben unterschiedlich. Jeder hat sein eigenes Temperament. Sie gehörte sicher nicht zu den Bürgermeister-Typen, die auf der Straße jeden Bürger mit Handschlag begrüßen,“ sagt zum Beispiel Ingeborg Hülser.

Der Vorsitzende der im Bereich Suchtvorbeugung arbeitenden Ginko-Stiftung, Hans-Jürgen Hallmann, hat Dagmar Mühlenfeld bei verschiedenen Projekten immer wieder als motivierende und moderierende Verwaltungschefin erlebt. Sie habe es, so Hallmann, zum Beispiel im Rahmen der Leitbilddiskussion geschafft, Vertreter aus ganz unterschiedlichen Gruppen an einen Tisch zu bringen. Dadurch seien viele kompetente Bürger dazu gebracht worden, sich persönlich für die weitere Entwicklung der Stadt zu interessieren und zu engagieren.

Hildegunde Schüttler, die sich ehrenamtlich in der katholischen Ladenkirche engagiert, hat den Eindruck, dass die Konzentration auf das Vorzeigeprojekt Ruhrbania zu Lasten anderer Alltagsaufgaben der Kommune gegangen sei. Als Beispiel nennt sie den Zustand der Innenstadt und dort speziell die marode Verfassung des Straßenpflasters. Rentnerin Hildegard Kampmann, die ebenso, wie Mühlenfeld aus Heißen kommt, ärgert sich darüber, „dass sich die Oberbürgermeisterin so wenig um ihren alten Stadtteil gekümmert hat“. Das sehe sie immer wieder daran, wenn sie beim Rundgang durch ihr Viertel auf viele Schmuddelecken stößt.

Auf der Haben-Seite der scheidenden OB verbucht Kampmann Mühlenfelds Engagement als Vizepräsidentin des Deutschen Städtetages. In dieser Funktion habe sie sich mit viel Energie dafür eingesetzt, dass die notleidenden Städte finanzielle Hilfen von Bund und Ländern bekommen sollen.


Auch das Management der Flüchtlingsunterbringung habe sie zusammen mit Sozialdezernent Ulrich Ernst beispielhaft in den Griff bekommen.

Dieser Text erschien am 20. Oktober 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

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